72 Millionen Dollar in acht Jahren (bis 2028). Durchschnittlich 9.059 Millionen im Jahr. Mehr als doppelt so viel wie bisher. Eine Klausel, die einen Transfer (Trade, Expansion Draft etc.) ohne seine Zustimmung ausschliesst. Captain. Mehr ist nicht möglich. Roman Josi (29) ist der drittteuerste Verteidiger der NHL und der bestbezahlte Schweizer der Geschichte. Mehr geht nicht.
Roman Josi ist in Nashville bereits das, was Nico Hischier (20) in New Jersey werden soll: das Gesicht eines Sportunternehmens, der beste Spieler, die wichtigste Persönlichkeit auf und neben dem Eis. Nico Hischier hat einen 50 Millionen-Vertrag für sieben Jahre als Investition seines Arbeitgebers in die Zukunft bekommen.
Roman Josis Mega-Deal ist eine Anerkennung für das, was er bisher für Nashville geleistet hat und für das, was von ihm in Zukunft erwartet wird. Er hat noch nie für eine andere NHL-Organisation gespielt.
8 MORE YEARS! 🔒 @rjosi90 | #Preds https://t.co/m5XDGfvL1y
— Nashville Predators (@PredsNHL) October 29, 2019
Wertschätzung läuft im nordamerikanischen Profisport übers Bankkonto. Hinter solchen Verträgen stehen immer sportliche Leistung, aber eben auch eine starke Persönlichkeit, Loyalität, Führungsqualitäten auf und neben dem Eis. Der General Manager verknüpft sein berufliches Schicksal mit einem solchen Deal. Ein Irrtum ist für sein berufliches Fortkommen fatal.
Hey there, Captain 🤩
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(with a special appearance by @RyanJohansen19 😂)#Preds pic.twitter.com/Dyr0MvVboS
Der neue Vertrag ist eine vorläufige Krönung, die in der Junioren-Abteilung beim SC Bern begonnen hat. Ich erinnere mich noch, als ob es gestern gewesen wäre: John van Boxmeer, SCB-Trainer von 2006 bis 2009, schwärmte von einem jungen Verteidiger namens Roman Josi. Ja, er war geradezu begeistert, baute ihn im Alter von 17 Jahren in die erste Mannschaft ein und prophezeite dem SCB-Junior eine grosse NHL-Karriere. John van Boxmeer hatte Recht.
Es spielt keine Rolle ob einer Schwede, Finne, Russe, Kanadier, Amerikaner oder Schweizer ist: die Leistung und die Persönlichkeit zählen. Roman Josi steht – ähnlich wie Roger Federer – für beides: Leistung und Persönlichkeit. Ein NHL-Unternehmen investiert nur dann so viel Geld in einen einzigen Spieler und gewährt ihm darüber hinaus eine «Non-Movement-Klausel» (sie ist selten), wenn nach menschlichem Ermessen alles stimmt.
Roman Josi hat sich beharrlich in den Adelsstand des NHL-Superstars, des Superstars im nordamerikanischen Sport hinaufgearbeitet. Er ist schon lange Millionär und verdiente schon bisher im Jahr vier Millionen.
Aber das Geld hat ihn nicht verändert. Er ist auch in Amerika ein Berner bester Art geblieben: anständig, freundlich, bescheiden und doch auf eine eindrückliche Art und Weise selbstsicher – ein Spieler, ein Mann mit Charisma. Werte, die gerade im nordamerikanischen Profisport sehr geschätzt werden. Er passt perfekt zu Nashville, dem «Langnau der NHL».
Von den insgesamt 72 Millionen Dollar kassiert der Steuervogt in Nordamerika rund die Hälfte. Ein Spieler mit dem Status von Roman Josi hat allerdings auch ein gewisses Vermarktungspotenzial.
In der Schweiz beanspruchen die Klubs als Arbeitgeber auch das gesamt Vermarktungspotenzial des Spielers für sich. Ein Spieler kann also ohne die Zustimmung seines Klubs keine persönlichen Werbeeinnahmen generieren und muss dem Klub uneingeschränkt und unentgeltlich für Werbeauftritte zur Verfügung stehen.
Rechtlich ist diese Regelung mit ziemlicher Sicherheit nicht wasserdicht. Da aber die persönlichen Werbemöglichkeiten in der Schweiz gering sind, hat auch noch keiner die Probe aufs Exempel gemacht.
Die NHL-Klubs haben keine so umfassenden Rechte am Spieler. Stark vereinfacht gesagt: unter Einhaltung gewisser Richtlinien kann ein Spieler seinen Namen zu Markte tragen («Sponsorship Deals») – ungefähr vergleichbar mit der Regelung im Schwingen, die einem einzelnen «Bösen» persönliche Werbung unter Einhaltung gewisser Regelungen erlaubt.
Dieser Markt ist in Nordamerika hart umkämpft und erst recht für einen Schweizer ist es nicht einfach, seine Persönlichkeit als Marke («Brand») zu entwickeln. Nashville ist zudem im Vergleich zum Grossraum New York oder Los Angeles Provinz mit einem bescheideneren Wirtschafts- und Werbevolumen.
Mit der Beförderung in den Status eines Superstars eröffnen sich für Roman Josi auch im Werbemarkt einige Möglichkeiten. Tiefe siebenstellige Summen sind über die nächsten Jahre möglich. Aber es sind im Vergleich zu den Möglichkeiten einer globalen Sport- und Werbefigur wie Roger Federer eigentlich nur Brosamen. Haupteinnahmequelle bleibt für Roman Josi das Eishockey. Und diese Quelle sprudelt ja nun bis 2028 auch ganz ordentlich.
Letztlich ist diese vorzeitige Vertragsverlängerung auch eine gute Nachricht für Nationaltrainer Patrick Fischer. Hätte Roman Josi seinen Vertrag auslaufen lassen und den Markt getestet, wäre eine Teilnahme an der Heim-WM 2020 im vertragslosen Zustand unmöglich gewesen. Falls Nashville nicht bis ins Halbfinale um den Stanley Cup vorrücken sollte steht einem Auftritt bei der Heim-WM juristisch nichts im Wege.
Gratulation an Mr. Josi! Einer der grössten Hockeymänner der Schweizer Geschichte 🥇