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An einem unscheinbaren Nachmittag um 15 Uhr platzt Flodoard Quolke der Kragen: «Mir ist eines klargeworden: Facebook ist schon lange kein soziales Netzwerk mehr», schreibt er in einem Beitrag auf Blogrebellen.de, der im Netz heftig diskutiert wird.
Zu dem Schluss kam der Blogger, nachdem er die Probe aufs Exempel gemacht hatte: Er hat sich 100 Beiträge in seinem Newsfeed angesehen, davon seien gerade mal vier «von echten, mir persönlich bekannten Menschen verfasst und veröffentlicht». Die restlichen 96 Prozent seien «News, Werbung, Artikel, Zeugs, professionelle Inhalte».
Das Fazit:
Flodoard Quolke stellt «drei Thesen zum Ende des grössten sozialen Netzwerks der Welt» auf:
Dass die Leute ihre Selfies lieber auf Instagram posten, mag sein. Das heisst jedoch nicht, dass deswegen jegliche Menschlichkeit von Facebook verschwindet. Sie zeigt sich in Formen, die wir gar nicht mehr richtig wahrnehmen, weil sie so alltäglich geworden sind.
Facebook hat sich zu einer unglaublich wertvollen Plattform für Grassroots-Bewegungen gemausert.
In ganz Europa organisieren Aktivisten Hilfe für Flüchtlinge in Facebook-Gruppen. In der Schweiz haben Seiten wie Tsüri Hilft, Action From Switzerland oder Kinder auf der Flucht bereits Tausende Mitglieder. Diese Gruppen entstehen ohne formelle Strukturen, und nirgends ist es so einfach, Gleichgesinnte zu finden, wie auf Facebook.
Auch Flashmobs gäbe es in dieser Form wohl ohne Facebook nicht: Diese Spontan-Aktionen können einen reinen Spass-Hintergrund haben, aber oft geht es um politische oder soziale Anliegen. Im Frühling versammelten sich in Zürich hunderte von Menschen und liessen Seifenblasen steigen, um Solidarität mit Gunnar Jauch zu demonstrieren, der für seine Seifenblasen-Kunst gebüsst werden sollte.
Und was ist mit den bewegenden Posts, in denen Menschen ihr Schicksal teilen und die sich wie ein Lauffeuer verbreiten? Klar, wir interagieren vielleicht nicht direkt mit diesen Leuten, aber solche Geschichten bringen uns einen Menschen am anderen Ende der Welt ein bisschen näher.
15 Millionen Menschen aus aller Welt folgen der Seite Humans of New York des Fotografen Brandon Stanton und erhalten jeden Tag intime Einblicke in das Leben der Grossstädter. Jetzt ist Stanton in Europa unterwegs und verleiht Flüchtlingen eine Stimme.
Facebook hat noch lange nicht als wichtigstes soziales Netzwerk ausgedient. Nur weil es nicht mehr neu und aufregend ist, ist es noch lange nicht dem Tod geweiht.
Eine Untersuchung des «Pew Research Center» vom August brachte zutage, dass 72 Prozent der erwachsenen Internetnutzer ein Facebook-Konto haben. 70 Prozent von ihnen loggen sich täglich ein – bei Twitter sind es gerade mal rund ein Drittel.
Andere soziale Medien wie Instagram und Snapchat werden bei den Jungen immer wichtiger – jedoch nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung von Facebook. Teenager geben zwar in Umfragen an, dass Facebook nerve, sie nutzen das Netzwerk aber trotzdem. Wie «Pew» herausfand, sind 71 Prozent der Jugendlichen zwischen 13 und 17 Jahren auf Facebook. Auf Instagram sind nur 52 Prozent.
Dass im Newsfeed des Bloggers Flodoard Quolke nur Müll auftaucht, ist nicht die Schuld von Facebook – und es ist auch kein Beweis dafür, dass sich normale Menschen auf Facebook nicht mehr betätigen. Der Algorithmus speist sich aus dem Lese- und Kommentierverhalten der User.
Für das Problem gibt es eine einfache Lösung: radikales Ausmisten. Wer Seiten, von denen man nichts wissen will, nicht mehr folgt, bekommt auch keine Updates mehr (mit Ausnahme von gesponserten Inhalten, doch sogar die kann man beeinflussen).
Um wieder mehr Menschlichkeit auf Facebook zu haben, hilft es auch, mehr mit Menschen zu interagieren: Posts von Freunden kommentieren und liken – so wird Facebook automatisch mehr menschliches ausspucken. Das Netzwerk ist immer nur so sozial wie wir es sind.