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Faktencheck

Diese Bilder haben uns 2022 schockiert, verblüfft und alle waren fake

Faktencheck

Diese Bilder haben uns 2022 schockiert und verblüfft – und alle waren sie gefälscht

Das Jahr 2022 hat uns einmal mehr vor Augen geführt: Es ist nicht immer das, wonach es aussieht.
30.12.2022, 12:5931.12.2022, 17:39
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Aufsehenerregende Fake-Bilder hatten auch 2022 Hochsaison im Netz. Viele waren harmlos-witzig und wurden ohne böse Absichten weiterverbreitet. Etwa dieses Satire-Posting auf Twitter, das während der Hitzewelle im Sommer Donald Trump auf die Schippe nahm.

Nein, die Highway-Polizei machte sich nicht mit dieser Meldung über Trump lustig

Solche Anzeigen warnen Autofahrer in den USA beispielsweise vor extremen Wettersituationen.
Solche Anzeigen warnen Autofahrer in den USA beispielsweise vor extremen Wettersituationen.

Auch eher harmlos war dieser Scherz eines französischen Wissenschaftlers.

Nein, hier sehen wir kein spektakuläres Bild eines neu entdeckten Sterns

Von den rund 100'000 Followern des Wissenschaftlers haben viele das Foto weiterverbreitet und teils über die Details geschwärmt, die auf dem vermeintlichen Stern zu sehen seien.
Von den rund 100'000 Followern des Wissenschaftlers haben viele das Foto weiterverbreitet und teils über die Details geschwärmt, die auf dem vermeintlichen Stern zu sehen seien.

Die Bilder aus dem Weltraum, aufgenommen mit dem neuen James-Webb-Teleskop der NASA, begeisterten dieses Jahr die Welt. Der Physiker Etienne Klein erlaubte sich ein Spässchen und schrieb auf Twitter, so scharf habe das James-Webb-Teleskop den sonnennächsten Stern fotografiert. Doch das Bild zeigt nicht Proxima Centauri, sondern eine Scheibe Chorizo-Wurst vor schwarzem Hintergrund. Klein sagte später, er habe die Menschen mit dem Jux für Fake News sensibilisieren wollen.

Nein, Joe Biden hat Wolodymyr Selenskyj nicht begrapscht

Bei anderen Fake-Bildern stecken handfeste politische Interessen dahinter, etwa wenn Trump-Anhänger US-Präsident Joe Biden mit gefälschten Aufnahmen in Verruf bringen wollen.

Ein plumper Fake, der rasch im Netz die Runde machte.
Ein plumper Fake, der rasch im Netz die Runde machte.

Behauptung:

US-Präsident Joe Biden soll seinem ukrainischen Amtskollegen Wolodymyr Selenskyj bei dessen Besuch in Washington an den Hintern gegriffen haben.

Faktencheck:

Die Hand lag auf dem Rücken, wie das Originalfoto zeigt, das auf dem offiziellen Twitter-Account der First Lady, Jill Biden, veröffentlicht wurde.

Das Originalfoto.
Das Originalfoto.

Bidens Hand hätte eine Sekunde nach der Aufnahme nach unten rutschen können, aber eine Bildanalyse des auf Internet-Fakes spezialisierten Portals Mimikama lässt keine Zweifel, dass das Foto mit der Hand am Po manipuliert wurde.

In der Vergrösserung fallen mehrere Stellen auf, an denen unsauber gefälscht wurde.
In der Vergrösserung fallen mehrere Stellen auf, an denen unsauber gefälscht wurde.bild: mimikama

Dort, wo eben noch der Daumen von Joe Biden unter Jill Bidens Hand lag, sind auf der manipulierten Aufnahme noch immer ein paar Pixel zwischen den Fingern erkennbar.

image after
image before
Noch besser erkennbar ist die Fälschung daran, dass die Falten in Selenskyjs Kleidung im manipulierten Bild verschwunden sind.

Einfach nur nein

Bild

Nein, Selenskyjs Tochter ist nicht nach Polen geflohen

Das ist nicht Selenskyjs Tochter auf der Flucht.
Das ist nicht Selenskyjs Tochter auf der Flucht.

Behauptung:

In den sozialen Netzwerken kursierte im April 2022 das Bild einer jungen Frau, die weint. Dazu der Text: «Alexandra Selenskaja, Tochter von Wolodymyr Selenskyj, hasst ihren Vater, nennt ihn einen Nazi und Mörder des ukrainischen Volkes.» Sie sei nach Polen geflohen und enthülle nun die ganze Wahrheit über ihren Vater.

Faktencheck:

Das Foto zeigt nicht Selenskyjs Tochter. Es wurde von den Faktencheckern des ZDF als Fake enttarnt. Das Foto tauchte bereits 2017 auf einer russischen Webseite auf. Dort hiess es, dass die Frau weine, weil ihr Freund ihr kein iPhone geschenkt habe.

Nicht dieselbe Person: links eine weinende Frau, rechts Selenskyjs Familie.
Nicht dieselbe Person: links eine weinende Frau, rechts Selenskyjs Familie.
bild: via dw

Nein, in Deutschland wurden Russen nicht von ukrainischen Flüchtlingen ermordet

Die Polizei warnt vor Fake-Videos, die Hass gegen ukrainische Schutzsuchende schüren.
Die Polizei warnt vor Fake-Videos, die Hass gegen ukrainische Schutzsuchende schüren.bild: via dw

Behauptung:

Auf Facebook, TikTok und anderen sozialen Medien kursierten 2022 immer wieder Videos mit falschen Behauptungen, russischstämmige Menschen seien in Deutschland von «ukrainischen Nazis» erstochen oder totgeprügelt worden, nur weil sie Russisch gesprochen hätten.

Faktencheck:

Die Behauptungen sind frei erfunden. Deutsche Polizeistellen warnen vor diesen Fake-Postings, die den Hass auf ukrainische Flüchtlinge schüren sollen. Russland versucht so den Rückhalt in der Bevölkerung für die militärische Unterstützung der Ukraine zu schmälern. Recherchen von ZDF und t-online deuteten darauf hin, dass die Propaganda-Postings vermutlich dem Nachrichtenportal des Putin-Verbündeten Jewgeni Prigoschin zugerechnet werden können. Der Milliardär steht auch hinter der russischen Troll-Fabrik «Internet Research Agency» in St.Petersburg.

Nein, bei Selenskyjs Gespräch mit Elon Musk lag kein Kokain auf seinem Pult

Behauptung:

In einem Video ist angeblich Kokain auf dem Schreibtisch des ukrainischen Präsidenten zu sehen, als dieser kurz nach Kriegsbeginn per Videoanruf mit Tech-Milliardär Elon Musk sprach.

Faktencheck:

Das manipulierte Video wurde im April auf russischen Telegram-Kanälen verbreitet. Das Original-Video ohne das digital hinzugefügte Kokain wurde bereits Anfang März auf Selenskyjs Instagram-Account veröffentlicht.

Nein, hier sehen wir nicht Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko im Kampf gegen die Russen

Bild

Behauptung:

Dieses Foto von Vitali Klitschko ging in den ersten Kriegstagen viral. Es soll zeigen, wie Kiews Bürgermeister sein Land verteidigt.

Faktencheck:

Das Foto ist echt. Ein Faktencheck der Deutschen Welle zeigte aber, dass der ehemalige Profiboxer Klitschko das Foto bereits ein Jahr vor Kriegsbeginn auf seinem Instagram-Profil veröffentlicht hatte. Es zeigt ihn demnach bei einer Übung mit ukrainischen Reservisten. Der Tweet ist also zumindest irreführend.

Nein, der Bund ruft nicht mit diesem Plakat dazu auf, Nachbarn zu verpfeifen, die zu stark heizen

Bild

Behauptung:

«Heizt der Nachbar die Wohnung über 19 Grad auf? Bitte informieren Sie uns». Ein angebliches Plakat des Bundes ruft die Bevölkerung auf, «Heiz-Sünder» zu denunzieren. Für Hinweise erhalte man 200 Franken Belohnung.

Faktencheck:

Ein solches Plakat gibt es nicht und die Schweizer Behörden haben nicht dazu aufgerufen, andere Personen anzuschwärzen. Die Fotomontage basiert auf einem Stock-Foto einer Bildagentur. Die Fälschung machte ab September international auf verschiedenen Messaging-Diensten wie WhatsApp und Telegram sowie auf Twitter, Facebook und Instagram die Runde. Sie wurde auffällig oft von im Westen aktiven russischen Medien wie Sputnik verbreitet und gar von Russlands stellvertretendem UN-Botschafter Dmitry Polyanskiy geteilt.

Die Fälschung ist ein typisches Beispiel, wie pro-russische Trolle versuchen westliche Regierungen zu diskreditieren, bzw. demokratische Staaten zu schwächen. Solche Fake-Kampagnen zielen im Kern stets darauf ab, das Vertrauen der Bevölkerung in demokratisch gewählte Regierungen zu untergraben.

Nein, dieses spektakuläre Foto zeigt nicht Monster-Hurrikan Ian über Miami

Bild

Behauptung:

Ende September 2022 zerstörte Hurrikan Ian weite Küstengebiete in Florida. Ein spektakuläres Foto, angeblich aus einem Flugzeug geschossen, soll Ian über Miami zeigen.

Faktencheck:

Das im Netz geteilte Foto ist eine Bildmontage. Es zeigt zwar Miami und die Gewitterwolke ist ebenfalls echt, die Aufnahme der Superzelle stammt aber von einem Gewittersturm von 2016 in Kansas. Die Fotomontage wurde 2019 von einem Künstler erstellt. Anfang Oktober dieses Jahres machte sie auf Twitter die Runde mit der falschen Behauptung, sie zeige, wie der Hurrikan auf Miami treffe.

Nein, der Vater von WEF-Gründer Klaus Schwab war nicht Nazi-Offizier

On the left is Klaus Schwab. Ob the right is his Hitler confidant, industrialist and fascist father Eugen Schwab
Das Bild wird oft mit folgendem Text verbreitet: «Links ist der Gründer des Weltwirtschaftsforums, Klaus Schwab, zu sehen. Rechts sein Vater, ein enger Vertrauter Hitlers, der Industrielle und Faschist Eugen Schwab, in Uniform. Klaus wurde 1938 in Hitlerdeutschland geboren.»Bild: Facebook

Behauptung:

Ende Mai wurde auf Facebook ein Bild geteilt, auf dem WEF-Gründer Klaus Schwab und sein vermeintlicher Vater gezeigt werden. Behauptet wurde, dass sein Vater ein Konzentrationslager betrieb.

Faktencheck:

Das Bild ist eine Fälschung, wie ein Faktencheck von watson zeigte. WEF-Gründer Klaus Schwab kam in Deutschland zur Welt und ist Sohn des Schweizers Eugen Wilhelm Schwab. Sein Vater war kein Nazi-Offizier. Die Familie wurde von der Gestapo, dem Spitzeldienst der Nazis, überwacht.

Eugen Wilhelm Schwab
Ein Foto eines brasilianischen Einwanderungsdokuments zeigt, wie Eugen Wilhelm Schwab im Jahr 1957 aussah.Bild: Archiv

Die Verbreitung des Fake-Bildes begann am 24. Mai 2022 auf Reddit, es folgte eine Lawine von Tweets, Facebook-Posts und Blogartikeln. Wer der Mann auf dem Foto ist, ist nicht vollständig geklärt. Mehrere Online-Foren und Datenbanken identifizieren den Mann als Walter Dybilasz, einen Generalmajor der deutschen Wehrmacht. Eines dieser Bilder wurde für die Fälschung verwendet.

Weitere Fake-Bilder und Videos, die immer wieder im Netz die Runde machen

Nein, Putin reitet keinen Bären

Hier ist das Original-Video des Bären, bevor Putin digital eingefügt wurde.

Nein, das ist kein Elektroauto-Friedhof in Frankreich

Das Foto zeigt einen Autofriedhof in China. Die Autos gehörten einem Elektro-Carsharing-Unternehmen, das 2019 pleiteging. Der Grund dafür waren nicht wie behauptet die Kosten für den Akkutausch (der bei E-Autos nur selten notwendig wird), sondern die mangelnde Nachfrage nach dem Carsharing-Angebot.

Nein, Sängerin Ariane Grande war nie Osama Bin Ladens Freundin

Nein, so werden Leichtathletik-Rennen nicht gefilmt

Nein, das ist nicht der kleinste Vogel der Welt

Nein, das ist keine blaue Eule

Nein, das ist nicht der Mond über den Alpen

Nein, den Mann mit zwei Gesichtern gab es nicht

Nein, auch in China sehen Wolken nicht so aus

Nein, Selenskyj hat auch bei seinem Besuch in Butscha nicht gekokst

Bleibt abschliessend nur noch dies:

Diese Bilder haben uns 2017 schockiert und verblüfft – und alle waren sie gefälscht
The internet :)
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bild: reddit

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19 Kommentare
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Habedi
30.12.2022 14:02registriert Januar 2016
Wenn Selensky tatsächlich solche Berge koksen würde, hätte er die Russen bereits eigenhändig aus seinem Land geschmissen xD
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Voraus denken!
30.12.2022 13:56registriert März 2022
Spannend wie viele dieser Falschmeldungen aus der Ecke der Schwurbler (inkludiert: Esoteriker, Trump-Boys, Putain-Trolle, SVP-Gläubige usw.) stammen und dort fleissig geteilt werden.
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der stoische Zyniker
30.12.2022 13:44registriert Juli 2021
source: dude trust me
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