Google macht diverse Apps für Europa kostenpflichtig
Google ändert sein Geschäftsmodell beim dominierenden Smartphone-Betriebssystem Android. Der Internet-Konzern hat am Dienstag eine Reihe von Massnahmen präsentiert, die den Vorwurf eines unfairen Wettbewerbs (durch die EU) ausräumen sollen.
- Android, formal bekannt als AOSP oder Android Open Source Project, ist weiterhin kostenlos.
- Der Play Store und viele andere Apps von Google, wie Google Mail, Google Maps und YouTube, werden unter einem kostenpflichtigen Lizenzvertrag zusammengefasst.
- Bezahlen müssen die Geräte-Hersteller. Die Auswirkungen für die User sind noch nicht absehbar.
- Wie hoch die Lizenzgebühren für die Google-Apps in Europa ausfallen, teilte Google nicht mit.
- Die Hersteller können den Chrome-Browser in einem Paket mit der Google-Suche-App kostenlos zur Vereinbarung hinzufügen, das sei aber nicht verlangt, schreibt The Verge.
- Hersteller von Smartphones und Tablets dürfen neu auch Geräte vertreiben, die mit Android-Forks ausgeliefert werden, auch wenn sie gleichzeitig Android-Geräte mit Google Apps ausliefern, fasst heise.de zusammen.
- Das gehe aber nur, wenn die Hardware für den Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) bestimmt sei.
- Die Änderungen würden ab dem 29. Oktober 2018 gültig.
Was bedeutet das für die User?
Die Auswirkungen sind noch nicht bekannt.
Es liegen bislang keine Reaktionen von Smartphone-Herstellern vor. Sie werden in Zukunft von Google zur Kasse gebeten und entscheiden, ob sie die Zusatzkosten auf ihre Kundinnen und Kunden abwälzen. Bekanntlich sind die Margen beim Geschäft mit Android-Hardware seit jeher relativ klein.
Unter anderem werden Gerätehersteller künftig Google-Dienste wie digitale Karten auch ohne die App für die Google-Internetsuche oder den Webbrowser Chrome bringen können.
Das ist eine zentrale Forderung der EU-Wettbewerbshüter. Sie sehen in der Zwangsbündelung aller Anwendungen einen Versuch, Googles Dominanz bei der Internetsuche auf dem PC auch auf Smartphones zu übertragen.
Ausserdem werden die Hersteller gleichzeitig Geräte mit Google-Diensten und auch Technik mit abgewandelten Android-Versionen (sogenannte Forks) auf den Markt bringen können.
Bisher mussten sich die Hersteller verpflichten, keine Android-Abwandlungen zu verkaufen, wenn sie Google-Apps auf den Geräten haben wollen. Auch darin sah die EU-Kommission unfairen Wettbewerb.
Googles Rechtsstreit mit der EU könnte Jahre dauern
EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager hatte den Konzern im Juli mit einer Rekordstrafe von 4.34 Milliarden Euro belegt.
Android-Chef Hiroshi Lockheimer betont nun in einem Blogeintrag, dass Google nach wie vor anderer Meinung sei und die Strafmassnahmen der Kommission deswegen anfechte.
Während der vergangene Woche eingereichte Widerspruch jahrelang durch die Gerichtsinstanzen gehen kann, muss Google die Forderungen der EU-Kommission nach einer Änderung des Geschäftsmodells in Europa schon jetzt umsetzen.
(dsc/awp/sda/dpa)