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Schweizer Militärverbände fordern Kauf von noch mehr F-35-Kampfjets

F-35 aircraft fighters conduct a flyover during a Fourth of July celebration at the White House, Friday, July 4, 2025, in Washington. (AP Photo/Rahmat Gul)
Trump Fourth of July
Seit Trumps-Zollattacke auf die Schweiz noch umstrittener: Der Kauf von F-35-Kampfjets.Bild: keystone

Um Trump zu gefallen: Schweizer Militärverbände fordern Kauf von noch mehr F-35-Kampfjets

Der Bundesrat will den USA offenbar mit dem Kauf zusätzlicher Rüstungsgüter im Zollstreit entgegenkommen. Ein guter Plan, finden die militärischen Gesellschaften. Aus ihrer Sicht sollte die Schweiz den USA insbesondere beim Kampfjet F-35 entgegenkommen.
12.08.2025, 06:5412.08.2025, 06:54
Lea Hartmann / ch media
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Wie soll die Schweiz auf den US-Zollhammer reagieren? Für die Linken steht fest: Der Bundesrat muss kontern – und den Kauf der F-35-Kampfjets aus US-Produktion stornieren. Aber auch im bürgerlichen Lager gibt es Stimmen, die laut über eine rüstungspolitische Retourkutsche der Schweiz nachdenken.

Oberst im Generalstab Stefan Holenstein, Praesident des Verbandes militaerischer Gesellschaften Schweiz (VMG), befragt die beiden Bundesratskandidaten am Hearing des VMG am Rand der Fruehjahrssession  ...
Stefan Holenstein, Präsident des Verbands Militärischer Gesellschaften Schweiz.Bild: keystone

Als letzte Option dürfe man «nicht ausschliessen, einen Rückzieher zu machen und stattdessen auf die in Frankreich produzierten Rafale zu setzen», sagte Andrea Gmür, Luzerner Mitte-Ständerätin und Präsidentin der Sicherheitspolitischen Kommission des Ständerats, gegenüber Radio SRF.

Schweiz soll 12 zusätzliche F-35 beschaffen

In Militärkreisen kommen diese Überlegungen gar nicht gut an. Rüstungspolitische Gegenmassnahmen seien «nicht nur unhaltbar und deplatziert, sondern auch völlig wirkungslos gegenüber den USA», ist Stefan Holenstein überzeugt. Der Milizoffizier präsidiert den Verband Militärischer Gesellschaften Schweiz (VMG), dem beispielsweise die Vereinigungen der Offiziere und der Unteroffiziere angehören.

Holenstein fordert nicht nur ein Festhalten am F-35-Kauf – sondern verlangt gar eine Aufstockung der Flotte. Statt 36 soll die Schweiz 48 Kampfflieger beschaffen – also ein Drittel mehr als vorgesehen. Dies, um US-Präsident Donald Trump dazu zu bringen, den Zollsatz zu senken.

Ausserdem soll die Schweiz beim Streit um den Fixpreis des Jets nachgeben. Ende Juni hatte Verteidigungsminister Martin Pfister bekannt gegeben, dass die Beschaffung statt 6 Milliarden bis zu 7,3 Milliarden Franken kosten könnte. Den Fixpreis, den man aus Sicht der Schweiz vereinbart hat, nannten die Amerikaner ein «Missverständnis».

«Wir können Amerika nicht einfach Adieu sagen»

Offizier Holenstein sieht in der Zollkrise eine Chance. Der Verband fordert schon lange mehr Kampfjets und ein deutlich höheres Armeebudget. Mit 12 zusätzlichen Jets könnte man die Durchhaltefähigkeit der Luftwaffe entscheidend verlängern, argumentiert er. Eine Win-win-Situation also für die Schweiz und die USA – allerdings zu einem sehr hohen Preis.

Dass die Schweiz mit einem Einknicken im Fixpreis-Streit ein falsches Signal aussenden würde, sieht Holenstein nicht als Problem. Viel wichtiger sei, dass die Schweiz damit gerade gegenüber europäischen Partnern zeigen würde, dass sie es ernst meine mit der längst fälligen Aufrüstung und ihren Beitrag zur globalen Sicherheitsarchitektur leiste.

«Wir können Amerika weder wirtschaftlich noch politisch einfach Adieu sagen», meint Holenstein. Auch für den Bundesrat kommt eine Abkehr von den F-35 nicht infrage. Er erwägt offenbar gar weitere Rüstungskäufe bei den US-Amerikanern, um diese gnädig zu stimmen. «Rüstungskäufe sind wichtig für die Beziehungen zu den USA», sagte Verteidigungsminister Pfister am Wochenende am Rande des Eidgenössischen Schützenfestes. Holenstein plädiert insbesondere auch für den Kauf von US-Munition.

Die militärischen Gesellschaften kritisieren, dass der Bundesrat erst jetzt einen Plan B erarbeitet – und Bundespräsidentin Keller-Sutter diesen nicht schon beim Telefongespräch mit Trump griffbereit hatte. «Trötzeln bringt jetzt nichts», findet Holenstein. «Stattdessen müssen wir nun guten Willen zeigen und uns als starken Handelspartner positionieren.» (aargauerzeitung.ch)

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270 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Lukioman
12.08.2025 07:19registriert Mai 2023
Derweil steigt Spanien aus ihrem F-35 Deal aus. Trump und seinen Schergen gefällig zu sein, bringt nichts - er ist ein labiler Machthaber, der heute so, morgen so denkt. Gerade die Schweiz, wo Beständigkeit, Zuverlässigkeit und die Demokatie im Vordergrund stehen, sollte ganz klar so einem wankelmütigen Despot nicht entgegen kommen. Farbe bekennen bedeutet auch mal Rückgrat zu haben, liebe Volksvertreter!
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Rethinking
12.08.2025 07:02registriert Oktober 2018
NEIN! Einen Fehler noch massiver zu machen, macht ihn nicht rückgängig…

Ganz im Gegenteil…

Wohl ne billige Masche um „wenigstens“ an den aktuell geplanten F35 festzuhalten…
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WTF2023
12.08.2025 07:22registriert Dezember 2022
Die Vertreter der Schweizer Armee tun aber auch alles, um sich unbeliebt zu machen. Nachher wundern sie sich, warum die jungen Männer nicht ins Militär wollen. Danach erschweren sie die Zulassung zum Zivildienst, usw.
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