Diesen Sommer müssen Fussballfans auf das grosse WM-Public-Viewing-Fest verzichten. Wer will, kann das im November bei Glühwein und am Feuer nachholen. Wer darauf keine Lust hat, kann aber trotzdem im Sommer ein kühles Bier zum Match geniessen. Ganz ohne Fussball müssen wir nämlich nicht auskommen: Bald ist Anpfiff bei der UEFA Nations League.
Die Nations League ist umstritten: Einige finden, sie sei ein guter Ersatz für die oft langweiligen Testspiele, andere sind der Meinung, es sei einfach eine neuerliche Geldmaschine für die UEFA. Doch auch wenn sich die Begeisterung ob der noch jungen Nationen-Liga (noch) in Grenzen zu halten scheint, so können doch spannende Matches und Top-Paarungen erwartet werden.
Was die Motivation bei vielen etwas trüben dürfte: Der Spielmodus ist nicht ganz einfach. Damit das kein Hindernis darstellt, in der Sommerpause zumindest etwas dem europäischen Fussball zu frönen, erklären wir dir hier nochmal das Wichtigste, was du zur Nations League wissen musst:
Den Anstoss für diese neuartige Liga mit europäischen Ländern gaben unter anderem Fussballverbände, die sich über den sinkenden Stellenwert von Testspielen beklagten. Über die Zeit entstand deshalb die Idee, die meisten Freundschaftsspiele durch Pflichtspiele zu ersetzen.
2014 entschied die UEFA unter Präsident Michel Platini und Generalsekretär Gianni Infantino die Einführung der Nations League: Der UEFA-Kongress hatte in Kasachstan einstimmig einen entsprechenden Vorschlag des Exekutivkomitees abgesegnet. Im September bis November 2018, nach der WM in Russland, ging dann die Vorrunde der ersten Nations League über die Bühne. Seither finden die Endrunden alle zwei Jahre im Sommer statt, und zwar jeweils in den Jahren, in denen keine WM oder EM geplant ist.
Der Spielmodus der Nations League hat sich seit deren ersten Austragung 2018 bereits geändert. Die diesjährige und dritte Ausgabe funktioniert folgendermassen:
Die Nations League besteht aus vier verschiedenen Ligen, die nach Spielstärke der jeweiligen Mannschaften variieren – so treffen in etwa gleich starke Teams aufeinander. Liga A (mit den besten Mannschaften), B und C bestehen wiederum aus vier verschiedenen Gruppen mit je vier Mannschaften. Die Zusammenstellung dieser vier Gruppen wurde für die Ligaphase ausgelost. Die unterste Liga, Liga D, besteht aus zwei Gruppen, eine mit drei und eine mit vier Mannschaften.
Alle insgesamt 55 Mannschaften spielen jeweils ein Hin- und Rückspiel gegen alle Gruppengegner. Diese Spiele finden 2022 im Juni und September statt. Im Juni 2023 gibt es schliesslich die Finalspiele, an denen nur vier Mannschaften teilnehmen können – die vier Gruppensieger der Liga A.
Die Gruppensieger der anderen drei Ligen (B, C und D) steigen für die Saison 2024/25 auf. Die Letztplatzierten der Gruppen in den Ligen A und B steigen direkt ab. Die Letztplatzierten der Gruppen der Liga C nehmen an Playouts im März 2024 teil, wobei die beiden unterlegenen Mannschaften in die Liga D absteigen.
Diesen Pokal, den UEFA-Präsident Aleksander Ceferin hier präsentiert.
Der Nations-League-Gewinner wird in einem «Final-Four-Turnier» mit den vier Gruppensiegern von Liga A ausgespielt. Von diesen vier Gruppensiegern wird einer als Gastgeber bestimmt. Die Halbfinal-Spiele, das Finale sowie das Spiel um Platz drei werden zwischen dem 14. und dem 18. Juni 2023 ausgetragen.
Für die Ligen B, C und D geht es um den Aufstieg in die nächsthöhere Liga. Die vier Gruppensieger steigen jeweils auf. Die jeweils Gruppenletzten der Ligen A, B und C steigen in die nächsttiefere Liga ab.
Und natürlich geht es um Geld. Die UEFA vermarktet den Wettbewerb zentral. 2019 (neuere Informationen zu den Prämien liessen sich noch keine finden) schüttete sie an die Teilnehmer einen nahrhaften Betrag von insgesamt 76,25 Millionen Euro aus. Die 12 Top-Teams, also auch die Schweiz, erhielten eine Startprämie von 1,5 Millionen Euro. Für den Gruppensieg gab es nochmals den gleichen Betrag und für den Titel 4,5 Millionen Euro. Es gab also 7,5 Millionen Euro zu gewinnen. In der letzten Kategorie betrug die Startprämie immer noch eine halbe Million Euro.
2020/21 gab es ausserdem eine Teilnahme an den WM-Playoffs 2022 zu gewinnen. Das funktionierte so: Die zehn Gruppensieger der europäischen Qualifikationsgruppen für die WM 2022 qualifizierten sich wie bisher direkt für die WM. Insgesamt gibt es aber 13 Startplätze für europäische Mannschaften. Die restlichen drei Startplätze wurden in einem Play-Off-Format ermittelt.
Sie bestanden aus zwei K.-o.-Runden, an deren Ende die drei WM-Tickets vergeben wurden. Mit dabei in diesen K.-o.-Runden waren die zehn Gruppenzweiten (aus den regulären Qualifikationsgruppen) sowie die zwei besten Gruppensieger der UEFA Nations League (basierend auf ihrem Ranking in der UEFA Nations League), falls diese sich nicht schon direkt für die WM oder die Play-offs qualifiziert haben.
Das Format für die Qualifikation zur Europameisterschaft 2024 in Deutschland steht noch nicht fest. Ebenso wenig, wie sich die Mannschaften über die UEFA Nations League 2022/23 Play-off-Plätze sichern können. Das Wettbewerbsreglement der EM 2024 wird laut UEFA voraussichtlich im Juni 2022 genehmigt und veröffentlicht.
Folgende Mannschaften sind auf die vier Ligen aufgeteilt (Auflistung gemäss ihrer UEFA-Nations-League-Platzierung nach der Endrunde 2020/21):
Die Nations League 2022/23 beginnt am 1. Juni. Folgendes sind die Spieltage der gesamten Saison:
(lak/pre/fox)