Teslas Stammwerk bei San Francisco hat nach der Ankündigung von Firmenchef Elon Musk, die örtlichen Corona-Einschränkungen zu brechen, Besuch von der Polizei bekommen. Ein Beamter habe sich ein Bild von der Einhaltung der Vorsichtsmassnahmen wie der Nutzung von Masken machen wollen, sagte eine Sprecherin der Polizeibehörde dem Finanzdienst Bloomberg am Donnerstag. Die Erkenntnisse sollen dem Gesundheitsamt des Bezirks Alameda County vorgelegt werden.
Musk hatte vor wenigen Tagen angekündigt, sich über die lokalen Beschränkungen hinwegzusetzen und die Fabrik zu eröffnen. Die Behörden des County wollen die Wiederaufnahme der Produktion erst kommende Woche erlauben, wenn der Elektroauto-Hersteller die Sicherheitsvorkehrungen für seine Arbeiter einhält. Vorderhand sei aber nur ein Minimalbetrieb («Minimum Business Operations») erlaubt, hielt Alameda County in einer schriftlichen Stellungnahme fest. Bis dahin dürfe Tesla lediglich den Neustart der Fertigung vorbereiten.
Die Gesundheitsbehörde hatte bereits gewarnt, dass man mit der Polizei zusammenarbeiten werde, um die Einhaltung der Auflagen zu überprüfen. Die Polizei kenne den Betrieb und könne einschätzen, wie weit Tesla die Fabrik nutze, sagte die Sprecherin.
Tesla hatte am letzten Wochenende Klage gegen die Bestimmungen des Countys eingereicht und Musk kündigte an, die Fabrik den örtlichen Bestimmungen zum Trotz aufzumachen - auch auf die Gefahr hin, dafür festgenommen zu werden. Musk bekam dabei Rückendeckung von US-Präsident Donald Trump, der twitterte, das Werk solle «jetzt» öffnen dürfen.
Trump ist wie Musk an einem schnellen Ende des Shutdowns interessiert, da die Wirtschaftskrise seine Wiederwahl gefährdet. Gesundheitsexperten warnen indes vor einer verfrühten Lockerung in stark von Corona betroffenen Regionen. Das Alameda County mit der Tesla-Fabrik zählt zu diesen Regionen.
Musk sieht dies anders: Er twitterte, dass nun das Mass voll sei und er sein Hauptquartier nach «Texas/Nevada» verlegen werde. Auch die Produktion in Kalifornien stehe auf dem Spiel, wenn Tesla in Zukunft nicht besser behandelt würde. Die Ausgehbeschränkungen in der Coronakrise hatte er öffentlich als «faschistisch» beschimpft. Auf Twitter schrieb er in Anlehnung an Donald Trump: «FREE AMERICA NOW».
Musk hatte die Coronakrise, wie der US-Präsident, lange unterschätzt und spielte die Bedrohung durch das Virus wiederholt herunter. Durch Autounfälle würden in den USA weit mehr Menschen sterben als an Corona. Er wehrte sich im März bis zuletzt gegen die Schliessung seiner Hauptfabrik im kalifornischen Fremont, obwohl auch dort das Virus längst wütete.
Für Tesla ist die Fabrik in Kalifornien von grösster Bedeutung: Dort werden die mit Abstand meisten Fahrzeuge gebaut, während die Produktion in dem neuen zweiten Werk in China noch am Anfang steht. Der Hersteller schaffte es erst vor kurzem, nach einer langen Serie hoher Verluste stabil in die schwarzen Zahlen zu kommen und wollte in diesem Jahr die Zahl von 500'000 Auslieferungen übertreffen.
(oli/sda/awp/dpa)