Schweiz
Gesundheit

Flurona: Das steckt hinter der Co-Infektion mit der Grippe und Corona

Flurona, Flu, Corona, Virus, Covid, Labor, Impfung
Was passiert, wenn man sich gleichzeitig mit dem Grippe- und dem Coronavirus ansteckt? Darüber weiss die Forschung noch zu wenig. Bild: shutterstock

Wenn Corona auf das Grippevirus trifft – das steckt hinter «Flurona»

Nun verbreitet sich auch das herkömmliche Grippevirus wieder häufiger. Über eine Doppelinfektion mit Sars-CoV-2 ist bisher wenig bekannt. Was hilft, ist eine Impfung gegen beide Krankheitserreger.
12.01.2022, 18:4513.01.2022, 16:01
Mehr «Schweiz»

In den vergangenen Tagen mehrten sich alarmierende Meldungen über «Flurona», eine Doppelinfektion mit der saisonalen Grippe (englisch: flu) und dem Coronavirus. Berichten zufolge tauchte in Israel ein erster Fall einer ungeimpften schwangeren Frau auf. Sie musste ins Spital, konnte dieses nach einigen Tagen aber wieder verlassen. Weitere Fälle von Flurona wurden in den USA, Brasilien, den Philippinen und Ungarn entdeckt.

Weltweit rätseln Medien darüber, wie gefährlich dieses neue Phänomen ist. Schlagzeilen wie «jetzt kommt die Flurona-Welle» machen die Runde. Von einer «Twindemie» (twin, englisch für Zwilling) ist die Rede. Doch gibt es Anzeichen dafür, dass es vermehrt zu Doppelinfektionen kommen wird? Und wie gefährlich ist diese wirklich?

Tatsächlich steigt die Zahl der grippeähnlichen Erkrankungen wieder leicht an, bestätigt Nicola Low, Epidemiologin an der Universität Bern: «Nachdem die Grippe-Saison im vergangenen Winter aufgrund der strengen Covid-Massnahmen praktisch inexistent war, könnte es dieses Jahr mehr Fälle geben.» Derzeit würden sich die grippeähnlichen Erkrankungen besonders im Berner Mittelland verbreiten. Low geht davon aus, dass es in der Folge auch zu Doppelinfektionen kommen wird.

Es sei darum wichtig, dass man sich auch gegen die Grippe impfen liesse, so Low. Derzeit liege der Fokus vor allem auf der Covid-Impfung, deswegen könne leicht vergessen gehen, dass besonders für ältere Personen, Schwangere und Kinder eine Grippeimpfung empfohlen wird.

Wie stark sich Flurona tatsächlich verbreiten wird, ist fraglich. Huldrych Günthard, Infektiologe am Universitätsspital Zürich sagt: «Ich kann nicht ausschliessen, dass es in der Schweiz bereits Fälle gab, mir selbst sind bisher keine bekannt.» Schon zu Beginn der Pandemie, als die Grippezahlen noch höher waren, habe er keine Co-Infektionen beobachten können, obwohl damals praktisch immer nach beiden Viren gesucht wurde.

«Die Wahrscheinlichkeit, sich mit beiden Viren gleichzeitig anzustecken, ist eher klein.»
Huldrych Günthard, Infektiologe am Universitätsspital Zürich

Biologisch betrachtet sei es eher selten, dass man sich mit zwei Viren gleichzeitig ansteckt. «Wer sich mit Sars-CoV-2 oder dem Grippevirus ansteckt, liegt oft schon flach und ist dann einer doppelten Ansteckung weniger ausgesetzt, weil man zu Hause bleibt.» Ausserdem werde bei einer Erkrankung die angeborene Immunität hochgefahren, was die Infektion mit einem weiteren Virus schwer macht. «Wenn, dann müsste man sich quasi zeitgleich mit beiden Viren anstecken, zum Beispiel zuerst mit dem Grippe- und eine Stunde später mit dem Coronavirus. Und diese Wahrscheinlichkeit ist doch eher klein.»

Klein, aber nicht unmöglich. Tatsächlich kam es seit Pandemiebeginn weltweit immer wieder zu doppelten Infektionen. Zwischen Januar und März 2020 wurden in China fast 100 Personen positiv auf beide Krankheiten getestet. Auch ein Forscherteam in Barcelona publizierte bereits im Mai 2020 ein Paper zu Doppelinfektionen. Alles in allem weiss man angesichts der kleinen Forschungsgrundlage noch zu wenig über das Phänomen Flurona, um eine abschliessende Einschätzung machen zu können.

Gegenüber der New «York Times» erklärt Andrew Badley, Spezialist für Infektionskrankheiten im Bundesstaat Minnesota, es sei schwer vorherzusagen, «aber für die meisten Leute wird eine Co-Infektion wohl ungefährlich sein.» Vor allem wenn man gegen beide Erreger geimpft sei. Wie beim Coronavirus auch, dürfte die Schwere einer Doppelinfektion massgeblich davon abhängen, wer betroffen ist. Für Risikopersonen sei eine doppelte Infektion sicherlich gefährlicher.

Deswegen rät auch Günthard vomn Universitätsspital Zürich zu einer Grippe-Impfung. Ob Doppelinfektion oder nicht, helfe die Impfung insbesondere auch, den Ausbruch der saisonalen Grippe in Schach zu halten. Denn mehr als die Gefahren einer Co-Infektion mache ihm Sorgen, dass sich zusätzlich zu Omikron nun auch noch das Grippevirus ausbreiten könnte. «Das würde die Gesundheitseinrichtungen zusätzlich belasten und könnte ein Problem werden.»

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Rauchen macht schlank, gesund und glücklich! ... sagen diese Vintage-Werbungen für Zigaretten
1 / 20
Rauchen macht schlank, gesund und glücklich! ... sagen diese Vintage-Werbungen für Zigaretten
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Sprint seines Lebens – dieser Pinguin ist schneller als du
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
50 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Snowy
12.01.2022 20:41registriert April 2016
Schlagzeilen wie «jetzt kommt die Flurona-Welle» machen die Runde.

So so. Machen sie das?
629
Melden
Zum Kommentar
avatar
weissauchnicht
12.01.2022 18:55registriert März 2019
Und nicht vergessen, im Frühling, bevor man in den Wald oder Garten geht, gegen FSME (Zeckenvirus) zu impfen!
6715
Melden
Zum Kommentar
50
Unveröffentlichte Online-Kommentare lassen Beschwerdezahl steigen

Eine neue Beschwerdemöglichkeit macht der Unabhängigen Beschwerdeinstanz für Radio und Fernsehen (UBI) mehr Arbeit. Dass nun auch wegen der Nichtveröffentlichung von Kommentaren auf SRG-Online-Foren Beschwerde geführt werden kann, lässt die Zahl der Fälle steigen.

Zur Story