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China: Wie sich westliche Influencer vom Regime kaufen lassen

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Xi Jinping und Wladimir Putin als Pappfiguren (in Moskau): Sowohl Peking als auch der Kreml versuchen, die Narrative in den sozialen Medien zu beeinflussen.Bild: keystone

Chinas gefährlichste Propaganda-Waffe sind westliche Influencer – das willst du wissen

Ein beunruhigender Bericht über China: Westliche Influencer werden offenbar von Peking eingesetzt, um Propaganda bei Instagram und Co. zu verbreiten.
08.12.2023, 21:3108.12.2023, 22:17
Anna-Lena Janzen / t-online
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Ein Artikel von
t-online

Peking soll vermehrt auf Social-Media-Plattformen wie Facebook oder Instagram setzen, um die Meinungen von Menschen im Ausland gezielt zu manipulieren. Davor warnte Facebooks Mutterkonzern Meta vergangene Woche. China sei nach Russland und Iran die dritthäufigste Quelle für ausländische Einflussnahme, hiess es.

Eine australische Denkfabrik hat nun einen Bericht veröffentlicht, in dem sie beschreibt, wie ausländische Social-Media-Stars die Inhalte der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) in ihren Netzwerken verbreiten.

Die Influencer stammen aus Ländern wie den USA, Grossbritannien oder Neuseeland, haben Millionen von Fans und nutzen sowohl chinesische als auch westliche Social-Media-Plattformen, wie das ASPI (Australian Strategic Policy Institute) berichtet (siehe Quellen).

Der China-Verteidiger aus den USA

Der amerikanische Videoblogger Jerry Kowal mit Sitz in Shanghai ist einer der erfolgreichsten Influencer in China. Seine Beliebtheit bei den chinesischen Zuschauern ist unbestritten: Über 26 Millionen Follower verfolgen seine Inhalte auf seinen chinesischen Kanälen. Kowal hat ein feines Gespür für die Themen und Botschaften, die in China besonders gut ankommen.

Auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie im Jahr 2021 flog Kowal von San Francisco zurück nach China. Bei seiner Ankunft am Flughafen in Shanghai schimpfte er über die Reaktion der USA auf das Virus und lobte Chinas strikte Massnahmen: «Ich bin glücklich. Ich fühle mich frei», sagte Kowal in fliessendem Mandarin mit amerikanischem Akzent. China verfüge über die am besten organisierte Pandemieabwehr der Welt.

Kowal ist auch in den chinesischen Staatsmedien zu sehen – etwa während der Corona-Pandemie in einem Livestream aus New York für CCTV News.

Auf Anfrage der «Financial Times» sagte der amerikanische Blogger, sein Video von 2021 über die Covid-Regulationen sei keine Propaganda gewesen und auch nicht von Peking beeinflusst worden.

Was bezweckt China?

Das australische Institut ASPI rückt die Berichterstattung des Influencers in ein anderes Licht: Es schreibt von einer Kohorte von ausländischen Köpfen, der «kultiviert» werde, um die Propagandastrategie von Peking voranzutreiben. Dieser einheitliche Stimmenchor in den sozialen Netzwerken könne die Ideologien der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) effektiver an ein breites Publikum verbreiten als traditionelle Medien wie das chinesische Staatsfernsehen.

«Das ultimative Ziel besteht darin, die von der KPCh kontrollierte Kultur, den Diskurs und die Ideologie vor den Gefahren ausländischer und freier politischer Meinungsäusserung zu schützen und somit die Legitimität der Partei zu wahren», heisst es in dem Bericht der australischen Experten.

Das Institut warnt auch, dass diese Strategie Pekings «erhebliche Auswirkungen auf die globale Informationslandschaft» haben könnte. Der zunehmende Einsatz ausländischer Influencer mache es für Plattformen, Regierungen und Nutzer immer schwieriger, zwischen unabhängigen Inhalten und Propaganda zu unterscheiden und die Integrität des öffentlichen Diskurses in den sozialen Medien zu bewahren.

Kritische Berichterstattung über Peking werde auf den chinesischen Plattformen zensiert. Stattdessen würden die Ideale des chinesischen Präsidenten Xi Jinping sowie «grundlegende sozialistische Werte» und Beiträge, die «den globalen Einfluss der chinesischen Kultur erhöhen», gefördert. Influencer, die sich der Parteilinie anpassen, werden demnach mit Erfolg belohnt, während andere kaum eine Chance haben, ein grosses Publikum zu erreichen.

Doch nicht nur das.

Welche Rolle spielen ausländische Studentinnen und Studenten?

Chinas Systeme zur Förderung der Social-Media-Stars sind komplex und schwer zu greifen. Protagonisten erhalten dem australischen Bericht zufolge meist keine detaillierten Anweisungen darüber, was sie produzieren sollen. Ihre Kreativität werde stattdessen durch eine Mischung aus Anreizen und Kontrollen beeinflusst. Unter anderem veranstalte die KPCh Wettbewerbe um «erhebliche Preisgelder».

Auch würden internationale Studierende an chinesischen Universitäten angeworben, um einen «latenten Talentpool junger, mehrsprachiger, Social-Media-freundlicher Influencer» aufzubauen. Ein neues Medienstudio an der Huaqiao-Universität in der Provinz Fujian etwa ziele darauf ab, Studenten aus Hongkong, Macao, Taiwan und anderen Regionen einzusetzen, um «Chinas Geschichte gut zu erzählen».

Im Jahr 2021 nahmen demnach über 200 internationale Studierende aus 16 Ländern, darunter den USA und Irland, an entsprechenden Videodrehs teil. Auch russische Influencer werden dem Bericht zufolge eingesetzt, um die Verbindungen mit Moskau zu stärken.

Die jungen Menschen werden demnach «angeleitet», Chinas Narrative zu sensiblen politischen Themen wie Menschenrechtsbedenken oder Territorialstreitigkeiten zu verteidigen, so die Denkfabrik.

Gegenüber der «Financial Times» sagte ein Medienmanager aus Shanghai, der anonym bleiben wollte: «Es gibt bestimmte Redebeschränkungen und regelmässige politische Schulungen darüber, was gesagt werden darf und was nicht».

Der Genozid-Verharmloser aus Neuseeland

Der Neuseeländer Andy Borham hat 1,8 Millionen Follower auf chinesischen Plattformen. Aber auch auf YouTube ist der Influencer aktiv, um – wie er selbst sagt – der «westlichen Anti-China-Erzählung entgegenzuwirken».

Eines der Themen, über die Borham in seinen Videos spricht, ist die Region Xinjiang im Nordwesten Chinas. In der Autonomieregion wurden nach Einschätzung von Experten zeitweise eine Million Uiguren verfolgt und in Lagern festgehalten. In den vergangenen Jahren gelangten immer wieder interne Regierungsdokumente dazu an die Öffentlichkeit.

Die USA und andere westliche Regierungen sprechen von einem «Völkermord» an der muslimischen Minderheit in der Region Xinjiang. Boreham aber weist die Anschuldigungen gegen China auf seinen Kanälen zurück. Er wettert gegen die angebliche Hetze von sogenannten Mainstream-Medien. Und auch auf den Report von ASPI reagierte er mit Verärgerung.

Auf X, vormals Twitter, schrieb Boreham:

«Welch eine Ironie, dass ASPI einen Bericht erstellt, in dem Ausländer in China beschuldigt werden, unter der Fuchtel der KPCh zu stehen, während das US-Aussenministerium ihre Forschung finanziert! Das zeigt nur, dass sie wirklich glauben, der Westen sei standardmässig 'gut' und alle anderen seien schlecht».

Auch warf er dem Institut vor, ihn vor der Veröffentlichung nicht kontaktiert zu haben. Gegenüber der «Financial Times» wollte Boreham sich allerdings nicht zu dem Report äussern.

«Es ist eine Abkürzung zum viralen Ruhm»

Das Muster, das laut dem ASPI-Bericht jedoch in zahlreichen Videos ausländischer Influencer zu beobachten ist: Chinas Kultur, Gesellschaft, Infrastruktur und Politik werden gelobt, westliche Gesellschaften, Medien und sogar manchmal Produkte werden kritisiert. «Nationalismus verkauft sich und Ausländer wissen das. Es ist eine Abkürzung zum viralen Ruhm», schrieb einer der Autoren des Berichts, Fergus Ryan, auf X.

Peking hat zudem die Rechte und Akkreditierungen einiger unabhängiger Journalisten und grosser Medienhäuser, die in der Vergangenheit aus China berichtet haben, in den vergangenen Jahren massiv eingeschränkt.

Auch andere Medien hatten schon über Chinas Propaganda und Desinformationen in den sozialen Medien gewarnt – gerade im Hinblick auf Russlands Krieg in der Ukraine. So schrieb die «Washington Post» in einem Artikel im vergangenen Jahr:

«Wenn ein autoritäres Land einem sozialen Netzwerk den Betrieb auf seinem Staatsgebiet verbietet, wie es China und jetzt auch Russland bei den meisten Plattformen tun, sollte das soziale Netzwerk auch die staatlichen Medien dieses Landes verbannen. Die Alternative ist, diesen Unterdrückerregimen zu erlauben, so laut zu sprechen, wie sie wollen und wo sie wollen, während sie ihre Bürger zu Hause daran hindern, andere Stimmen als ihre eigene zu hören.»

Im vergangenen Sommer einigte sich auch die deutsche Regierung auf eine neue Strategie zum Umgang mit Peking. In einem der aufgeführten Punkte des Papiers zum Thema Desinformation heisst es:

«Chinesische Desinformationskampagnen nehmen weltweit zu, zum Beispiel im Zusammenhang mit Chinas Politik zu Hongkong und Taiwan.

Chinas Propaganda verstärkt zudem russische Narrative in Bezug auf Russlands völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Dies erfordert auf allen Ebenen, auch auf der europäischen, eine systematische evidenzbasierte Beobachtung und Bekämpfung.»
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Chinas heimliche Propaganda-Armee: westliche Influencer
Die Kommunistische Partei Chinas, respektive das Regime in Peking, nutzt ausländische Influencer, um mit Staatspropaganda heimlich in die Mainstream-Medien im Westen einzudringen und die eigene Bevölkerung zu belügen.
quelle: ap / ng han guan
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Quellen

(t-online/dsc)

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37 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Acai
08.12.2023 22:09registriert März 2017
Am Anfang des Internet war die Idee, das Wissen der Welt zu teilen.
Wer hätte damals gedacht, dass das Internet zum Angriff auf unsere Demokratien und zur Verbreitung von abstrusem Nichtwissen missbraucht wird.
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John Galt
08.12.2023 22:08registriert November 2014
Ein einfacher Ansatz wäre es, Medien und Berichte aus Ländern einzuschränken, die in ihrem eigenen Land die Medienfreiheit einschränken.
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