Der französische Satellitenbetreiber Eutelsat, dem der Starlink-Konkurrent OneWeb gehört, verhandelt mit europäischen Regierungen über den Ausbau der Satellitenverbindungen in der Ukraine. Hier sind die wichtigsten Fragen und Antworten zum Vorhaben, das den weiteren Kriegsverlauf prägen könnte.
Eine Starlink-Alternative ist dringend nötig, weil sich die US-Regierung auf die Seite Wladimir Putins und des alleinigen Aggressors Russland geschlagen hat und der Ukraine wichtige Militärhilfe verweigert.
Beim Trump-Vertrauten Elon Musk, dem das US-amerikanische Raumfahrt-Unternehmen SpaceX und dessen marktführender Satelliten-Internet-Dienst Starlink gehört, ist unklar, ob er der Ukraine weiter hilft.
Die Ukraine verliess sich bei der Gefechtsfeldkommunikation bislang in hohem Masse auf Starlink. Es gilt als entscheidendes Element bei Militäroperationen.
Zu Beginn der russischen Invasion 2022 und den ersten Wochen danach liess Elon Musk zahlreiche Starlink-Terminals an die Ukraine liefern und trug damit vielleicht entscheidend zum Abwehrkampf bei. Im weiteren Kriegsverlauf zeigte sich, dass Musk den Starlink-Einsatz in von Russland besetzen Gebieten verunmöglichte. Gleichzeitig sprach er heimlich mit Wladimir Putin.
In der vergangenen Woche berichtete die Nachrichtenagentur Reuters, dass die US-Regierung nun in Betracht gezogen habe, den Zugang der Ukraine zum Starlink-Netzwerk einzuschränken. Eine solche Drohung dürfte im Rahmen der Verhandlungen der US-Regierung mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj über ein Rohstoff-Abkommen geäussert worden sein. Die notorischen Lügner Trump und Musk bestritten dies.
Das ist fraglich. Es gibt unterschiedliche Einschätzungen von renommierten Sicherheitsexperten. Aus der Ukraine ist zu hören, dass die dortige Regierung und Armeeführung das Starlink-Klumpenrisiko längst erkannt haben und seit geraumer Zeit Alternativen suchen.
Die Ukraine gab 2024 bekannt, dass im Land etwa 42'000 Starlink-Terminals in Betrieb seien; etwa die Hälfte davon werde vom Nachbarland Polen finanziert.
Der österreichische Militärexperte und Oberst des Bundesheeres, Markus Reisner, warnte nun:
Doch diese Ansicht werde nicht überall geteilt, ruft der watson-Medienpartner T-Online in Erinnerung. Gemäss dem ukrainischen Verteidigungsminister Rustem Umjerow arbeitet die heimische Rüstungsindustrie an einer Alternative und «es gibt bereits eine Lösung».
Dies bestätigte auch der ukrainische Spezialist für elektronische Kriegsführung, Serhij Beskrestnow. In der Ukraine sei man sich von Beginn weg bewusst gewesen, dass man sich nicht dauerhaft «auf die kommerzielle Infrastruktur eines anderen Landes» verlassen könne. Der Verlust von Starlink wäre zwar schmerzhaft für die Streitkräfte, aber keine Katastrophe.
Der deutsche Militärexperte Carlo Masala sagte im ZDF-Polit-Talk «Markus Lanz», dass es viel «dramatischer» sei, falls das ukrainische Militär plötzlich keinen Zugriff mehr auf die Aufklärungsdaten der USA habe. Gemeint sind die geheimdienstlichen Informationen. Sie stammen aus unterschiedlichen Quellen, etwa von den leistungsfähigen Spionage-Satelliten der USA, die eine stetige Überwachung des Kriegsgeschehens ermöglichen. Wie am Dienstag berichtet wurde, muss die ukrainische Militärführung nun auf genau dies verzichten.
Hier ist an erster Stelle Eutelsat zu nennen.
In einem aktuellen Interview erklärte Eva Berneke, Chefin des französischen Satellitenbetreibers:
Die Eutelsat-Geschäftsführerin versicherte, ihr Unternehmen könne «dasselbe Serviceniveau» anbieten wie Starlink, auch wenn man bei der Kapazität nicht mit den Amerikanern konkurrieren könne. Die sei aber für die Ukraine gar nicht entscheidend. Es gehe dort vor allem um eine sichere Satelliten-Abdeckung, die überallhin reiche. Auch dorthin, wo es keine Technik gebe.
Eutelsat betreibt 35 geostationäre Satelliten, die in fast 36'000 Kilometer Höhe um den Äquator kreisen. Mit der Übernahme des britischen Unternehmens OneWeb 2023 wurde das Eutelsat-Netzwerk auf bis zu 600 Satelliten in erdnaher Umlaufbahn (LEO) erweitert.
Die LEO-Satelliten von OneWeb sind gemäss Reuters mit denen vergleichbar, die vom US-Konkurrenten Starlink verwendet werden. Die Weltraum-Flotte des Musk-Unternehmens SpaceX umfasst mittlerweile 7000 Satelliten und bietet in 125 Ländern Internetzugang.
Am Dienstag dieser Woche erklärte Eutelsat, dass sich die Gespräche mit europäischen Regierungen darauf konzentrierten, eine Kombination der OneWeb- und Geo-Satelliten zu nutzen, um die Kommunikation in der Ukraine und der Schwarzmeerregion zu stärken. Im Falle einer Starlink-Abschaltung wolle man eine unterbrechungsfreie Wiederaufnahme des Netzes ermöglichen.
Dieser Ansatz mit zwei Konstellationen könnte dem ukrainischen Militär wichtige Konnektivität bieten, berichtete «The Kyiv Independent». Damit seien auch Drohnen-Operationen möglich, die den russischen Streitkräften bereits «erhebliche Schläge» versetzt hätten.
Bezüglich Handhabung soll Starlink noch deutliche Vorteile haben gegenüber Eutelsat. Die OneWeb-Terminals seien eher für den Einsatz in Firmen und Behörden als für Privatkunden konzipiert, sie seien zudem grösser und weniger portabel als die Terminals aus den USA.
Die Europäische Union hat am Dienstag ein Kreditpaket in der Höhe von 150 Milliarden Euro für die Beschaffung von Rüstungsgütern vorgeschlagen. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sagte, der Schritt könne «die sofortige Bereitstellung militärischer Ausrüstung für die Ukraine» erleichtern.
Die Europäische Kommission und die Europäische Weltraumorganisation haben im Dezember 2024 mit einem Industriekonsortium Verträge zur Entwicklung einer eigenen Satelliten-Konstellation mit Gesamtkosten von 10,6 Milliarden Euro unterzeichnet: IRIS² soll den europäischen Regierungen sichere Kommunikationssysteme über Satellit bereitstellen. Ausserdem sollen damit kommerzielle Satellitendienste wie Breitbandverbindungen für Privathaushalte angeboten werden.
Bei der Vertragsunterzeichnung betonte der EU-Kommissar für Verteidigung und Raumfahrt, Andrius Kubilius, dass Europa wegen der Bedrohung durch Russland einen eigenen Satelliten-Dienst brauche. Als Beispiele nannte er die durchtrennten Unterseekabel in der Ostsee und von Russland gestörte GPS-Navigationssignale.
Die EU-Kommission prüft auch, ob sie der Ukraine Zugang zu ihrem GOVSATCOM-System ermöglichen kann. Dabei handelt es sich um ein EU-Programm, das die Satellitenkapazitäten der EU-Mitgliedsstaaten in einem hochsicheren Netzwerk bündelt und im Krisenfall die Kommunikation in Europa gewährleisten soll.
Der neue Dienst sollte eigentlich nicht vor 2026 betriebsbereit sein, die Inbetriebnahme könne jedoch beschleunigt werden, heisst es nun aus Brüssel.
Anfang dieser Woche hatte der französische EU-Abgeordnete Christophe Grudler die EU-Kommission in einem Brief aufgefordert, sie solle dringend «alle möglichen alternativen Satellitenlösungen prüfen, die die EU der Ukraine anstelle von Starlink anbieten könnte».
Die Einführung von GOVSATCOM könne noch in diesem Jahr erfolgen, wenn der Zertifizierungsprozess übersprungen werde. Und dies könne als Übergangslösung dienen, während IRIS² entwickelt werde.
Viele europäische Länder sollten den Drive dieser beiden mitnehmen.
Europa muss sich so gut wie es geht selbstständig machen und auf eigenen Beinen stehen.
In vielen Belangen!
Schon nur die Standorte der Terminals zu kennen, wäre strategisch viel wert.
Also unbedingt auf Starlink verzichten, so rasch wie möglich.