
Auch der Brasilianer Dentinho verliess das Feld unter Tränen.Screenshot: twitter
11.11.2019, 07:2611.11.2019, 13:37
Gestern stand in der Ukraine das Spitzenspiel zwischen Dynamo Kiew und Schachtar Donezk an – die Partie wurde jedoch von Rassismus-Vorfällen überschattet. Nach wiederholten rassistischen Beleidigungen von den Zuschauer-Rängen hatte Schachtars Brasilianer Taison genug: Er schnappte sich den Ball und schoss ihn in Richtung der Fankurve und zeigte den Rassisten den Mittelfinger.
Der Schiedsrichter unterbrach die Partie anschliessend – wie im Drei-Stufen-Protokoll der UEFA vorgesehen – und veranlasste eine Stadiondurchsage.
Das Drei-Stufen-Protokoll der UEFA
1. Wird ein Schiedsrichter das erste Mal auf rassistische Beleidigungen aufmerksam gemacht, muss er die Partie unterbrechen und eine Stadiondurchsage veranlassen.
2. Werden die rassistischen Anfeindungen daraufhin nicht eingestellt, wird der Schiedsrichter angehalten, das Spiel für fünf bis zehn Minuten zu unterbrechen. Zudem wird eine zweite Durchsage durch den Stadionsprecher in Auftrag gegeben.
3. Wenn der Schiedsrichter ein drittes Mal rassistische Zwischenfälle wahrnimmt oder darauf aufmerksam gemacht wird, ist er dazu aufgefordert, das Spiel endgültig abzubrechen.
Ähnliche Bilder gab es letzte Woche aus Italien:
Als die Spieler auf das Feld zurückkehrten, zeigte der Schiedsrichter, noch bevor die Partie wieder aufgenommen wurde, Taison für seine Aktion die rote Karte und schickte ihn gleich zurück in die Kabine. Der Brasilianer lief weinend vom Feld.
In einem Statement äusserte sich Schachtar nach der Partie zu den Vorfällen und verurteilte das Verhalten der Fans:
«Der FC Shakhtar lehnt jegliche Form von Rassismus, Rassendiskriminierung, Fremdenfeindlichkeit und damit verbundener Intoleranz kategorisch ab. Es kann keine Rechtfertigung für diejenigen geben, die aufgrund ihrer Hautfarbe, ihrer religiösen oder politischen Überzeugung beleidigen. Ein solches Verhalten ist in zivilisierten Ländern und bei Fussballmeisterschaften nicht akzeptabel. Die UEFA verhängt die strengsten Sanktionen gegen Vereine und Verbände, deren Fans in Spielen Rassismus zeigen. Der FC Shakhtar ist eine grosse Fussballfamilie, der solche demütigenden Vorfälle Schmerzen und Enttäuschungen bereiten. Wir verurteilen dieses Verhalten des Publikums, wir werden unsere Spieler immer unterstützen und schützen. Wir fordern die Fussballbehörden und Vereine nachdrücklich auf, den Rassismus in den Stadien zu stoppen.»
Schachtar-Trainer Luis Castro lobte die Profis für ihr Verhalten auf dem Platz. «Ich möchte jeden unterstützen, der unter Rassismus leidet und die Jungs, die heute leiden mussten. Jede Form von Rassismus ist inakzeptabel. Wir müssen gemeinsam dagegen kämpfen – jeden Tag, jede Minute und jede Sekunde», liess sich der Portugiese nach der Partie zitieren.
Die Anhänger von Dynamo Kiew beliessen es nicht nur bei Beleidigungen. Sie produzierten bereits im Vorfeld der Partie Sticker mit der Aufschrift «Ja zu Rassismus».
(zap)
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