Microsoft ist der Übernahme des Videospiele-Riesen Activision Blizzard einen wichtigen Schritt näher gerückt. Richterin Jacqueline Scott Corley wies am Dienstag in San Francisco den Antrag der US-Wettbewerbsbehörde FTC ab, den Deal mit einer einstweiligen Verfügung zu blockieren.
Die US-Wettbewerbsaufsicht FTC hatte bereits im Dezember 2022 eine Klage eingereicht, um den Deal zu verhindern. Microsoft-Rivale Sony hatte zuvor vehement gegen die Übernahme lobbyiert.
Mit dem Urteil könnte Microsoft die rund 69 Milliarden Dollar teure Übernahme zunächst vollziehen, auch wenn eine Einigung mit Grossbritanniens Aufsichtsbehörde noch aussteht. Diese hatte den Deal im April blockiert und steht auch nach dem Urteil aus den USA weiter auf der Bremse. Grund ist die Sorge, dass die Übernahme den Wettbewerb auf dem wachsenden Markt für Cloud-Gaming verzerren könnte. Die Wettbewerbshüter der EU-Kommission hingegen stimmten der Übernahme unter Auflagen im Mai zu.
Die EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager erklärte, Microsofts Zusage, Spielerinnen und Spieler anderer Plattformen in den nächsten zehn Jahren nicht von Activision-Blizzard-Games auszuschliessen, habe «erhebliche wettbewerbsfördernde Auswirkungen».
Microsoft, das bereits Spielestudios mit bekannten Titeln wie «Minecraft» unter seinem Dach hat, würde seine Marktposition mit Activision Blizzard deutlich stärken. Der Xbox-Konzern will sich mit dem Zukauf weitere bekannte Marken wie «Call of Duty», «Diablo», «Starcraft» oder «World of Warcraft» sichern.
Die FTC ist überzeugt, dass Microsoft durch den Deal zu viel Marktmacht im Videospiele-Geschäft bekommen würde. Richterin Corley kam jedoch zum Schluss, die FTC könne dies nicht ausreichend belegen. Sie hat sich eindeutig auf die Seite von Microsoft gestellt, was dessen Zusagen betrifft, «Call of Duty» auf Sonys Playstation zu belassen und das Spiel sogar auf die Nintendo Switch auszuweiten. Das sei «vielleicht schlecht für Sony. Aber gut für ‹Call of Duty›-Spieler und zukünftige Spieler», so die Richterin.
Überzeugt hat die Richterin offenbar auch Microsofts Zusage, Spiele von Activision-Blizzard für Cloud-Gaming-Dienste anderer Anbieter verfügbar zu machen. Die Wettbewerbshüter in den USA und Grossbritannien befürchten hingegen, dass Microsoft primär im Cloud-Gaming-Sektor durch den Zusammenschluss zu stark werde.
Nicht überzeugt hat die Richterin, dass Microsoft mit dem Deal den Konsolenmarkt dominieren könnte: Microsoft verkauft weltweit deutlich weniger Spielkonsolen als Sony oder Nintendo. Sony argumentiert jedoch, dass viele Gamer eine Konsole ausschliesslich wegen «Call of Duty» kaufen würden und sich Microsoft mit dem Deal einen zu grossen Wettbewerbsvorteil sichern würde. Microsoft hielt dagegen, dass man die Activision-Blizzard-Spiele auf möglichst viele Plattformen bringen wolle, inklusive Sonys Playstation.
Activision Blizzard besitzt zahlreiche wichtige Game-Studios und Game-Marken für PC, Konsolen und Mobile-Geräte. Games der Firma locken monatlich knapp 400 Millionen Spielerinnen und Spieler an. Rund 245 Millionen davon entfallen auf den vor einigen Jahren übernommenen «Candy Crush»-Entwickler King.
Microsoft möchte mit der Übernahme einerseits deutlich mehr Spiele in seinen Abo-Dienst «Game Pass» für die Xbox und den PC bringen. Dieser eröffnet den Nutzerinnen und Nutzern Zugang zu Games verschiedener Anbieter zu einem monatlichen Abonnementpreis.
Andererseits würde Microsoft mit dem Deal in Besitz des finanziell enorm erfolgreichen Smartphone-Games «Candy Crush Saga» gelangen und so einen Fuss in den lukrativen Mobile-Gaming-Markt bekommen.
Here's a pie chart that represents the increased number of developers Xbox will have🤯
— Idle Sloth💙💛 (@IdleSloth84_) July 11, 2023
Credit to u/eclipsism pic.twitter.com/xpzwblHVMT
Die EU hat den Deal im Mai unter der Auflage abgesegnet, dass Spielerinnen und Spieler in der EU in den nächsten zehn Jahren Zugang zu aktuellen und künftigen Spielen von Activision Blizzard haben werden. «Mit den Verpflichtungszusagen werden die von der Kommission geäusserten wettbewerbsrechtlichen Bedenken in vollem Umfang ausgeräumt», hiess es in der Mitteilung der EU-Kommission.
Würde Microsoft in den nächsten zehn Jahren Rivalen trotzdem von «Call of Duty» ausschliessen, würde es den geballten Zorn der Gamer und Kartellwächter auf sich ziehen.
Dazu dürfte es eher nicht kommen: Die Wettbewerbshüter der EU betonen, dass es für Microsoft Anreize gebe, Activision-Spiele für die Playstation von Sony anzubieten, da die Konsole des Konkurrenten einen viermal so hohen Absatz erziele wie die eigene Xbox. Im Klartext: Microsoft würde sich ins eigene Fleisch schneiden, wenn es die Spiele nicht für andere Plattformen anbieten würde.
Microsofts Zusage, die Activision-Spiele weiter für Konsolen und Cloud-Gaming-Dienste von Rivalen anzubieten, wird zwar die Xbox-Verkäufe schmälern. Langfristig dürfte diese Taktik aber mehr Geld mit Gameverkäufen und Erlösen aus Abo- und Cloud-Gaming-Diensten in die Kasse spülen. Mit der verlockenden Aussicht zum «Netflix für Gamer» zu werden, dürfte es für Microsoft verschmerzbar sein, weniger Konsolen als Sony und Nintendo zu verkaufen.
Die FTC liess nach der Niederlage vor Gericht verlauten, man werde «in den kommenden Tagen» die nächsten Schritte bekanntgeben, «um unseren Kampf für den Erhalt des Wettbewerbs und den Schutz der Konsumenten fortzusetzen».
Microsoft und Activision Blizzard hatten die Übernahme im Januar 2022 angekündigt. Mit dem Urteil in den USA könnte der Deal bis am 18. Juli 2023 in trockenen Tüchern sein. Nur wenige Minuten nach der Entscheidung der US-Richterin haben sich Microsoft und Grossbritanniens Aufsichtsbehörde darauf geeinigt, ihren Rechtsstreit zu unterbrechen, um – wie in der EU – eine Lösung auf dem Verhandlungsweg zu finden. Die britische Wettbewerbsaufsicht CMA stellte am Mittwoch aber klar, dass ihr Veto gegen den Deal nicht so leicht rückgängig gemacht werden könne. Theoretisch könnte Microsoft den Deal nun auch ohne Grossbritannien abschliessen, was aber für beide Seiten kein wünschbares Szenario darstellt.
Sollte der Gerichtsbeschluss Bestand haben, wäre dies die zweite grosse Niederlage für die FTC-Vorsitzende Lina Khan. Seit ihrer Bestätigung als Leiterin der Aufsichtsbehörde im Jahr 2021 macht Khan Jagd auf Big-Tech-Unternehmen.
Activision Blizzard ist ein Gaming-Unternehmen mit Sitz in Santa Monica, Kalifornien. Das US-Unternehmen entstand 2008 aus der Fusion des Publishers Activision mit Vivendi Universal Games und gilt, gemessen am Umsatz, als Marktführer im Computer- und Videospiele-Sektor.
Mit Material der Nachrichtenagenturen SDA, AWP und DPA.
Als Kind habe ich mir ausgemalt wie grossartig die Games werden wenns mal bessere 486er oder Pentium's gibt.
Als Erwachsener bin ich aufgewacht mit der traurigen Erkenntniss, dass die gleichen langweiligen, profesionellen stakeholder value orientierten Manager das Sagen haben, wie in jeder anderen Industriesparte.
Spiele haben jetzt gigantisch Grafik aber sowas wie Monkey island oder dont starve, also irgendwas mit persönlicher Note oder, böse zungen würden sagen Charme oder Character, ist dort einfach nicht zu erwarten....
Sony bekommt gerade deren eigene Medizin zu schlucken.