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Wenn Aliens unsere Babys essen – und was das mit dir zu tun hat

Aliens in Violet
Woher nehmen wir Menschen das Recht, Tiere in der Massenhaltung zu quälen?Bild: shutterstock.com
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Wenn Aliens unsere Babys essen – und was das eventuell mit dir zu tun hat

24.02.2020, 07:47
Hugo Stamm
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Die historische Bilanz der christlichen Kirchen ist durchzogen. Von den Kreuzzügen über die Inquisition bis zur Missionierung von Naturvölkern hinterliessen viele Kirchenfürste und Geistliche Spuren des Schreckens.

Dabei geht gern vergessen, dass zwei zentrale Dogmen ebenfalls zu einem problematischen Vermächtnis führten. Zu einem Vermächtnis, das in der Bibel verankert ist und somit in den Augen der Gläubigen von Gott vorgegeben wurde.

Es sind kurze, aber weitreichende Dogmen:

  1. Macht euch die Erde untertan.
  2. Der Mensch ist die Krone der Schöpfung.

So verkündet es das Alte Testament sinngemäss.

Eine Verkündigung, der unsere Vorfahren noch so gern nachlebten. Sie schmeichelte ihnen, gab ihnen Macht und führte zu Wohlstand. Daran hat sich bis heute nichts geändert.

Aus heutiger Sicht förderten die Dogmen fatale Entwicklungen. Wir Menschen erhoben uns in grenzenloser Überheblichkeit zu gottähnlichen Wesen, die über andere Spezies bestimmen können.

Als gehöre uns die Erde allein

Den Rest der Geschichte kennen wir. Wir beuten seit rund 150 Jahren – ein Klacks in der Erdgeschichte – den Planeten rücksichtslos und rasend schnell aus, als seien wir die alleinigen Besitzer der Erde, ausgestattet mit allen Rechten.

Dieses Selbstverständnis ist für Fauna und Flora eine Katastrophe. Wir leben auf dem Buckel der Pflanzen- und Tierwelt unsere hedonistischen Begierden ziemlich rücksichtslos aus.

Seit ein paar Jahrzehnten sind wir sogar drauf und dran, unseren Planeten so radikal umzupflügen, dass er bald unwirtlich werden könnte. Ob die aktuellen Massnahmen ausreichen, um den Kollaps abzuwenden, ist ungewiss.

Schauen wir die Auswirkungen auf die Tierwelt näher an. Wir rauben durch die Rodungen und industrielle Landwirtschaft vielen Tierarten die Lebensgrundlage. Wir glauben ausserdem, dass wir als Krone der Schöpfung das Recht haben, Tiere zu unterdrücken und ihren Lebensraum durch Massenhaltung massiv einzuschränken.

Die verheerende Folgen der Massentierhaltung:

Der deutsche Philosoph Richard David Precht veranschaulicht in seinem Buch «Wer bin ich – und wenn ja, wie viele?» die Situation eindrücklich. Er fordert darin seine Leserinnen und Leser auf, sich vorzustellen, dass fremde Wesen aus dem All auf der Erde landen würden. Superintelligente Wesen, die uns Menschen weit überlegen sind.

Die Aliens vollziehen an uns medizinische Versuche und fertigen Schuhe aus unserer Haut an. Doch vorher erlaben sie sich an unserem Fleisch.
Aus dem Buch «Wer bin ich?» von David Precht.

Die fremden Wesen ziehen ein Terrorregime auf, besiegen uns rasch und sperren uns ein. Dann vollziehen sie an uns medizinische Versuche, fertigen Schuhe, Autositze und Lampenschirme aus unserer Haut und verwerten unsere Knochen und Zähne. Doch vorher erlaben sie sich an unserem Fleisch. Am besten schmecken ihnen Kinder und Babys, weil ihr Fleisch so zart ist, schreibt Precht.

Der Philosoph treibt den Vergleich noch weiter. Als ein Mensch für einen medizinischen Versuch aus dem Kerker geholt wird, schreit er die Ausserirdischen an. Ob sie nicht sähen, wie grausam und barbarisch sie sich gebärdeten. Wie sie ihnen ihre Kinder wegnehmen und töten würden. Ob sie denn kein Mitleid und keine Moral hätten?

epa02970568 A photograph made available on 18 October 2011 shows grey geese of the agricultural company Landi being herded into a stables in Veckenstedt, Germany, 17 October 2011. Landi farms 6,500 to ...
Wie gross ist die Lebensqualität dieser Gänse? Bild: keystone

In seinem Buch lässt Precht die Peiniger antworten, sie seien eine höhere Spezies, weshalb ihr Leben viel wertvoller sei. Der Philosoph wörtlich: «Verglichen mit uns, ist euer Leben kaum etwas wert. Ausserdem, selbst wenn unser Verhalten nicht ganz in Ordnung sein sollte – eines steht trotzdem fest: Ihr schmeckt uns halt so gut!»

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Manchmal sind Vergleiche aufschlussreich. Sie können Zusammenhänge aufzeigen, die emotional berühren und unser gewohnheitsmässiges Verhalten bildlich darstellen und hinterfragen.

PS: Da ich wieder mit heftigen Reaktionen gegen meine Person rechnen muss, folgende Anmerkung: Ich bin kein Vegetarier, kaufe aber selbst nie Fleisch. Hingegen esse ich bei Einladungen und gelegentlich in Restaurants welches.

Hugo Stamm; Religionsblogger
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Glaube, Gott oder Gesundbeter – nichts ist ihm heilig: Religions-Blogger und Sekten-Kenner Hugo Stamm befasst sich seit den Siebzigerjahren mit neureligiösen Bewegungen, Sekten, Esoterik, Okkultismus und Scharlatanerie. Er hält Vorträge, schreibt Bücher und berät Betroffene.
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234 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Forest
22.02.2020 09:02registriert April 2018
Der Vergleich mit Aliens ist etwas weit hergeholt. Grundsätzlich finde ich die Überlegung gut. In der Schweiz schlachten wir über 50 Mio Tiere in einem Jahr. Diese Zahlen sollte man sich durch den Kopf gehen lassen. Würden wir gleich viele Menschen schlachten wie wir es mit Tieren tun ,wäre die Menschheit in weniger als einem Monat ausgerottet. Das Ergebnis unseres Konsum sind Massentierhaltung wie im oberen Bild. Wir werfen der Kirche und Abtreibungsgegner vor über unsere Leben zu bestimmen, dabei machen wir bei Tieren nichts anderes. So musste es mal los werden jetzt lasst es Blitze regnen.
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Händlmair
22.02.2020 08:41registriert Oktober 2017
Das was Herr Stamm hier beschreibt hat nichts mit Religion zu tun. Auch ohne die religiösen Dogmen „Macht euch die Erde untertan, Der Mensch ist die Krone der Schöpfung“ wären wir in der gleichen Situation wie heute.

Man schätzt, dass im Jahr Null, ca. 300 Millionen Menschen die Erde bevölkerte. Im Jahr 1200 ca. 400 Millionen und 1500 bereits 500 Millionen. Die Zunahme der Bevölkerung bedeutet gleichsam, das der Verbrauch von Nahrung, Trinkwasser, Wohnfläche zunahm. Der Handel zwischen Kulturen stieg deutlich an. Dieser Trent ist ungebrochen. Die Religion war nur Mittel zum Zweck.
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Reto Schnurrenberger-Stämpfler
22.02.2020 08:25registriert Dezember 2019
...als seien wir die alleinigen Besitzer der Erde, ausgestattet mit allen Rechten.

Zum Glück gibt es auch immer wieder Menschen die sich der Pflichten annehmen.
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