Am Dienstag veröffentlichte die wissenschaftliche Covid-Taskforce des Bundes ihre Einschätzungen zur aktuellen Lage. «Wenn die Ansteckungen mit gleichbleibender Rate weiter zunehmen, dann werden bis Ende Februar mehr als die Hälfte der Menschen in der Schweiz infiziert werden», heisst es im wissenschaftlichen Update.
Die zahlreichen Ansteckungen haben laut der Taskforce Konsequenzen für die Spitäler. Innert einer einzigen Woche könne die Zahl der hospitalisierungs-bedürftigen Personen auf 2'500 bis 10'000 Personen steigen. Auch der Druck auf die Intensivstationen dürfte zunehmen. Die Taskforce rechnet mit 80 bis 300 zusätzlichen Einweisungen.
Zur Erinnerung: Die Taskforce geht davon aus, dass ab 300 Covid-Patienten auf den Intensivstationen die gewohnte Behandlungsqualität nicht mehr gewährleistet werden kann. Aktuell befinden sich auf den Schweizer Intensivstationen 267 Covid-Patienten.
Einen Tag später trat der Bundesrat vor die Medien. Die Landesregierung verlängerte zwar die Massnahmen, verkürzte aber gleichzeitig die Quarantäne und die Isolation. Die anwesenden Journalistinnen und Journalisten wollten vom Bundesrat wissen, wie er zu den Einschätzungen der Taskforce steht.
Von welchem Szenario der Bundesrat ausgegangen sei, wollte ein Journalist wissen. Von 80 oder 300 Intensivpatienten?
Alain Berset antwortete darauf: «Wenn wir in dieser Pandemie etwas gelernt haben, dann ist es, dass Szenarien sehr schwierig zu machen sind.» Man erwarte mehr Hospitalisierungen, so Berset, aber «nicht unbedingt viel mehr auf den Intensivstationen». Wenn der Moment komme, in dem die Situation nicht mehr handhabbar sei, müsse man handeln. Aber dies sei momentan nicht der Fall.
Bezugnehmend auf frühere Prognosen der Taskforce meinte Berset: «Man hat uns gesagt, Mitte Dezember, Ende Dezember wird es nicht mehr gehen. Jetzt ist es der 12. Januar, es bleibt nicht einfach, aber es geht.»
Unklar bleibt, was Alain Berset mit «es wird nicht mehr gehen» meinte. Die Taskforce schrieb in ihrem wissenschaftlichen Update vom 23. November lediglich, dass im Laufe des Dezembers die Grenze von 300 Covid-Patienten auf den Intensivstationen erreicht werde und die Behandlungsqualität nicht mehr aufrecht erhalten werden könne. Dies trat auch tatsächlich ein.
Wenig später hakte ein Journalist bei der Anzahl Spitalbetten nach. Gemäss den Zahlen der Taskforce könnten die aktuell 4'500 freien Spitalbetten ziemlich schnell voll sein, so der Journalist. «Geht der Bundesrat dieses Risiko eigentlich ein?»
Er habe mit vielen Regierungsräten gesprochen, antwortete Berset. «Überall hat man mir gesagt, das sei keine Sorge.» Man müsse die Situation beobachten und «mit der Realität arbeiten».
Am Mittwochabend äusserte sich der Gesundheitsminister noch einmal zu den Prognosen der Taskforce, die eine sehr grosse Spannbreite beinhalten. Von gerade noch machbar bis hin zu einer noch nicht gesehenen Belastung.
Berset sagte gegenüber SRF, dass die Spannbreite zeige, wie schwierig es sei, die Zukunft zu prognostizieren. «Wir machen es im Bundesrat besser, wir fällen Entscheide und übernehmen Verantwortung, sind aber immer bereit uns anzupassen, wenn etwas Unerwartetes kommt.»
Gesundheitsminister #AlainBerset über das Risiko, das der #Bundesrat mit seiner Strategie eingeht. #Coronavirus @NathalieChris18 https://t.co/mGYIBjt48D
— SRF News (@srfnews) January 12, 2022
Wiederum wurde er auf die bis zu 10'000 Spitaleintritte angesprochen, welche die Taskforce für möglich hält. Bei nur noch 4'500 freien Betten könne es knapp werden, meinte die SRF-Journalistin. Darauf entgegnete Berset: «Mit Prognosen können wir nicht arbeiten. Das haben wir gesehen in den letzten zwei Jahren.»
Es sei natürlich interessant zu hören, was die Spezialisten sagen, bevor man entscheide. Es könne sein, dass man nächste oder übernächste Woche plötzlich strengere Massnahmen ergreifen müsse. «Aber es kann auch gut gehen.» (cma)
Der Bundesrat sagt dies leider nicht ehrlich... Das einzige wo er halbwegs ehrlich ist, er setzt gerade auf das Prinzip Hoffnung ("aber es kann gut gehen") hoffen wir das er Recht behält.