Sport
Rassismus

Rassismus in Lyon: So stark reagiert Memphis Depay auf Angriff gegen Mitspieler

«Ich will nicht mehr dieser Mann sein» – Lyons Depay erklärt seine Reaktion auf Rassismus

11.12.2019, 03:3411.12.2019, 09:12
Milan Marquard
Milan Marquard
Folge mir
Mehr «Sport»

Es war bereits nach Abpfiff des Spiels zwischen Lyon und Leipzig. Die Partie endete mit einem 2:2-Unentschieden. Lyon hatte sich nach der ersten Halbzeit aus einem 0:2-Rückstand zurückgekämpft. Beide Mannschaften konnten zufrieden sein, schliesslich hatten sich beide für die nächste Runde der Champions League qualifiziert.

Die Spieler von Lyon waren gerade auf dem Weg in die Kabine, als ein Fan aus den eigenen Reihen über die Abschrankung zum Spielfeld sprang und den Spielern eine selbstgefertigte Flagge zeigte. Darauf waren neben des Gesichts eines Esels deutlich die Worte «Marcelo dégage» zu lesen, was soviel wie «Marcelo verpiss dich» heisst.

Die Nachricht war an den Innenverteidiger Marcelo gerichtet. Der 32-jährige Spieler stammt aus Brasilien und ist dunkelhäutig.

Die Zusammenfassung des Spiels

Die meisten Spieler von Lyon reagierten nicht sofort, ausser der Torschütze zum 2-2 Ausgleich, Memphis Depay. Dieser stürmte auf den Mann zu, der die Flagge hielt und versuchte sie ihm aus den Händen zu reissen. Es gelang ihm nicht, der Mann war schneller und versuchte wieder über die Abschrankung zu klettern. Kurz bevor es zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung zwischen Fans und Spieler kam, beruhigten Sicherheitskräfte die Situation.

Video: streamable

Marcelo selbst war eher abseits des Geschehens, da ihn seine Kameraden zu beruhigen versuchten. Er ging jedoch in Richtung der Fans und zeigte ihnen den Mittelfinger.

Hier sieht man, wie Marcelo die Mittelfinger zeigt.
Hier sieht man, wie Marcelo die Mittelfinger zeigt.screenshot: streamable

Depay, der halb Niederländer und halb Ghanaer ist, wurde später in einem Interview auf die Szene angesprochen. Darauf antwortete er:

«Ich bin wütend. Ich muss vorsichtig sein, denn es erinnert mich an meine Vergangenheit und ich will nicht mehr dieser Mann sein. Ich bin ruhiger geworden, ich habe keine Worte mehr dafür.»

Damit wollte der 25-jährige Linksaussen wohl erklären, dass er auch schon Opfer von Rassismus geworden ist und dass er gelernt hat, nicht mehr mit Gewalt auf solche Situationen zu reagieren. Die Chance hätte er nämlich durchaus gehabt.

Dieser Vorfall reiht sich ein in eine ganze Serie von rassistischen Vorfällen im Fussball. Und obwohl sich die UEFA mit dem Slogan «No to Racism» die Problematik gross auf die Flagge geschrieben hat, wird immer noch nicht wirklich durchgegriffen. Immerhin setzen sich die Spieler für ihre Teamkameraden ein – was man von den eigenen Fans eigentlich auch erwarten könnte.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Stürmer verlässt aus Protest gegen Rassismus das Spielfeld
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
29 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Adumdum
11.12.2019 04:48registriert Juli 2014
Ok, in dem speziellen Fall verstehe ich nicht warum das Rassismus sein soll. Es ist unschön, es ist gegen einen bestimmten Spieler gerichtet. Aber ich verstehe den Zusammenhang zur Hautfarbe nicht.

Und ich bin 120% gegen Rassismus oder Diskriminierung aller Art.

Aber bei Arsenal finden viele Xhaka auch Scheisse - ist das dann Ausländerfeindlichkeit weil er Schweizer ist? Wenn es beim Frauenfussball passiert, ohne spezielle frauenfeindliche Schimpfwörter, ist das dann Sexismus? Wenn man Netanjahu für seine Politik kritisiert hat, ist das Antisemitismus?
29357
Melden
Zum Kommentar
avatar
Kennlar
11.12.2019 04:57registriert Dezember 2019
Marcelo wird aufgrund seinen Leistungen kritisiert, die seit Wochen andauern. Gibt auch Gerüchte um einen Abgang. Lyon hat auch andere farbige Spieler in den Reihen. Das hat rein gar nichts mit Rassismus zu tun.
18529
Melden
Zum Kommentar
avatar
mxpwr
11.12.2019 06:37registriert Juni 2017
Ich erkenne anhand der vorliegenden Informationen keinen Rassismus. Der Spieler wird beleidigt (was schlimm genug ist), aber wo ist die Verbindung zu seiner Hautfarbe? Eher wäre dann die Interpretation dieses Vorfalls als Rassismus selbst rassistisch, da bei der Interpretation aufgrund der Hautfarbe andere Massstäbe angelegt werden.

Abgesehen davon ist Rassismus das letzte und strikt zu verurteilen.
1279
Melden
Zum Kommentar
29
Die ZSC Lions finden immer eine Lösung – 9. Folge
So nah und doch so fern: Lausanne war beim Finalauftakt einer Sensation so nahe und doch war der Sieg so fern: Die ZSC Lions finden halt immer eine Lösung. Diesmal sorgte mit Yannick Weber einer für die Wende, der eigentlich Tore zu verhindern hat.

Yannick Weber (35) ist ein weitgereister Haudegen aus dem Bernbiet. Erfahren aus 14 Jahren Nordamerika, mehr als 500 NHL-Spielen und Auftritten auf der ganz grossen Bühne: 2017 verliert er an der Seite von Roman Josi mit Nashville den Stanley Cup-Final.

Zur Story