Jaja, diese «Internationalen Tage des Irgendwas» sind ein wenig ... naja ... gesucht. Einverstanden. Aber sie regen einen dennoch immer mal wieder dazu an, sich mit Themen auseinanderzusetzen, über die man sich sonst nicht täglich aktiv den Kopf zerbricht.
Der 6. Juli ist zum Beispiel der Internationale Tag des Kusses. Das wirft indirekt diverse Fragen auf. Wieso küssen wir uns? Seit wann tun wir das? Wer küsst sich nicht? Was passiert in uns, wenn wir uns küssen? Diese Fragen versuchen wir hier zu beantworten. Einfach damit wir ein wenig über etwas Bescheid wissen, dass wir (im Idealfall) täglich tun.
Was natürlich alle wissen wollen (oder schon wissen oder besser wissen, als der Rest), ist, wie viele Bakterien da eigentlich so ausgetauscht werden, wenn man dem feuchten Lippentango frönt. Falls du also das befreundete Paar nerven willst, das wieder mal flegelhaft neben dir rumknutscht, kannst du getrost sagen:
Bei einem 10-sekündigen, intensiven Kuss werden also zirka 80 Millionen Bakterien zwischen den Küssenden ausgetauscht. Das ist ein wunderbarer Fakt, den man immer wieder problemlos als Romantikentschärfer einwerfen kann. Willst du noch weiter mit deinem Kuss-Wissen angeben, kannst du Folgendes gleich noch hintendrein werfen:
Jene Studie, die bereits oben zitiert wurde, hat nämlich ebenfalls herausgefunden, dass eine deutliche Korrelation zwischen der Ähnlichkeit der Bakterien im Speichel von Paaren und der Selbstauskunft über die Kuss-Häufigkeit mit dem Partner/der Partnerin besteht. Will heissen: Je mehr wir denselben Menschen küssen, desto ähnlicher wird die bakterielle Zusammensetzung «unseres» Speichels. Unseres Speichels. Wow.
Natürlich ist diese Ähnlichkeit auch abhängig von der vergangenen Zeit seit dem letzten Kuss. Oder aber davon, ob man seither die Zähne geputzt hat. Fakt ist jedoch: Verbringst du zum Beispiel ein Liebeswochenende irgendwo, knutschst lange und innig mit einer Person rum und vernachlässigst in diesem Kontext das Zähneputzen, setzen sich die «fremden» Bakterien fest und formen eine widerstandsfähigere, neue bakterielle Zusammensetzung in deinem Mund.
Unter dem Strich ist das dann auch nicht schlimm. Nur bereichernd fürs Kopfkino.
Cool? Cool.
Bei uns im globalen Westen ist das Küssen so omnipräsent und kulturell verankert, dass man schnell darauf schliessen könnte, dass die Küsserei eine universelle, zutiefst menschliche Angelegenheit ist. Dem ist jedoch nicht so, wie eine kulturanthropologische Studie von 2015 zeigt.
Frühere Studien gingen von 90% aus. Die hier zitierte hält zudem fest, dass es eine Korrelation zwischen Küss-Häufigkeit und sozialer Komplexität der Gesellschaft gibt: Je mehr geküsst wird, desto komplexer die Gesellschaft. Der indigene Stamm der Mehináko in Brasilien, der gesellschaftlich einer klassischen Jäger-Sammler-Gesellschaft ähnelt, erachtet Küssen beispielsweise als «eklig».
Küssen und Umarmen hat man auch im Tierreich bereits beobachten können. So wurde bei unseren Verwandten, den Schimpansen und den Bonobos, bereits 1990 ein solches Verhalten festgestellt. Doch dabei handelt es sich nicht um eine romantische Geste. Viel eher ist es ein fixer Bestandteil des gesellschaftlichen Funktionierens. Wir schütteln uns die Hände nach einem beigelegten Streit, die Bonobos knutschen rum.
Demnach ist es also nur ein gewisser Teil der Menschheit, der aus romantischen oder sexuellen Motiven küsst.
Eine seit den 1960ern weit verbreitete These geht davon aus, dass das Küssen seinen Ursprung in der Fütterung des Kindes durch die Mutter hat. Dieses Vorgehen war gemäss Überlieferungen bei den Alten Griechen noch verbreitet und lässt sich auch heute noch in gewissen Stammesgesellschaften (beispielsweise in Namibia) beobachten.
Diese These stammt vom Zoologen Desmond Morris, der ein solches Verhaltensmuster bei den Schimpansen beobachtet hatte. Interessant dabei war, dass Mütter ihren Kindern in Zeiten, in denen das Futter knapp war, die Lippen auf den Mund drückten, um diese fürsorglich zu beruhigen.
Diese intime Geste wohnt mutmasslich auch dem Menschen in der einen oder anderen Form inne und würde über die Jahre kulturell romantisiert. Sigmund Freud beispielsweise erachtete das Küssen als menschlicher Instinkt, der im Bedürfnis gründet, von einer Brust gestillt zu werden.
Neuere Studien zum Sinn und Zweck des Küssens verfolgen einen anderen Ansatz. Prinzipiell geht es ihnen zufolge um Geruch und Geschmack. Da Säugetiere, insbesondere der Mensch, einen verhältnismässig lausigen Geruchs- und Geschmackssinn haben, ist Küssen eine Form der Kompensation sinnlicher Unzulänglichkeit. Durchs Küssen kommen wir näher an mögliche Partner heran und können uns ein olfaktorisches Bild von ihr/ihm machen.
Dabei geht es um Pheromone und Hormone. Die sollen unseren eigenen möglichst verschieden sein. Küssen ist aber nicht nur Inzestprävention. Es dient auch dazu, unseren potenziellen Nachwuchs so stark wie möglich zu konzipieren. Deshalb suchen wir uns tendenziell Partner, deren MHC-Proteinkomplexe (welche die Immunität für Krankheiten genetisch kodiert) möglichst anders als unsere sind. So erhöhen sich die Chancen auf möglichst fitten Nachwuchs.
Es ist unter dem Strich also egal, ob wir uns gegenseitig die Lippen auf den Mund pressen. Eigentlich würde es auch reichen, einander aus nächster Nähe zu beschnuppern. Und eventuell eine Speichelprobe zu verköstigen.
Auch wenn die Heirat punkto Populariät sicher schon bessere Tage erlebt hat, so ist der Hochzeitskuss dennoch etwas, das vor Symbolkraft, insbesondere in der christlichen Kultur, geradezu trieft. Die Vereinigung zweier Seelen unter der Obhut Gottes. Oder so. Doch woher stammt er?
Der Kuss als romantische Geste ist, wie wir nun alle gecheckt haben, eine jüngere Erfindung. So war er bei den Alten Griechen (nebst der Fütterungstechnik) eine gängige Begrüssungsform zwischen Gleichgeschlechtlichen. Heterosexuelle Küsse wurden hingegen eher verschmäht.
Waren Alte Griechen beispielsweise von gleichem Status, kam der Kuss auf die Lippen zum Zug, bei ungleichem Status erwies sich der Kuss des Überlegenen auf die Wange des Unterlegenen als adäquat. Auch im Christentum war der Kuss auf den Mund zwischen Gleichgeschlechtlichen als Begrüssung einst gang und gäbe.
Der Hochzeitskuss hingegen stammt vermutlich von einem Brauch der Alten Römer ab. Diese besiegelten vor allem Vertragsabschlüsse mit einem innigen Kuss auf die Lippen des Vertragspartners. Da es sich auch bei der Ehe um einen Vertrag handelt, war dies auch dort der Fall und wurde vom Christentum übernommen und symbolisch umgedeutet.
Zum Abschluss noch ein paar lüpfige Anekdoten aus aller Welt in Bezug auf das ungenierte Lippenspiel.
Der Grund dahinter? Nun, die Lokführer beklagten sich einst, dass aufgrund der langen Abschiedsszenen von sich küssenden Liebenden immer mehr Verspätungen entstehen. Grund genug, das Küssen zu verbieten.
Ein besonders intensiver Kuss ihres Partners habe zu einem Unterdruck in ihrem Mund geführt, was dazu führte, dass das Trommelfell herausgezogen wurde und so den Zusammenbruch des Gehörs verursachte, wie der damals behandelnde Arzt gegenüber Reuters verlauten liess. Das Gehör sollte sich aber nach gut zwei Monaten wieder erholt haben. Der Fall ereignete sich 2008.
So durfte auf der Leinwand zum Beispiel nicht in horizontaler Lage geküsst werden – zumindest nicht beide Kuss-Parteien. Nur solange einer der beiden Beteiligten stand, war's dem Publikum zumutbar. War es in einer Szene nicht möglich, dies zu bewerkstelligen (zum Beispiel bei Bettgeflüster-Sequenzen), so musste mindestens ein Fuss auf dem Boden platziert werden.
Da auch die Kuss-Zeit auf einige Sekunden beschränkt war, mussten die Filmemacher dieser Zeit erfinderisch werden. So zum Beispiel Alfred Hitchcock, der im Film «Notorious» (1946) die legendäre Kussszene zwischen Cary Grant und Ingrid Bergman so konzipierte, dass sie sich zwar nur weniger Sekunden am Stück dafür mehrere Male küssten.
Bei einem Kuss verbinden sich zwei A****löcher zu einem ungefähr 16 Meter langem Schlauch... 😁😁😁
Sorry für dä! 🤪🤪🤪
oder anders herum gesagt; es führt zum ausschuss von serotonin und anderen hormonen, das hirn merkt dass das gut ist und will mehr davon 😉