Pädophilie und insbesondere Pädokriminalität sind Themen, die sowohl emotional als auch politisch aufgeladen sind. Schliesslich steht der Schutz von wehrlosen Kindern ganz oben auf der Prioritätenliste vieler. Doch einige rechtsextreme Akteure nutzen dieses Thema laut einem aktuellen Bericht in Deutschland und Österreich zunehmend als Strategie zur Rekrutierung neuer Mitglieder – und als Legitimation für Gewalt-Aktionen.
Unter dem Schlagwort «Pedo-Hunting» – also der vermeintlichen Jagd auf Pädophile – locken sie Personen über Social Media in die Falle. Mit Aktionen wie diesen sprechen sie auch gewaltbereite, bislang eher unpolitische, Jugendliche und junge Männer an. Und immer öfter wird nicht nur vermeintlichen Pädophilen, sondern gezielt queeren Menschen ohne Hinweise auf potenzielle Pädokriminalität nachgestellt.
Das Bundesamt für Verfassungsschutz sieht laut «Tagesschau» in dem Vorgehen eine gefährliche Strategie: «Das Thema Kindeswohl wird für rechtsextremistische Politik und Narrative instrumentalisiert.» Der Vorwurf der Pädophilie dient demnach lediglich als Deckmantel, um queere Menschen zu kriminalisieren und Feindbilder zu legitimieren. Besonders im digitalen Raum sei dies inzwischen «ein zentrales Agitations- und Mobilisierungselement», heisst es vom BfV.
Wie das Landeskriminalamt (LKA) Schleswig-Holstein laut «Tagesschau» dem SWR bestätigte, laufen derzeit Ermittlungen gegen eine Gruppe junger Männer. Sie sollen über Social Media Kontakt zu ihren mutmasslichen Opfern aufgenommen haben. Dabei nutzten sie Fake-Profile von Minderjährigen – und unterstellten den Zielpersonen «pädophile Neigungen», um sie anschliessend gezielt anzugreifen.
Opfer seien auch Menschen, die sich selbst als queer identifizieren, liess das LKA verlauten. Die Ermittlungen laufen unter dem Bereich «politisch motivierte Kriminalität – rechts». Weitere Details bleiben aus ermittlungstaktischen Gründen unter Verschluss.
Berichte lassen darauf schliessen, dass auch Profile genutzt worden sind, die nicht als minderjährig gekennzeichnet waren.
Ein besonders erschütternder Fall spielte sich zuletzt in der österreichischen Steiermark ab. Dort wurden nach Razzien 20 Personen festgenommen, 13 von ihnen sitzen in Untersuchungshaft. Der Vorwurf: Die Beschuldigten sollen über Fake-Accounts auf Social Media Homosexuelle angelockt, erniedrigt, beraubt und sogar körperlich misshandelt haben.
Laut Polizei hatten die Taten ausdrücklich nichts mit pädophilen Neigungen bei den Opfern zu tun. «Es ging um die pure Lust auf Gewalt», erklärte ein Sprecher der Landespolizeidirektion laut dem Bericht dem SWR.
Die Staatsanwaltschaft prüft derzeit, ob es Verbindungen in die rechtsextreme Szene gibt. Einige der mutmasslichen Täter sollen Kontakte zu Neonazis gehabt haben. Einer der Hauptverdächtigen ist ein Deutscher aus Bayern, gegen ihn wird wegen versuchten Mordes ermittelt.
Zwar ist «Pedo-Hunting» nicht ausschliesslich rechtsextremistisch motiviert – auch andere Gruppen bedienen sich der Masche. Und nicht immer stecken dahinter böse Absichten, wie Einzelberichte zeigen.
Doch Sicherheitsbehörden beobachten die wachsende Bedeutung des Themas innerhalb rechtsextremer Gruppen mit Sorge. Laut Verfassungsschutz existiert eine «kleine Anzahl an 'Pedo-Hunting'-Gruppierungen mit Bezug zum Rechtsextremismus».
Laut Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) gibt es mehrere dokumentierte Fälle, in denen Rechte Fake-Accounts von jungen Menschen erstellt haben. Damit suchten sie Kontakt zu tatsächlichen oder vermeintlichen Pädophilen – oder eben zu queeren Personen ohne solche Neigungen. In diesen Chatverläufen kommt es regelmässig zu Drohungen, Beleidigungen oder sogar körperlichen Übergriffen.
In einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage im Oktober 2024 nannte die Bundesregierung in diesem Zusammenhang die Gruppierung «Deutsche Jugend Voran». Diese rechtsextremistische Organisation soll eine Chatgruppe mit dem Namen «Pedo Hunting» betrieben haben. Dort wurden Inhalte geteilt, «die als implizite Aufforderungen zu Aktionen» gegen vermeintlich Pädophile interpretiert werden konnten.
Der «Verband Queere Vielfalt» (LSVD+) beobachtet die Situation laut «Tagesschau» ebenfalls mit Sorge. Man habe in den vergangenen zwei Jahren eine deutliche Zunahme an Fällen gesehen, bei denen queere Menschen über Dating-Apps in Fallen gelockt wurden. Fälle seien aus Bundesländern wie Hessen, NRW, Bayern, Niedersachsen, Berlin und Schleswig-Holstein bekannt. Die Gefahr ist also real – unabhängig von den Motiven.
Jemanden, der sich nur schwer wehren kann, dem sie die Schuld - wofür auch immer, meist aber das eigene Versagen - geben können.
Etwas, wofür gerade Menschen mit pädophiler Neigung sehr gut missbraucht werden können. Wer sich gegen diesen Vorwurf verteidigen muss, hat eigentlich schon verloren. Egal, obs stimmt oder nicht. Auch dann, wenn keine Gewalt im Spiel ist.
Diese Pedo-Hunting-Typen;
Einfach nur armselige Verlierer.