Eigentlich könnte er ja ganz salopp zu seinen Mannschaftskameraden sagen: «Jungs, alle mal herhören. Ich erkläre euch, wie man Cupsieger wird!» Hekuran Kryeziu ist Mittelfeldspieler beim FC Luzern und hat im vergangenen Jahr mit dem FC Vaduz die Trophäe in die Höhe gestemmt.
Weil es sich dabei aber nur um den Liechtensteiner Cup gehandelt hat, den sein damaliger Verein mit einem lockeren 5:0 über den Drittligisten Triesenberg zum 43. Mal gewann, sagt der 23-Jährige schmunzelnd: «Die Herausforderung war nicht besonders gross. Ich übergebe deshalb David das Wort. Ich habe nicht dieselbe Erfahrung wie er.»
David Zibung ist der Goalie des FCL. Er besitzt tatsächlich viel Erfahrung mit dem Cup. Im Gegensatz zu Kryeziu aber hat er noch keinen Titel gewonnen. Dabei ist er bereits drei Mal im Schweizer Cupfinal gestanden. Doch ob 2005 gegen den FC Zürich, 2007 gegen den FC Basel und 2012 noch einmal gegen die Basler – der 32-Jährige hat noch ein jedes Mal mit seinen Teamkollegen den Kürzeren gezogen.
Vor allem in den zwei letzten Endspielen ist das Glück den Zentralschweizern überhaupt nicht hold gewesen. Einmal war es ein umstrittener Penalty in der 93. Minute, der die Luzerner Träume zerstörte, dann «Hampelmann» Yann Sommer, der im Elfmeterschiessen mit zwei abgewehrten Bällen die Hoffnungen versenkte. Doch Zibung gibt nicht auf, sagt trotzig: «Ich will diesen Kübel in den Händen halten.»
Er ist ziemlich nahe daran. Und doch so fern. Denn zuerst einmal müssen die Luzerner überhaupt den Sprung in den Final vom 29. Mai im Zürcher Letzigrund schaffen. Servette, Xamax, St.Gallen und Aarau haben sie, auswärts, bereits aus dem Weg geräumt. Nun stellt sich, zu Hause, mit dem FC Lugano das letzte Hindernis in den Weg, bevor es darum geht, zum siebten Mal nach dem Titel zu greifen und diesen zum dritten Mal zu gewinnen. «Wir haben jetzt seit fast drei Monaten über dieses Spiel gesprochen. Es ist gut, dass es nun endlich stattfindet», sagt Zibung.
Gut? Nach vier Niederlagen in Folge in der Super League kommt diese Partie für den FC Luzern zur Unzeit; müsste man meinen. Es gibt doch bessere Voraussetzungen, als verunsichert und ohne Selbstvertrauen in einen Halbfinal zu steigen. «Wir haben noch immer eine breite Brust», behauptet Zibung. «Wer im Cup unter den letzten vier ist, hat auch allen Grund dazu.» Natürlich seien sie mit dem Rückrundenstart in der Meisterschaft nicht zufrieden, doch dies interessiere im Moment niemanden. «Unser Fokus ist auf den Cup gerichtet. Aber Druck spüre ich keinen.»
Auch Markus Babbel will nichts davon wissen, dass seine Mannschaft ohne Moral in dieses so kapitale Spiel geht. «Wir werden mit einer positiven Einstellung auf den Platz kommen und versuchen, den Gegner permanent unter Druck zu setzen», sagt der Trainer.
Dass es in Luzern nach den unfreiwilligen Abgängen von Sportchef Rolf Fringer und Assistenztrainer Roland Vrabec derzeit alles andere als ruhig ist und das Schweizer Fernsehen am Montag in einem Bericht kein gutes Haar am «Chaosklub» FC Luzern gelassen hat, scheint an Babbel abzuperlen wie die schlechten Resultate in der Super League. «Solche Situationen habe ich als Profi doch oft erlebt», sagt der 43-Jährige. Er bereitet seine Mannschaft wie gewohnt auf das Spiel vor, auch eine Sonderprämie für den Finaleinzug sei nicht ausgesetzt, sagt Babbel.
Als Spieler hat er mit Bayern München und Liverpool den Cup geholt, als Trainer steht er zum ersten Mal in einem Halbfinal. «Ich freue mich auf das Spiel, weiss aber genau, wie gefährlich uns Lugano mit seinem schnellen Umschaltspiel werden kann.» Hoffnung mache ihm, dass die Leistungen der Luzerner nicht so schlecht gewesen seien, wie es die Resultate glauben machten und dass der neue Assistenztrainer Patrick Rahmen mit seiner Unvoreingenommenheit frischen Wind ins Team bringe. «Wir müssen zielstrebiger sein und mehr Präsenz vor dem Tor zeigen. Die Gier aufbringen, das Tor unbedingt zu machen», sagt Babbel.
Und was passiert, Herr Babbel, wenn auch das fünfte Spiel des Jahres in die Hose geht? «Dann geht die Trainerdiskussion los», sagt der Deutsche.