Die Mitglieder der russischen Punkband Pussy Riot sind am Montag nur wenige Minuten nach ihrer Entlassung aus zweiwöchiger Haft erneut festgenommen worden. Vor dem Ausgang der Haftanstalt in Moskau führte die Polizei drei der gerade freigelassenen Musikerinnen ab.
Polizisten fuhren sie anschliessend in einem Polizeitransporter weg, wie ein AFP-Reporter am Ort des Geschehens beobachtete. Ein viertes Bandmitglied, das aus einer anderen Haftanstalt entlassen wurde, wurde nach eigenen Angaben ebenfalls umgehend wieder festgenommen.
Die vier Musiker Veronika Nikulschina, Olga Kuratscheva, Olga Pachtusowa und Pjotr Wersilow waren wegen ihrer Protestaktion beim Finale der Fussball-Weltmeisterschaft in Moskau zu 15 Tagen Haft verurteilt worden.
Nach der neuerlichen Festnahme am Montag veröffentlichte Pachtusowa im Internetdienst Twitter Videoaufnahmen aus dem Inneren des Polizeitransporters. Die Polizei habe ihnen unmittelbar nach der Haftentlassung vorgeworfen, gegen Versammlungsgesetze verstossen zu haben, sagte sie. «Sie haben uns sonst nichts gesagt, sie haben uns einfach in den Transporter gesetzt und weggefahren».
Wersilow schrieb auf Twitter: «Sie haben uns gesagt, sie werden uns die Nacht über unter Arrest stellen.»
Nikulschina, Kuratscheva, Wersilow und Pachtusowa waren bei dem Finale am Sonntag während des WM-Endspiels zwischen Frankreich und Kroatien in Polizeiuniformen auf das Spielfeld im Moskauer Luschniki-Stadion gerannt. Das Spiel wurde kurz unterbrochen, Sicherheitskräfte schleiften die Aktivisten vom Spielfeld. Während der Aktion war auch Russlands Staatschef Wladimir Putin im Stadion gewesen.
Pussy Riot ist vor allem bekannt für eine Protestaktion 2012 in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale: Dort hatten sie ein «Punk-Gebet» aufgeführt, in dem sie Putin offen kritisierten. Wegen «Rowdytums» und «Aufwiegelung zu religiösem Hass» wurden drei Bandmitglieder zu zwei Jahren Arbeitslager verurteilt. Bei Jekaterina Samuzewitsch wurde die Strafe zur Bewährung ausgesetzt, Nadeschda Tolokonnikowa und Maria Alechina kamen nach 22 Monaten frei. (sda/afp)