Im Zuge eines peinlichen Ausrutschers wurden geheime Informationen über Sonys Playstation-Geschäfte bekannt. Grund dafür: ein unzureichend geschwärztes Gerichtsdokument.
Microsoft muss sich gerade vor der US-Handelskommission, der «Federal Trade Commission» oder kurz «FTC», rechtfertigen und beweisen, dass die geplante Übernahme von «Activision Blizzard» nicht konkurrenzfeindlich, also keine Monopolisierung, ist.
Im Rahmen dieses Verfahrens stellte Sony Informationen zu ihren Playstation-Geschäften bereit. Diese wurden, wie in solchen Verfahren üblich, von der «FTC» auf die Public Domain hochgeladen. Die Dokumente scheinen aber nur mit einem Filzstift geschwärzt worden zu sein. Beim Scannen der Dokumente wurden die geschwärzten Stellen aufgrund des Scannerlichts wieder leserlicher. Die «FTC» nahm die Dokumente, als bald sie dies bemerkte, wieder vom Web. Da war es aber schon zu spät – und für bekanntlich gilt ja: Das Internet vergisst nie.
«Activison Blizzard» ist ein Game-Entwicklerstudio und produziert unter anderem die «Call of Duty»-Reihe. Im Gerichtsprozess geht es vor allem um die CoD-Games. Sony befürchtet, dass bei einer Übernahme von «Activison» durch Microsoft die Ballerspiele nur noch exklusiv auf der Xbox von Microsoft verfügbar sein werden.
Dies würde laut Sony eine Monopolstellung für Microsoft und deren Gamekonsole Xbox bedeuten. Dem stimmen unter anderem die amerikanische «FTC» sowie auch die britische Handelskommission zu. Im noch laufenden Gerichtsprozess wurden auch Daten von Sony zur Verfügung gestellt. Die vertraulichen Dokumente zeigen, wie sehr Playstation vom «Call of Duty»-Franchise profitiert.
In einem der geleakten Dokumente steht, – soweit wir das entziffern können – dass 2021 in den USA alleine über 32 Millionen User «Call of Duty» gespielt haben. Weltweit scheinen es sogar 68 Millionen zu sein. Die direkten Einnahmen belaufen sich laut Dokument auf 800 Millionen US-Dollar in den USA und 1,5 Milliarden US-Dollar weltweit. Sony Interactive Entertainment rechnet auch aus, dass «Call of Duty»-Spieler im Schnitt 13,9 oder 15,9 Milliarden Dollar – auf dem Dokument ist die Zahl nicht klar erkennbar – für Playstation-bezogene Dienste ausgeben.
In einem weiteren komplett geschwärzten Ausschnitt, der von Sean Hollister von «The Verge» entziffert wurde, beschreibt Sony das Nutzverhalten von den «Call of Duty»-Spielern.
Aus dem Text soll offenbar hervorgehen, in welchem Masse Sony und die Playstation von den Einnahmen, die mit «Call of Duty» generiert werden, abhängig sind.
In einem anderen Teil der geleakten Dokumente geht Sony darauf ein, wie teuer es ist, die sogenannten AAA-Games zu entwickeln. AAA-Games, gesprochen Tripple-A-Games, ist eine informelle Bezeichnung für Videospiele mit den grössten Budgets. Die Games sind das Game-Äquivalent zu Blockbustern.
Aus dem Dokument geht hervor, dass das 2022 veröffentlichte Playstation-Exclusive-Game «Horizon Forbidden West» in der Produktion 212 Millionen US-Dollar kostete und in der Spitze über 300 Angestellte beschäftigte. Die Produktion von «The Last of Us Part II» – auch ein exklusiv auf der Playstation verfügbares Game – kostete anscheinend sogar 220 Millionen US-Dollar und beschäftigte zu Spitzenzeiten über 200 Spieleentwickler.
(ear)