ChatGPT hatte in den letzten 24 Stunden mit «periodischen Ausfällen» zu kämpfen: Der Grund dafür sei ein Server-Überlastungsangriff, bestätigte das US-Unternehmen gegenüber dem US-Medium TechCrunch. Entsprechende Angaben sind auch auf der Status-Seite zu ChatGPT zu finden.
Kundinnen und Kunden von OpenAI, die versuchten, auf die KI-Plattform zuzugreifen, wurde laut Bericht die Mitteilung angezeigt, dass ChatGPT «derzeit ausgelastet» sei. Andere User konnten sich angeblich gar nicht mehr anmelden.
OpenAI hatte in der Nacht auf Mittwoch auf seiner Status-Seite verlauten lassen, dass ein «Fix» implementiert worden sei, um das Problem zu beheben. Später hiess es dann, es gebe weiterhin sporadische Ausfälle. Die Probleme seien auf abnormale Web-Traffic-Muster zurückzuführen, wie sie bei sogenannten DDoS-Attacken zu beobachten sind.
Bei solchen Cyberattacken versuchen die Angreifer, einen Online-Dienst mit automatisierten Server-Anfragen zu «überschwemmen», um ihn unerreichbar zu machen.
In einer Reihe von Telegram-Nachrichten, die watson einsehen konnte, machte sich die Hacktivistengruppe Anonymous Sudan den mutmasslichen Angriff zu eigen. Als Begründung für die gezielten Angriffe auf OpenAI nennen die unbekannten Verfasser eine «allgemeine Voreingenommenheit des Unternehmens gegenüber Israel und Palästina».
In einem Posting erklären die Hacktivisten, warum sie OpenAI und ChatGPT ins Visier genommen haben:
Anonymous Sudan ist in der Vergangenheit wiederholt mit Cyberattacken gegen Israel und dessen wichtigsten Verbündeten, die USA, aufgefallen. Der Grossangriff der Hamas am 7. Oktober mit über 1400 ermordeten Menschen wurde von DDoS-Attacken auf israelische Websites begleitet.
Während das Massaker noch lief, behaupteten die Hacktivisten bei Telegram, die israelischen Online-Dienste «Tzeva Adom» und «Red Alert» seien nicht mehr erreichbar. Diese Dienste sollten eigentlich die israelische Bevölkerung vor Raketenangriffen oder anderen Gefahren warnen, wie die «Neue Zürcher Zeitung» (NZZ) berichtete.
Allein das Gerücht, dass diese Dienste ausfallen, könne in so einer Situation Angst und Verunsicherung auslösen. Das sei vermutlich auch die Absicht der Angreifer gewesen.
Die NZZ bezeichnet Anonymous Sudan als eine der zahlreichen Gruppen von angeblich aktivistisch motivierten Hackern, sogenannten Hacktivisten, die seit der russischen Invasion in der Ukraine aufgetaucht seien. Allerdings sei zu bezweifeln, dass diese Gruppen nur aus Freiwilligen bestehen. Denn die Aktionen seien gut organisiert und je nachdem auch relativ kostspielig: Für gross angelegte DDoS-Attacken brauche es Infrastruktur, die zum Beispiel angemietet werde.
Besonders interessant an den DDoS-Angriffen auf Israel sei, dass mit Anonymous Sudan und Killnet zwei prorussische Akteure beteiligt waren, hielt die NZZ fest. Tatsächlich arbeiteten die beiden Gruppen schon wiederholt zusammen.
Aber auch die Terrororganisation Hamas selbst habe ihre technischen Fähigkeiten zu Cyberangriffen in den letzten Jahren ausgebaut. Sie sei aber vor allem in der Spionage und «im Bereich Informationsoperationen» aktiv.
Der Chef von OpenAI, Sam Altman, führte die jüngsten, technischen Probleme bei ChatGPT zunächst auf das grosse Interesse der Nutzerinnen und Nutzer an den neuen Funktionen zurück, die am Montag vorgestellt worden waren.