Pflegefachleute, die in Graubünden wohnen, aber nicht auf ihrem Beruf arbeiten, müssen sich «zwingend» beim Kanton melden. Dies teilte die Bündner Regierung am Mittwoch über diverse Kanäle mit. Falls der starke Anstieg der Omikron-Fälle das Gesundheitssystem an die Grenzen bringe, wolle man bereit sein, heisst es aus Graubünden.
Die Meldepflicht hat besonders in den sozialen Medien Wellen geschlagen. Man solle zuerst Skigebiete schliessen und Veranstaltungen verbieten, bevor Personal in die Spitäler «gezwungen» werden, heisst es. Ein Twitter-User schreibt: «Auf Befehl ehemaliges Pflegepersonal zwangseinberufen! Das nennt man kollektives Versagen!»
📢Die Regierung beschliesst, dass alle Personen mit Wohnsitz im Kanton Graubünden, die über einen Abschluss als Pflegefachperson verfügen, derzeit jedoch nicht im erlernten Beruf tätig sind, verpflichtet sind, sich zu melden.
— Kanton Graubünden (@kanton_gr) January 12, 2022
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«Wir zwingen niemanden», klärt Daniel Camenisch, Leiter der kantonalen Kommunikationsstelle Coronavirus. «Es handelt sich lediglich um eine Aufforderung zur Registrierung. Jede Person, die sich online registriert, wird von uns vor einem möglichen Einsatz kontaktiert und ihre Verfügbarkeit überprüft.»
Noch herrsche in den Spitälern kein Alarmismus und das Personal reiche derzeit aus, so Camenisch weiter. «Der Kanton Graubünden hat bereits vor zwei Jahren zu Beginn der Pandemie eine Meldepflicht verfügt. Damals wie jetzt ging es darum, einen vorsorglichen Pool mit Fachkräften anzulegen, falls die gesundheitlichen Institutionen an ihre Grenzen kommen.»
Aus datenschutzrechtlichen Gründen seien die rund 1000 Namen von vor zwei Jahren bereits wieder gelöscht, darum die erneute Registrationspflicht. «Bis anhin haben sich bereits 160 Personen registriert», sagt Camenisch. Wer sich trotz der Verpflichtung nicht melde, werde nicht geahndet. «Wenn wir bereits ein Register der Pflegefachkräfte im Kanton hätten, müssten wir keinen Aufruf starten», so Camenisch.
Bei der Bündner Sektion vom Schweizer Berufsverband für Pflegepersonal (SBK) klingt es ebenfalls weniger drastisch als in den sozialen Medien. «Wir finden es richtig, dass man handelt und sich auf eine mögliche Omikron-Welle vorbereitet», sagt Renate Rutishauser, geschäftsleitende Präsidentin des SBK Graubünden.
Rutishauser kritisiert jedoch, dass die Kommunikation vonseiten Regierung etwas ungünstig war. «Man hätte im Vorfeld mit uns Kontakt aufnehmen und gemeinsam Freiwillige für Einsätze finden können. Wir haben bereits zu Beginn der Pandemie unsere Mitglieder dazu aufgerufen sich zu melden, sofern sie Zeit haben.»
Überdramatisieren will aber auch Rutishauser nicht. «Es wird niemand zum Arbeiten aus dem Bett geholt. Schliesslich geht es darum, auch in den nächsten Wochen eine gute gesundheitliche Versorgung aufrechtzuerhalten und die Omikron-Welle durchzustehen. Davon haben wir alle etwas.»
Macht Sinn.
Nein!!