Warum die E-Auto-Verliebten Norweger Tesla die kalte Schulter zeigen
Tesla verliert auch im Elektroauto-Pionierland Norwegen dramatisch an Boden. Die Gründe? Mangelhafter Service, ein ramponiertes Image und Elon Musk selbst. Während der Markt für Elektrofahrzeuge weiter wächst, schrumpft der Absatz des US-Herstellers um 44,4 Prozent.
Gleichzeitig erlebt Norwegens Automarkt ein starkes Plus: Insgesamt steigt der Absatz um 46,3 Prozent, bei Elektroautos sogar um 53,4 Prozent. Tesla rutscht von Platz eins auf Platz drei. Die neuen Spitzenreiter: Volkswagen und Toyota. VW steigert die Verkäufe auf 3'222 Fahrzeuge (+224,1 Prozent), Toyota auf 2'102 (+97,6 Prozent).
Meistverkaufte E-Autos von Januar bis März in Norwegen
«Tesla steht auf der Hass-Liste»
Robert Næss, Investmentdirektor bei Nordea Asset Management, sieht ein Muster: Tesla verkauft besonders viele Autos im letzten Monat eines Quartals, wenn die Bilanzzahlen anstehen. Danach stagniert der Absatz.
Næss ergänzt aber: Viele Kunden hätten genug von Elon Musks Verhalten – und Tesla sei nicht mehr die erste Wahl. Selbst das Model Y, zuletzt noch Norwegens Bestseller, gerät ins Hintertreffen: Die Verkäufe stürzen um 64,4 Prozent ab – nur noch 965 Zulassungen. Das Model 3 ist in der Beliebtheit schon früher abgerutscht.
Thor Øivind Jensen, Professor an der Universität Bergen, nennt einen weiteren Grund: «Tesla steht auf der Hassliste des norwegischen Automobilverbands NAF und des Verbraucherrats.» Die Vorwürfe: zu viele Probleme, zu schlechter Service, zu arrogante Reaktionen auf Beschwerden. Tesla habe sogar damit gedroht, rechtliche Schritte gegen Konsumenten einzuleiten.
Die Konkurrenz zieht vorbei
Während Tesla strauchelt, überholen andere. Die meistverkauften Modelle in Norwegen (Januar und Februar 2025):
- Toyota bZ4X: 1762 Einheiten (+236,3 Prozent)
- VW ID.4: 1342 Einheiten (+207,8 Prozent)
- Nissan Ariya: 1171 Einheiten (+201 Prozent)
- Tesla Model Y: 965 Einheiten (-64,4 Prozent)
- VW ID.7: 879 Einheiten (+729,2 Prozent)
Toyota landet mit dem bZ4X einen überraschenden Volltreffer: Das Modell, in vielen Ländern ein Ladenhüter, verkauft sich in Norwegen fast doppelt so gut wie Teslas Model Y.
Von der Spitze ins Abseits, wegen Musk
Viele Norweger sehen Tesla zunehmend kritisch. Eine Umfrage zeigt: Zwei von drei Befragten haben heute eine negativere Meinung als früher. Nur zwei Prozent sehen Tesla positiver.
Investmentdirektor Næss bringt es auf den Punkt: Käufer zu vergraulen, sei nicht besonders klug. «Hätten andere Unternehmensführer sich so verhalten, wären sie längst gefeuert.»
Verwendete Quellen:
- tv2.no: Tesla-salget stuper (Norwegisch)
- auto-motor-und-sport.de: Tesla auf «Hassliste» – Toyota und VW überholen

