Der russische Gaskonzern Gazprom wirft mit einem am Montag veröffentlichten Tweet Fragen auf.
Sollte entschieden werden, Gaslieferungen durch die bisher nicht in Betrieb genommene Pipeline Nord Stream 2 aufzunehmen, sei es aus technischer Sicht möglich, Gas durch diese Pipeline zu transportieren, heisst es im Tweet sinngemäss.
Damit scheint der russische Staatskonzern anzubieten, nun einen Strang von Nord Stream 2 betriebsbereit zu machen. Was mit den zwei beschädigten Strängen von Nord Stream 1 passiert, gibt Gazprom hingegen nicht an.
Im Netz sorgte der Tweet am Montag für Verwirrung und Empörung: Auf Twitter spekulierten viele Userinnen und User, dass Gazprom Deutschland mit dieser Vorgehensweise zwingen wolle, Nord Stream 2 entgegen der eigentlichen Planung doch in Betrieb zu nehmen.
Einige sehen in dem Tweet des russischen Staatskonzerns auch ein indirektes Geständnis Russlands, für die Schäden an den Gaspipelines verantwortlich zu sein.
Nach dem heutigen tweet von Gazprom halte ich es für viel wahrscheinlicher, dass Russland oder ein anderer Vertreter russischer Interessen hinter den Anschlägen auf die Nord Stream Pipelines steckt.
— severin tatarczyk (@stagerbn) October 3, 2022
Warum, habe ich hier aufgeschrieben.
Andere Argumente?https://t.co/tAP94RRgmg
Gazprom teilte zudem mit, dass sich der Druck in den beiden beschädigten Pipelines stabilisiert hat. Es ströme kein Gas mehr aus, heisst es in dem Tweet.
Nach Angaben der schwedischen Küstenwache ist der Austritt von Gas allerdings noch nicht vollständig gestoppt. Nach einem Überflug sei zu erkennen gewesen, dass aus Nord Stream 1 zwar inzwischen kein Gas mehr austrete. Dagegen ströme aus Nord Stream 2 aber weiterhin Gas aus.
Im Zuge der Untersuchung der Lecks an den Nord-Stream-Gaspipelines hat die schwedische Küstenwache mit der Absperrung der betroffenen Zone begonnen. In einem Radius von fünf Seemeilen (9.26 Kilometern) rund um die Lecks sei Schiffen die Durchfahrt sowie das Ankerlassen verboten, teilte die Küstenwache am Montag mit. Ausserdem seien dort die Fischerei, der Betrieb von Unterwasserfahrzeugen sowie geophysische Erkundungen bis auf Weiteres untersagt.
Die Küstenwache folgte mit der Absperrung einer Anordnung der schwedischen Staatsanwaltschaft. Die Sperrzone werde eingerichtet, um eine «Tatort-Untersuchung» zu ermöglichen, erklärten die Strafverfolger. Sie gehen dem Verdacht nach, dass die Lecks an den Leitungen für russisches Gas durch Sabotage entstanden sind.
Staatsanwalt Mats Ljungqvist betonte zugleich, dass die Untersuchung zwar «intensiv» geführt werde, sich aber noch in einem frühen Stadium befinde. Er könne deshalb keine Details dazu veröffentlichen, welche Methoden bei der Untersuchung angewendet würden.
In der vergangenen Woche waren insgesamt vier Lecks an den Pipelines Nord Stream 1 und 2 entdeckt worden, die von Russland durch die Ostsee nach Deutschland führen. Alle Lecks befinden sich nahe der dänischen Insel Bornholm, zwei davon in der Wirtschaftszone Dänemarks und die beiden anderen in der Wirtschaftszone Schwedens. Die Leitungen sind zwar nicht in Betrieb, waren aber aus technischen Gründen mit Gas gefüllt.
(dsc/t-online)