Ein Highlight jagt das nächste: Kurz nach dem Start von «Horizon Call of the Mountain» bleibt der Mund für einen Moment offen, als über uns ein Roboter-Dinosaurier auftaucht und zum Greifen nahe an uns vorüberzieht. Es folgen weitere Kreaturen und das Spielerherz schlägt höher. Dann klettern wir, kraxeln immer höher und höher und erfreuen uns an der fantastischen Aussicht, die uns das nächste Wow entlockt. Kann es noch besser werden? Es kann!
Als wir plötzlich Aloy gegenüberstehen sind wir emotional so ergriffen, dass wir alles andere um uns komplett vergessen. Als die Protagonistin aus der Spielreihe «Horizon» vor uns steht, erkennen wir erst die wahre Magie dieser neuen Playstation VR2. Wir können liebgewonnene Heldinnen und Helden aus unseren Videospielwelten «treffen». Da steht sie also, diese Aloy mit der wir so viele Stunden verbracht haben und sie spricht mit uns. Wahnsinn.
«Horizon Call of the Mountain» ist ein nahezu perfektes Vorzeige-Spiel, um uns die erweiterte Technik von Sonys Playstation VR2 näher zu bringen. Auch wenn das Spiel nach etwa sieben Stunden schon durch ist und ohne rosarote Brille betrachtet eine reine Ansammlung von simplen Mechaniken ist, tauchen wir komplett ab und staunen, was in dieser virtuellen Welt alles möglich ist. Ja, dieses «Call of the Mountain» hinterlässt Eindruck und stimmt uns sehr zuversichtlich.
Zum Start gibt es aber noch ein paar andere Kaliber, die uns aufwühlen wollen: «Resident Evil Village VR» (via Gratis-Update erhältlich) schickt uns auf einen Horrortrip, dem sich wirklich nur die ganz Mutigen widmen sollten. Auch hier folgt ein Highlight aufs nächste. Als wir zu Beginn des Spiels Chris Redfield gegenüberstehen, können wir unser Glück genau wie bei Kollegin Aloy nicht fassen.
Gut, der Typ hat gerade unser Haus gestürmt, meine Frau kaltblütig erschossen und klaut auch noch unser Baby, aber es ist Chris fucking Redfield, der uns da gegenübersteht. Mit diesem Typen haben wir schon in alten «Resi»-Abenteuern so viele Gruselstunden verbracht und jetzt können wir den ja fast schon anfassen. Wahnsinn.
Doch der Gefühls-Trip beginnt ja erst und jetzt wird es richtig übel. Alleine die ersten Schritte durch einen dunklen, verschneiten Wald, wo überall grausige Geräusche in unser Ohr dringen, machen uns fertig und der Puls steigt. Wir schleichen durchs Unterholz, kommen in ein Dorf, machen die Bekanntschaft mit schrulligen Menschen und dann auch mit Werwolf-Kreaturen, die uns wirklich schwitzen lassen. Die Immersion ist unglaublich intensiv und macht uns fertig. Dieses Schloss, diese Vampir-Ladys, dieses irre Puppenhaus. Ihr wollt den puren Horror erleben? Dann habt ihr hier euren persönlichen Endgegner gefunden.
Ebenso intensiv aber gemächlicher geht es beim «Star Wars»-Game «Tales from the Galaxy’s Edge: Enhanced Edition» zu und her. Hier erledigen wir als Reparaturtechniker auf dem Planeten Batuu diverse Missionen. Wir kämpfen unter anderem gegen einen Verbrecher-Clan und treffen auch auf die Erste Ordnung aus der Sequel-Trilogie. Und natürlich stehen uns dann auch hier einige bekannte Figuren aus der Saga plötzlich gegenüber, wo sich unser Fan-Herz sofort überschlägt.
Auch wenn dieses Spiel doch eher auch kurz geraten ist und die Story seichter als seicht daher kommt, erschafft dieser Titel eine wundervolle «Star Wars»-Atmosphäre. Denn ab dem Moment, wo wir uns einen Blaster schnappen und die seit Jahrzehnten in unseren Gehörgängen verankerten Soundeffekte ertönen, will das Grinsen auf dem Gesicht gar nicht mehr weggehen.
Ich spiele zwar nicht Han Solo, aber ich fühle mich wie Han Solo und ballere lockerflockig umher und staune auch hier wieder über die fantastische Immersion und das haptische Feedback. Ihr wollt «Star Wars» hautnah erleben? Hier kommt euer Spiel! Ihr seid unsicher? Dann holt euch wenigstens die Gratis-Demo und ihr werdet sofort süchtig nach mehr.
Wen es übrigens nach weniger Action dürstet, der kann sich zum Beispiel mit der kostenlosen Aktualisierung von «Gran Turismo 7» der Geschwindigkeit widmen. Es versteht sich von selbst, dass die Rennsimulation via VR noch viel intensiver rüber kommt und die an sich schon schicke Optik in der virtuellen Realität nochmals echter wirkt. Auch hier will das Staunen gar nicht mehr aufhören.
Ein aussergewöhnliches Erlebnis bietet auch «Kayak VR: Mirage». Hier paddelt ihr in aller Seelenruhe durch wunderhübsch animierte Gewässer und Landschaften und gebt euch ohne Hektik dem Flow hin. Gut animierte Wettereffekte und eine abwechslungsreiche Flora und Fauna machen den Trip zusätzlich unvergesslich. Wem das dann doch zu ruhig sein sollte, wechselt in den Rennmodus und holt sich einen ordentlichen Muskelkater in den Armen.
Ihr wollt es besonders schräg und abgefahren, dann zieht euch «Gorn» rein. Hier geht es um nichts anderes als äusserst blutige Gladiatorenkämpfe zu bestreiten. Durch die witzige Comicoptik und den derben Humor tauchen wir hier in eine Spielwelt ein, die sich selber nie ernst nimmt und uns einfach nur prächtig unterhält.
Und natürlich gibt es auch jede Menge Minispiele für einen kurzweiligen Spass zum Start: Bei «Tetris Effect: Connected» wird wild geknobelt, in «Ragnarock» wartet ein stimmiges Rhythmusspiel auf euch, «Runner» schickt euch in eine fantastische Anime-Welt, wo Ballereien und hitzige Motorradrennen genossen werden und in «Puzzling Places» wird in einer lieblichen Miniaturwelt herumgewerkelt.
Ja, dieses Startaufgebot kann sich sehen und spielen lassen. Egal welches Genre am liebsten konsumiert wird, hier kommt jeder und jede in den Genuss von intensiven Spielwelten, die wir hautnah erleben dürfen. Vorzeigetitel wie etwa «Horizon Call of the Mountain» oder das «Resident Evil Village»-Update zeigen eindrücklich, dass die VR-Technik noch lange nicht abgeschrieben werden darf.
Die Immersion ist gewaltig intensiv und bringt frischen Wind in die Videospiellandschaft. Dieser Wind muss jetzt aber zwingend in den nächsten Monaten und Jahren aufgefrischt werden, wenn die zweite Generation nicht dasselbe Schicksal wie bei der ersten erleben möchte. Die Gefahr, dass auch die Playstation VR2 zum Staubfänger wird lässt sich nur durch ein regelmässiges Software-Angebot beseitigen.
Hier sollten aber nicht nur simple Updates von bereits erhältlichen Spielen auf den Markt geworfen werden, sondern die Studios brauchen Mut und auch die Unterstützung von Sony höchstpersönlich, dass komplett neue Welten und Ideen kreiert werden dürfen, die die Existenz der Playstation VR2 rechtfertigen. Wenn nicht jetzt, wann dann?
Info: Playstation VR2 ist für 599 Franken im Handel erhältlich (eine Playstation 5 ist zur Nutzung zwingend erforderlich). Das Bundle mit «Horizon Call of the Mountain» kostet 649 Franken. Freigegeben ab 12 Jahren.