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Refugee Mario: Ein junger Syrer macht Super Mario zum Flüchtling

Mit seinem «Refugee Mario»-Video veranschaulicht ein junger Syrer das Thema Flucht.
Mit seinem «Refugee Mario»-Video veranschaulicht ein junger Syrer das Thema Flucht.
screenshot: youtube/online production via zett

Dieser junge Syrer macht Super Mario zum Flüchtling

Manchmal sagt ein Video mehr als tausend Worte. Ein junger Syrer zeigt den gefährlichen Weg eines Flüchtlings von Syrien nach Europa mit Hilfe des allseits bekannten Videospiels «Super Mario Bros.».
17.09.2015, 12:53
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Wer die gefährliche Flucht nach Europa antritt, weiss nicht, ob und wann er lebend ankommt. Der 29-jährige Syrer Samir Al-Mufti, so sein Pseudonym, will mit seinem Youtube-Video auf das Spiessrutenlaufen der Flüchtlinge aufmerksam machen.

Laut der britischen BBC wohnt er derzeit in Istanbul und beobachtet von dort mit Schrecken, wie immer mehr seiner Freunde nach Europa zu fliehen versuchen. «Mein bester Freund ist auf dem Weg von Izmir nach Griechenland ertrunken», sagt er. «Der Motor und das Boot explodierten. Dadurch kam ich auf die Idee zu dem Video.» 

Super Mario sammelt im Original-Spiel Pilze und Münzen ein. Seine Gegner sind kleine Schildkröten und überall lauern Fallen und Abgründe, die bei einem Misstritt rasch ein Leben kosten. 

Statt eines Superpilzes und Münzen sammelt der sogenannte ‹Refugee Mario› einen Koffer und Geld ein, um seine Flucht anzutreten

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Al-Mufti selbst ist 2011 aus Syrien geflohen, nachdem zwei seiner Brüder getötet wurden. «Es brauchte eine einfache, verständliche Idee, die unabhängig von der Sprache des Betrachters universell verstanden wird. Ich nutzte Super Mario für mein Anliegen, weil das Videospiel auf der ganzen Welt bekannt ist», sagt Al-Mufti.

«Das Video irritiert, indem es die Welt des fröhlichen Jump’n’Run-Klempners Mario zum Setting eines Flüchtlings macht – Gesellschaftskritik at its best im digitalen Zeitalter.»

Flüchtling Mario muss Schleppern und Grenzwächtern ausweichen

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«Flüchtling Mario» stellen sich auf seinem Weg nach Europa keine Schildkröten in den Weg, sondern Schlepper und Grenzpolizisten. Erstere nehmen ihm sein Geld ab, letztere stecken ihn in Flüchtlingslager.

Flüchtling Mario muss das Mittelmeer zwischen der Türkei und Griechenland überqueren

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Allein in der ersten Jahreshälfte 2015 sind über 100'000 Bootsflüchtlinge über das Mittelmeer nach Europa geflohen. Das Meer gleicht inzwischen mit tausenden Toten einem Massengrab.

Flüchtling Mario muss den Grenzzaun zwischen Serbien und Ungarn überwinden

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Ungarn hat seine Grenze mit einem Stacheldrahtzaun dicht gemacht. Wer illegal einreist, kann mit bis zu drei Jahren Gefängnis bestraft werden. Die Flüchtlinge weichen nun über Kroatien aus.

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Am Ziel erwartet ihn keine Prinzessin im Schloss, sondern ein Flüchtlingscamp in Deutschland, Schweden oder einem anderen europäischen Land. 

Das ganze Video: «Refugee Mario»

Um keinen falschen Eindruck zu erwecken: Rund die Hälfte der syrischen Bevölkerung ist nach vier Jahren Bürgerkrieg auf der Flucht. Nur ein Bruchteil der syrischen Flüchtlinge kam bislang nach Europa. Rund 90 Prozent der Flüchtlinge sind im Land selbst auf der Flucht oder harren seit zwei bis drei Jahren in den Flüchtlingscamps in der Türkei oder dem Libanon aus. Dort warten sie auf das nicht absehbare Ende des Krieges. Beobachter rechnen damit, dass sich der Bürgerkrieg und somit die Flüchtlingskrise weiter intensivieren werden. 

Flüchtlinge kämpfen gegen Grenzen

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Flüchtlinge kämpfen gegen Grenzen
15. September, Istanbul, Esenler Busbahnhof: Die Regierung hält Tickets an die Grenze zurück, Flüchtlinge protestieren.
quelle: getty images europe / ahmet sik
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