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Warum dieses Foto von Alain Berset in Afrika viral geht – und ihn dort zum Helden macht

Warum dieses Foto von Alain Berset in Afrika viral geht – und ihn dort zum Helden macht

Ein Schnappschuss von Bundespräsident Berset vor dem UNO-Hauptquartier macht in den sozialen Medien die Runde. Afrikanische User sind begeistert von Bersets Bescheidenheit und kritisieren mit dem Bild ihre korrupten Staatschefs.
03.10.2018, 17:0321.12.2018, 11:04
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Die Geschichte hinter dem Bild

Swiss Federal President Alain Berset makes notes during a short break between bilateral meetings, at the 73rd session of the General Assembly of the United Nations at United Nations Headquarters in Ne ...
Bild: KEYSTONE

Vergangene Woche weilt der Schweizer Bundespräsident Alain Berset für die Uno-Generalversammlung in New York. Am Mittwoch nutzt er eine Pause zwischen zahlreichen bilateralen Treffen mit anderen Staatsoberhäuptern, um ein bisschen frische Luft zu schnappen. Er setzt sich auf einen Randstein vor dem UNO-Hauptquartier, studiert seine Akten und macht Notizen dazu. Der Keystone-Fotograf Peter Klaunzer hält die Szene fest. So weit, so simpel.

Das Bild schafft den Sprung nach Afrika

Rasch findet das Foto den Weg in die sozialen Netzwerke. Und trifft bei den Usern aus Afrika einen Nerv. Es entwickelt sich eine erstaunliche Dynamik – die am Schluss in Fake News endet.

Zunächst wird das Bild nüchtern beschrieben

Dann wird Bersets Bescheidenheit herausgestrichen

Berset wird mit den grossspurigen afrikanischen Politikern verglichen

Es entstehen erste Memes

Kenianische Medien nehmen das virale Bild auf

Bild
Bild: screenshot the-star.co.ke

Fake News – Bersets Bescheidenheit nimmt immer grössere Ausmasse an

Ein Twitter-User schreibt, Berset habe die Nächte in einer kleinen Wohnung verbracht, welche er für sich und seine Delegation gemietet habe. Die Mahlzeiten habe der Bundespräsident selber gekocht.

Ein anderer Twitter-User behauptet zusätzlich, Berset sei zu Fuss zum UNO-Hauptquartier gelaufen.

So war es wirklich

Eine Rückfrage beim Generalsekretariat von Bersets Innendepartement wird mit bürokratischer Nüchternheit beantwortet. «Es trifft nicht zu, dass Bundespräsident Berset während seines Besuchs in New York in einer kleinen Wohnung übernachtet und seine eigenen Mahlzeiten gekocht hat», teilt Pressesprecher Markus Binder mit. Berset habe wie üblich in einem Hotel gewohnt. Die Mahlzeiten habe er dort oder im Rahmen von Arbeitstreffen mit anderen Regierungsvertretern eingenommen.

Doch immerhin kommt er bei der Wahl der Transportmittel den Traumvorstellungen seiner afrikanischen Fans ziemlich nahe. Berset war laut seinem Sprecher Markus Binder in New York zumindest teilweise zu Fuss unterwegs, «unter anderem auch vom UNO-Hauptsitz zurück zum Hotel».

Am Tag nach dem berühmt gewordenen Schnappschuss vor der UNO in New York hält er an der Universität von Philadelphia eine Rede. Die Strecke legt Berset im Zug zurück. Die Zeitung «The Star» aus dem kenianischen Nairobi schreibt anerkennend: «He used a train to Philadelphia for a discussion on direct democracy.»

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60 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Zaungast
03.10.2018 15:58registriert März 2014
Wir haben trotz all den fake news sehr bodenständige Politiker, die wir auch immer wieder im Zug, Tram, im Supermarkt oder auf der Strasse treffen. Und zwar bis zum Bundesrat.

Liebe Zivilgesellschaft: Schaut bitte, dass das ewig so bleiben kann.
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TauRam
03.10.2018 15:57registriert Juli 2018
Hut ab!
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Ohniznachtisbett
03.10.2018 16:43registriert August 2016
Ich habe gehört, dass Berset zudem seinen Anzug selber genäht hat, aus Wolle die er selbst geschoren, gesponnen und gewebt hat. Nebenbei ist Berset in der Landesregierung für die Mahlzeiten zuständig. Er verlässt die Bundesratssitzung jeweils etwa eine Stunde früher. Im Hinterzimmer zaubert er einfache aber nahrhafte Menus für seine Kollegen und den Bundeskanzler. Letztes Mal gab es Ghackets mit Hörnli mit Öpfelmus. Während Ueli Maurer das Ghackete vom Hof seines Nachbarn brachte, war es Doris Leuthard die das Öpfelmus von zu Hause brachte. Sooo bescheiden sind sie alle.
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