Die Skisaison steht auf der Kippe. Also zumindest ihr Beginn in den grösseren umliegenden Ländern. Am Anfang stand eine Forderung des italienischen Ministerpräsidenten Giuseppe Conte. Er will den Beginn der Wintersaison auf europäischer Ebene nach hinten verschieben – bis mindestens Mitte Januar. «Es ist nicht möglich, einen Winterurlaub zuzulassen. Wir können uns das nicht leisten», sagte er am Montag dem Sender «La 7».
Und er ist nicht alleine.
Conte hat gewichtige Unterstützung aus Deutschland und Frankreich. Dessen Präsident Macron hat sich am Dienstag gegen eine Öffnung von Wintersportorten an den Festtagen ausgesprochen. Frankreich hat wichtige Wintersportzentren in den Alpen und in den Pyrenäen.
In Deutschland wollen Bund und Länder eine europaweite Regelung erreichen, um den Skitourismus bis zum 10. Januar zu unterbinden: «Die Bundesregierung wird gebeten, auf europäischer Ebene darauf hinzuwirken, dass bis zum 10. Januar Skitourismus nicht zugelassen wird», heisst es in einem Beschlusspapier vom Mittwoch.
In Österreich und der Schweiz stösst dieser Vorschlag nicht auf Begeisterung. Der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz hat bereits verkündet, dass sein Land eigenständig über die Öffnung entscheiden werde. Dies sei keine Angelegenheit, in der sich die EU einmischen sollte. «Öffnungen hängen immer mit den Infektionszahlen zusammen und zwar den Infektionszahlen bei uns in Österreich.»
Sekundiert wurde Kurz von seinem Finanzminister. Gernot Blümel forderte Entschädigungen in Milliardenhöhe von der EU, falls Skilifte über die Weihnachtsferien stillstehen sollten.
Offiziell wartet die Schweiz noch ab. Wie ein Sprecher des Bundesamts für Gesundheit verlauten liess, sei man im Thema mit verschiedenen Ländern in Kontakt. Momentan sei eine Schliessung der Ski-Gebiete aber nicht vorgesehen.
Deutlicher wurde der Walliser Staatsrat Christophe Darbellay (CVP). Im «Walliser Boten» sagt er: «Im Wallis wird über die Festtage Ski gefahren und in Restaurants gegessen, egal was Italien macht. Österreich wird so oder so offen sein. Italien, Frankreich und Deutschland sprechen sich offensichtlich ab. Die Schweiz ist aber nicht in der EU und somit auch gar nicht betroffen.»
Beim Blick auf diese Statistik verwundert die ablehnende Haltung der Schweiz und Österreich nicht: Mehr als 30% der schweizerischen und österreichischen Bevölkerung geht Ski fahren.
Ungeachtet der Proteste aus Österreich hält Deutschland an seinem Kurs fest. Angela Merkel betont heute im Bundestag in Berlin: «Wir werden uns in Europa um eine Abstimmung bemühen, ob wir alle Skigebiete schliessen könnten. Es sieht leider nicht so aus, wenn man die österreichischen Verlautbarungen hört, dass uns das so einfach gelingen könnte, aber wir werden es noch einmal versuchen.»
Klare Verhältnisse schafft Frankreich: In den Wintersportorten werden während der Festtage alle Skilifte und öffentlichen Einrichtungen für die Öffentlichkeit geschlossen sein, sagte Premierminister Jean Castex heute Morgen in einer Pressekonferenz. Es wäre nicht klug, grosse Bevölkerungsströme zusammenkommen zu lassen, so Castex. Auch er betont, man diskutiere auf europäischer Ebene weiter über eine Vereinheitlichung der Regeln.
In Italien haben die Regionen im Norden eine Unterredung mit der Regierung in Rom gefordert. Das sagte Venetiens Präsident Luca Zaia am Mittwoch auf einer Pressekonferenz. Es scheint, als wollen die Regionen eine Saison-Eröffnung in Österreich und der Schweiz nicht einfach hinnehmen.
Sollte die Schweiz die Skigebiete schliessen – wovon Stand jetzt nicht auszugehen ist –, «wäre der Schaden enorm und oft irreparabel», warnt Marcus Caduff, Volkswirtschaftsdirektor des Kantons Graubünden. Gerade in Nebentälern wären die wirtschaftlichen Folgen nicht mehr rückgängig zu machen, so Caduff. «Ich gehe davon aus, dass eine grosse Zahl von Bergbahnen Konkurs gehen würde.»
In den Tagen zwischen Weihnachten und Neujahr werden nämlich rund ein Drittel des Jahresumsatzes von Bergbahnen und Berggastronomie eingenommen.
Jürg Schmid, Präsident von Graubünden Ferien, schlägt in die gleiche Kerbe: «Es wäre nicht gerechtfertigt, wenn man die Saison nicht stattfinden lassen würde», sagt er. Ein sicherer Betrieb sei möglich, auch dank strikter Schutzkonzepte auf den Pisten und Bergbahnen. Darum könne man den italienischen Ideen wenig abgewinnen.
«Auf den Skipisten ist das Risiko eher gering», erklärt Daniel Koch, ehemaliger Leiter der Abteilung «Übertragbare Krankheiten» beim BAG, gegenüber «20 Minuten». «Wenn die Situation unter Kontrolle ist – die Zahlen sollten noch etwas sinken – und geeignete Schutzkonzepte vorhanden sind, sollte die Skisaison möglich sein.» Man müsse auch dem Bedürfnis der Leute nach Freizeit gerecht werden – immer mit vertretbarem Risiko. Après-Ski sei aber eher schwierig.
Koch kann die Forderungen der Nachbarländer nachvollziehen, aber: «Es wäre seltsam, wenn alle das Gleiche machen müssten. Die Situation ist in den verschiedenen Ländern unterschiedlich. Wir sagen Frankreich und Italien ja auch nicht, die ‹Tour de France› oder der ‹Giro› gehe nicht.»
Nein, Deutschland, Italien und Frankreich können die Schweiz kaum dazu zwingen, die Skigebiete zu schliessen. Möglich sind aber Einschränkungen gegenüber den Menschen, die in der Schweiz Skifahren wollen. Denkbar sind Reisewarnungen oder eine Quarantänepflicht.
Im Moment steht die Schweiz auf der Risikoliste des Robert-Koch-Instituts: Deutsche Touristen müssten bei ihrer Heimreise nach Deutschland 10 Tag in Quarantäne. Die Schweiz liegt aber im Moment nur noch knapp über dem Grenzwert, der die Aufnahme auf der Liste möglich macht. Die Rückreise für Touristen aus Frankreich, Italien und Österreich ist Stand heute ohne Einschränkungen möglich.
Ich persönlich sehe das Skifahren selbst nicht sehr problematisch. An den Liftanlagen braucht es nur ein gutes Schutzkonzept, das knallhart durchgesetzt wird. Und Après-Ski muss komplett gestrichen werden und wenn nicht, dann nur mit Sitzpflicht an 4er-Tischen.
bitte kümmern sie sich um ihr land.
es tut mir leid das ich ihnen mitteilen muss, dass wir alt und selbständig genug sind zu bestimmen ob wir unsere skigebiete öffnen oder schliessen. auch die befugnis ihrer länder endet an der grenze.