17. Februar, Ski-WM in St.Moritz: Der erste Lauf des Riesenslaloms der Herren ist soeben zu Ende. Während die Skifahrer mit dem Lift hinauf Richtung Starthäuschen fahren, starren die Zuschauer in die Lüfte, hinauf zum Spektakel. Das PC-7-Team der Luftwaffe demonstriert über den Köpfen der Ski-Fans ihre Flugmanöver. Beste Unterhaltung – bis eine Kamera in den Zielraum kracht. Ein Flügel einer der PC-7-Maschinen hat das Seil touchiert. Zum Glück ohne gravierende Folgen. Dennoch: Das VBS verhängte den Staffeln ein vorübergehendes Flugverbot an Anlässen.
Ginge es nach der Nationalrätin Regula Rytz, wäre dies der Dauerzustand, zumindest bei zivilen Festivitäten. Eine von ihr eingereichte Motion fordert, dass Flugstaffeln wie das PC-7-Team oder die Patrouille Suisse nur noch an Militär-Anlässen ihre Flugkünste vorführen dürfen.
Rytz schreibt in ihrer Motion: «Diese intensive und teure Flugtätigkeit für zivile Zwecke steht in Kontrast zu der immer wieder bemängelten Knappheit an einsatzbereiten Armeeflugzeugen für die Luftraumsicherheit und militärische Aufgaben.» Und auf Nachfrage von watson sagt die Nationalrätin: «Wir sind in einer Zeit von sehr knappen Finanzen. Bei den Flugstaffeln kann man sparen.»
Zudem sind für Rytz Flugshows an Turn- oder Musikfesten ein unnötiges Risiko. Sie erinnert an die Flugshow-Unglücke von Rammstein, Brighton oder Leeuwarden. Bei letzteren stürzte ein Tiger der Schweizer Luftwaffe ab. Der Pilot konnte sich mit dem Schleudersitz retten.
Bei Flugshows an militärischen Anlässen sei dies etwas anderes. «Dahin gehen nur jene, denen dies wirklich gefällt und die das Risiko bewusst in Kauf nehmen.»
Es sei das Recht der Öffentlichkeit zu sehen, was die Armee tue, sagt SVP-Nationalrat Thomas Hurter. Und dazu gehöre auch die Luftwaffe.
Die Vermutung des früheren Berufsmilitärpiloten: Der Chefin der Grünen gehe es in erster Linie gar nicht um die Flugshows der Patrouille Suisse. «Frau Rytz betreibt mit ihrer Motion einen Stellvertreterkrieg», sagt Thomas Hurter. «Eigentlich will sie keine Luftwaffe.»
Bundesrat Guy Parmelin will an Flugshows festhalten. Bereits in einer Fragestunde im März antwortete er auf eine ähnlich lautende Frage von Rytz: «Die beiden Patrouillen sind wichtig, um junge Menschen für die Luftfahrt zu begeistern, sowohl für die zivile als auch die militärische. Zudem sind sie im Ausland renommierte Botschafter der Schweiz.»
Aufgrund des Kameradesasters in St.Moritz hat das Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) die Sicherheit von Flugshows nochmals erhöht. Seit Mitte April müssen die Schweizer Flugstaffeln mindestens 92 Meter über dem Boden fliegen. Bislang reichten 60 Meter.
Und die Flieger des PC-7-Teams müssen neu einen Abstand von drei statt zwei Metern zueinander einhalten. «Mit den ergriffenen Massnahmen ist die Sicherheit bei Flugshows gewährleistet», sagt VBS Sprecher Renato Kalbermatten.
Der Auftritt der Patrouille Suisse ist neben dem grossen Feuerwerk das Highlight am diesjährigen Seenachtsfest in Lachen vom 11. und 12. August. Also eines von jenen Spektakeln, das auf der Abschussliste von Regula Rytz steht.
Sicherheitsbedenken hat OK-Präsident Beat Jenni aber keine. «Mein Vertrauen in die Schweizer Luftwaffe ist ungebrochen.» Aus der Bevölkerung habe er bisher nur Positives gehört. Einer sagte zu mir, ‹schön, dass die Patrouille Suisse auch wieder kommt.›»