Tesla gilt als Vorreiter im Bereich E-Autos. Gründer Elon Musk wird weltweit für seinen Innovationsgeist gefeiert, seine Aussagen und Tweets bestimmen nicht nur den Börsenkurs des eigenen Unternehmens.
Doch eine Reihe von Start-ups will dem reichsten Mann der Welt nicht allein das Feld überlassen und auch einige Traditionsunternehmen rüsten sich für die Zukunft. watson-Medienpartner t-online erklärt, was das für die Autobranche und für die Märkte bedeutet.
Spätestens seit dem fulminanten Börsenstart in dieser Woche ist das Elektroauto-Start-up Rivian allen ein Begriff. Die Aktien wurden auf 78 US-Dollar festgelegt. Damit konnte das Unternehmen auf einen Schlag fast zwölf Milliarden Dollar einsammeln – einer der grössten Börsengänge in den USA und der grösste in diesem Jahr.
Rivian wurde 2009 gegründet und sitzt im US-amerikanischen Plymouth im Bundesstaat Michigan. An dem Unternehmen sind Amazon und Ford beteiligt. Im Programm sind aktuell zwei Automodelle: ein SUV und ein Pick-up.
Der vollelektrische R1T-Pick-up ist seit September auf dem Markt. Bis Ende Oktober lagen Bestellungen für 55'400 Fahrzeuge in den USA und Kanada vor. Aufgrund höherer Produktionskosten werde sich der Nettoverlust allerdings in diesem Zeitraum ausweiten. Die Anleger stört das bisher nicht.
Das hat mitunter einen einfachen Grund. «Alles, was reine E-Mobilität verspricht, also Pure play, wird aktuell sehr positiv bewertet. Es handelt sich um den interessantesten Teil der Automobilbranche», so Jürgen Pieper, Autoexperte beim Bankhaus Metzler.
Dennoch mahnt er zur Vorsicht: «Die extremen Bewertungsunterschiede werden irgendwann enden. Bei mir läuten die Alarmglocken, wenn ein Unternehmen deutlich mehr als zehnmal so viel wert ist, als es an Umsatz verbuchen kann.»
Das gilt für Tesla, aber aktuell auch für Rivian. Noch habe das Unternehmen wenig gezeigt, ein Investment sei also durchaus riskant.
Die US-Firma Lucid startete bereits 2007, damals noch unter dem Namen Atieva. 2019 schoss Saudi-Arabien dem Public Investment Fonds über eine Milliarde Dollar zu.
Die limitierte Start-Edition des ersten Modells namens Air ist bereits vergriffen, noch vor dem Jahreswechsel sollen die ersten Exemplare in den USA auf den Markt kommen. Mit 1'000 PS und einer Akku-Reichweite von gegen 800 Kilometer will das Unternehmen Massstäbe setzen. Mitte 2022 sollen die Lieferungen in Europa folgen.
Einen besonderen Status geniesst Byd. Das in Hongkong gelistete Unternehmen zählt nicht nur zu den weltweit grössten Elektroautoherstellern, sondern auch zu den grössten Produzenten wiederaufladbarer Akkus und anderer Speicherlösungen.
Nach Problemen aufgrund des Handelskriegs zwischen den USA und China im Jahr 2019 hat sich die Lage mittlerweile durch ein vorläufiges Abkommen entspannt. Die erhöhte Nachfrage nach Batterien und Stromspeicherlösungen dürfte dem Unternehmen in den kommenden Jahren weiter in die Karten spielen.
Noch 2020 hatte sich Byd mit Tesla ein Kopf-an-Kopf-Rennen geliefert, das Tesla aber für sich entschied. 1.4 Millionen verkaufte Fahrzeuge für Branchenprimus Tesla, knapp eine Million für Byd.
Das chinesische Start-up Nio wurde 2014 gegründet und hat seinen Firmensitz in Shanghai. Das Unternehmen hat fünf Standorte, darunter auch in Deutschland. Beim Börsengang 2018 wurde Nio mit 1.8 Milliarden US-Dollar bewertet. Anfang 2021 hatte Nio bereits einen Börsenwert von umgerechnet über 80 Milliarden Franken.
Vier Modelle (ein Coupé und drei SUV) gehören aktuell zum Portfolio und werden ausgeliefert, weitere sollen im nächsten Jahr folgen.
Nio betreibt in China ein Netz von rund 500 Batterietauschstation. Dort können Nio-Fahrerinnen und -Fahrer ihren leeren Akku automatisiert gegen einen vollen tauschen lassen. Drei Minuten soll das ungefähr dauern. Künftig will Nio auch in Europa Batterietauschstation anbieten.
China ist der grösste Markt für Elektroautos, vor Europa und den USA, und entsprechend gross ist die Konkurrenz unter den chinesischen Herstellern. Xpeng wurde 2014 gegründet. Zu den prominenten Investoren gehören Alibaba, Foxconn und IDG Capiral. Seit 2020 liefert das Unternehmen seine Autos aus. Beim Börsengang im gleichen Jahr konnte es 1.3 Milliarden US-Dollar einsammeln.
In Polen will Electromobility Poland, ein Zusammenschluss staatlicher Energieunternehmen, E-Autos bauen. Der Markenname lautet Izera, inspiriert vom Fluss Iser. Der Produktionsstart der Limousine T100 und des SUV Z100 soll voraussichtlich im dritten Quartal 2023 beginnen. Zu den technischen Daten ist bisher noch wenig bekannt.
In der Türkei geht der Hersteller Togg an den Start. 2019 präsentierte Präsident Recep Tayyip Erdoğan die Marke persönlich. Geplant sind fünf Modelle, von denen bisher zwei vorgestellt wurden. Der Unternehmenssitz befindet sich in der Hafenstadt Gemlik. Der Produktionsstart ist für 2022 angekündigt.
Doch mit dieser Liste ist das Feld der Newcomer keinesfalls erschöpft. Viele kleinere, bisher unbekanntere Marken wollen vom Trend zum umweltbewussteren Fahren profitieren.
In den USA will sich das Hybrid-Truck-Entwicklungsunternehmen Nikola mit Tesla messen. Doch das Unternehmen stand immer wieder in der Kritik, keine funktionsfähigen Prototypen vorweisen zu können.
Erst 2018 gegründet will Canoo günstige Elektrofahrzeuge auf den Markt bringen. Der Minivan soll ab 2022 vom Band laufen. Durch eine Fusion mit dem Spac Hennessy Capital Acquisition Corp ist das Unternehmen an der Technologiebörse Nasdaq gelistet.
Ebenfalls im Nasdaq gelistet ist Lordstown Motors. Das 2018 gegründete Unternehmen wollte eigentlich bereits mit der Auslieferung der ersten Autos seines Pick-ups Endurance begonnen haben. Doch der Start wurde auf April 2022 verschoben, nachdem bekannt wurde, dass die Lordstown-Produktionsstätte an Foxconn verkauft wird.
Ein Stern am E-Auto-Himmel scheint gerade zu erlöschen. Die chinesische Firma Byton wurde 2017 gegründet und galt lange als aussichtsreicher Kandidat am Markt. Im April musste das Unternehmen allerdings in Deutschland Insolvenz anmelden. In den vergangenen Tagen verdichteten sich Hinweise, dass der gesamte Konzern vor dem Aus steht.
Auch unter den traditionsreichen Autobauern nehmen immer mehr Marken E-Autos mit in ihr Programm auf und beschäftigen sich vermehrt mit Batterien. Das zeigte sich deutlich bei der diesjährigen Internationalen Automobilausstellung (IAA). Erstmals ging es mehr um Elektrofahrzeuge und Batterien als um klassische Verbrenner.
Einige Autobauer haben verstanden, dass sie sich beeilen müssen, wenn sie mithalten wollen. So verkündete Volkswagen unlängst, dass es sechs Gigafabriken zur Batterieproduktion bis 2030 schaffen wolle. Denn: Die aktuelle Chipkrise zeigt, wie abhängig die deutschen Autobauer von chinesischen Batterielieferanten sind.
Das sieht auch Experte Pieper so: «Die Automobilbranche insgesamt war dieses Jahr schon mit mehreren Ausnahmesituationen konfrontiert. Zum einen ist da der Chipmangel, auch der Dieselskandal kam wieder hoch und dann stellt sich für einige Unternehmen die Standortfrage.»
Auf der anderen Seite ist der VW-Vorstoss auch ein Seitenhieb auf Teslas Giga-Factory, die zurzeit im brandenburgischen Grünheide entsteht. Nach Umweltprotesten und bürokratischen Hürden hatte Musk darauf gehofft, dass noch Ende des Jahres die ersten Autos vom Band laufen könnten. Doch das gilt weiterhin als unsicher.
Genau diese Unsicherheit kann für Anleger entscheidend sein. «Bei den traditionellen Autoherstellern ist das Chance-Risiko-Verhältnis gut. Im Bereich E-Autos bieten etwa VW und BMW ebenfalls eine hohe Zuwachsrate. Das macht sie auch weiterhin für Anleger attraktiv», so Pieper.
VW-Chef Herbert Diess zeigt sich jedenfalls kampfbereit: «Der nächste Golf darf kein Tesla sein. Der nächste Golf darf nicht aus China kommen. Die nächste Ikone muss wieder ein Wolfsburger sein.»
Die Chinesen kann (und will) ich nicht beurteilen. Versuche chinesische Techprodukte generell wenn immer möglich zu meiden.
Aber der deutschen Konkurrenz ist Tesla definitiv für die nächsten 10 Jahre enteilt.
Hoffe als Kunde schwer, dass es bald gute Konkurrenz für Tesla gibt. Aktuell ist keine in Sicht.