«Nicht warten, handeln», rät der Psychologe und Ökonom Daniel Hinder in Sachen Lohn. Er berät seit über 20 Jahren Arbeitnehmende und Arbeitgebende bei Fragen zur Laufbahngestaltung, Führung, Organisations- und Teamentwicklung und eben auch Löhnen.
Frustriert und unzufrieden zu sein ist für ihn keine Option. Die Faust im Sack zu machen und auf das Jahresendgespräch zu warten sei genauso falsch. Bis dahin sind die Budgets gemacht, die Situation wieder anders. Was rät er dir? Dich hinzusetzen, um dich vorzubereiten und zwar so:
«Wie ist die Finanzkraft meines Arbeitsgebers? Wie ist die Arbeitsmarktsituation? Wie ist die wirtschaftliche Lage?». Alle reden von einer Krise, aber nicht alle sind von der Krise betroffen. Es gilt, dich schlau zu machen wo dein Unternehmen steht.
«Wo befinde ich mich im Lohn- oder Beurteilungssystem des Unternehmens, falls es das gibt? Wie viel bin ich auf dem Arbeitsmarkt wert? Gibt es Spielraum nach oben?» Um das herauszufinden, kannst du Referenzlöhne, z. B. von Lohnstudien, prüfen oder dich bewerben und so deinen Marktwert eruieren.
«Was bringe ich an Fachkompetenz, Erfahrung, Ausbildung, Weiterbildung mit? Und was mache ich daraus?». Heute steht gemäss Daniel Hinder die Handlungskompetenz als Weiterentwicklung der Fachkompetenz im Mittelpunkt. Du musst eine Leistung vorweisen können, nicht nur ein Diplom.
«Bin ich initiativ, engagiert, motiviert? Kann ich mich anpassen und verändern? Kann ich auch schwierige Situationen erfolgreich bewältigen?» Wir leben in einem Wandel, deshalb sind diese Fähigkeiten extrem wichtig. Es ist von Vorteil, wenn du positiv auf Veränderungsprozesse reagierst und offen für Neues bist.
«Mach ich lediglich den Job, für den ich angestellt bin oder erbringe ich Leistungen darüber hinaus?».
«Das Aneignen von digitalen Kompetenzen und die Herausforderungen des Homeoffice sind keine Argumente für eine Lohnerhöhung», findet Daniel Hinder. «Die Corona-Krise ist eine besondere Situation – besondere Situationen erfordern besondere Anstrengungen». Eine Mehrleistung, von der die Firma einen sicht- oder sogar messbaren Nutzen hat, oder das Übernehmen von weiteren Aufgaben, sind indes gute Argumente – Krise hin oder her.
Nachdem du diese Punkte geklärt hast, kannst du abschätzen, ob es realistisch ist, dass du eine Lohnerhöhung erhältst. Jetzt gilt es, dir bewusst zu werden, was du willst, beziehungsweise warum dich das Thema beschäftigt.
«Ein Lohngespräch einzuberufen, löst immer etwas aus. Dessen sollte man sich im Klaren sein», so Daniel Hinder. «Es ist wichtig, sich zu fragen: Kann ich mit den Konsequenzen oder Folgen eines solchen Gespräches umgehen? Was bedeutet es für mich, wenn ich keine Lohnerhöhung erhalte? Bin ich wirklich unterbezahlt oder beklage ich mich auf hohem Niveau?». Wenn du nach all diesen Überlegungen überzeugt bist, dass sich ein Gespräch lohnt, nichts wie los. «Gerade wenn man sehr unzufrieden ist, sollte man keinesfalls abwarten», sagt Daniel Hinder.
Dein Arbeitgeber hat offiziell kommuniziert, dass es wegen der Corona-Krise keine Lohnerhöhung gibt? Sogar dann rät Daniel Hinder zu handeln. Schliesslich ist jeder Fall individuell und es gibt keine Regel ohne Ausnahme. Vielleicht ist eine sofortige Lohnerhöhung nicht möglich, aber ein Gespräch kann Einfluss auf die nächste Budgetierung haben.
Wenn der Schuss nach hinten losgeht oder der Arbeitgebende dir die Tür vor der Nase zuschlägt, ist das für Daniel Hinder ein Zeichen: «Das Leben ist zu kurz für einen schlechten Wein – dasselbe gilt für den Job». Er ist überzeugt: «Reaktiv zu sein, wirkt sich negativ auf die psychische Gesundheit aus. Egal, was morgen sein wird, tue etwas, um im Beruf und im Leben zufrieden zu bleiben.»
Da wir verkauft wurden, gab es dieses Frühjahr auch keine Erhöhung. Sobald ich den neuen Vertrag unterschreiben soll und der angegebene Lohn nicht passt, suche ich mir danach etwas anderes.
Der ganze Artikel ist ja nett gemeint, aber wenn das Management nein sagt, gibt es einfach nicht mehr Geld.