Es war bereits nach Abpfiff des Spiels zwischen Lyon und Leipzig. Die Partie endete mit einem 2:2-Unentschieden. Lyon hatte sich nach der ersten Halbzeit aus einem 0:2-Rückstand zurückgekämpft. Beide Mannschaften konnten zufrieden sein, schliesslich hatten sich beide für die nächste Runde der Champions League qualifiziert.
Die Spieler von Lyon waren gerade auf dem Weg in die Kabine, als ein Fan aus den eigenen Reihen über die Abschrankung zum Spielfeld sprang und den Spielern eine selbstgefertigte Flagge zeigte. Darauf waren neben des Gesichts eines Esels deutlich die Worte «Marcelo dégage» zu lesen, was soviel wie «Marcelo verpiss dich» heisst.
Die Nachricht war an den Innenverteidiger Marcelo gerichtet. Der 32-jährige Spieler stammt aus Brasilien und ist dunkelhäutig.
Die meisten Spieler von Lyon reagierten nicht sofort, ausser der Torschütze zum 2-2 Ausgleich, Memphis Depay. Dieser stürmte auf den Mann zu, der die Flagge hielt und versuchte sie ihm aus den Händen zu reissen. Es gelang ihm nicht, der Mann war schneller und versuchte wieder über die Abschrankung zu klettern. Kurz bevor es zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung zwischen Fans und Spieler kam, beruhigten Sicherheitskräfte die Situation.
Marcelo selbst war eher abseits des Geschehens, da ihn seine Kameraden zu beruhigen versuchten. Er ging jedoch in Richtung der Fans und zeigte ihnen den Mittelfinger.
Depay, der halb Niederländer und halb Ghanaer ist, wurde später in einem Interview auf die Szene angesprochen. Darauf antwortete er:
Damit wollte der 25-jährige Linksaussen wohl erklären, dass er auch schon Opfer von Rassismus geworden ist und dass er gelernt hat, nicht mehr mit Gewalt auf solche Situationen zu reagieren. Die Chance hätte er nämlich durchaus gehabt.
🗣💬 "Je suis furieux. Il faut que je sois prudent, car ça me rappelle mon passé et je n'ai plus envie d'être cet homme-là. Je suis devenu plus calme, je n'ai pas de mots pour ça."
— RMC Sport (@RMCsport) December 10, 2019
👉 Au bord des larmes, Memphis Depay a réagi aux incidents après #OLRBL au micro de RMC Sport pic.twitter.com/IGCaMqxmeR
Dieser Vorfall reiht sich ein in eine ganze Serie von rassistischen Vorfällen im Fussball. Und obwohl sich die UEFA mit dem Slogan «No to Racism» die Problematik gross auf die Flagge geschrieben hat, wird immer noch nicht wirklich durchgegriffen. Immerhin setzen sich die Spieler für ihre Teamkameraden ein – was man von den eigenen Fans eigentlich auch erwarten könnte.
Und ich bin 120% gegen Rassismus oder Diskriminierung aller Art.
Aber bei Arsenal finden viele Xhaka auch Scheisse - ist das dann Ausländerfeindlichkeit weil er Schweizer ist? Wenn es beim Frauenfussball passiert, ohne spezielle frauenfeindliche Schimpfwörter, ist das dann Sexismus? Wenn man Netanjahu für seine Politik kritisiert hat, ist das Antisemitismus?
Abgesehen davon ist Rassismus das letzte und strikt zu verurteilen.