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Bing mit ChatGPT: Microsoft hat seinen Google-Killer (zu früh) lanciert

Ein Blick auf Microsofts neues Bing: Dem Nutzer Owen Yin wurde offenbar bereits eine neue Version mit GPT-4-Unterstützung angezeigt.
Ein Blick auf Microsofts neues Bing: Dem Nutzer Owen Yin wurde offenbar bereits eine neue Version mit GPT-4-Unterstützung angezeigt.Screeenshot: Microsoft Bing

Microsoft hat versehentlich seinen Google-Killer veröffentlicht – das wissen wir

Der Windows-Konzern hat offenbar unfreiwillig vorab seine Suchmaschinen-Revolution gezeigt. Das neue Bing könnte die Konkurrenz meilenweit abhängen, meinen Beobachter.
06.02.2023, 13:0106.02.2023, 13:19
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Ein Artikel von
t-online

Microsoft hat wohl versehentlich eine revolutionäre Neuerung in seiner Suchmaschine Bing vorab veröffentlicht. Verschiedene Nutzer bekamen die Neuerung zu sehen und posteten Screenshots davon auf Twitter, wie etwa der amerikanische Techblog The Verge berichtete.

Wesentliche Änderung ist die Integration des KI-Sprachmodells GPT vom Silicon-Valley-Start-up OpenAI. Mutmasslich soll es sich dabei um die neueste, bislang noch unveröffentlichte Version GPT-4 handeln.

Was ist daran revolutionär?

Die aktuelle Version GPT-3 sorgt derzeit weltweit im bislang kostenlosen Tool ChatGPT für Aufsehen. Hier können User dem System beliebige Fragen oder Aufgaben stellen, die sich in Form eines Textes lösen lassen.

Auf Wunsch verfasst der ChatBot Aufsätze zu bliebigen Themen, tippt Entschuldigungsbriefe oder schreibt funktionierenden Code für beliebte Programmiersprachen.

Die Ergebnisse sind oft beeindruckend gut. Allerdings kann ChatGPT nicht auf aktuelle Daten zugreifen, sein Wissen endet im Jahr 2021. Ein weiteres Problem ist, dass für die User nicht ersichtlich ist, woher das KI-System seine Informationen bezieht, da keine Quellen angegeben werden.

Beides ist laut den ersten Nutzerinnen und Nutzern bei der in Bing integrierten Variante gelöst: Hier habe man dem System auch aktuelle Fragen stellen können. Zudem habe das System seinen Antworten verlinkte Quellen angehängt, sodass der Nutzer besser einschätzen kann, wie zuverlässig die Auskunft der Suchmaschine ist.

Wie sieht das aus?

Die ChatGPT-Integration von Bing sei gerade bei ihm aufgetaucht, twitterte Owen Yin am 3. Februar.

Man erhalte immer noch die traditionellen Suchergebnisse, aber es gebe einen neuen Tab, um einen Chat zu starten.

Zum neuen Eingabefenster, das statt der traditionellen Suchleiste auf der Webseite prangt, schreibt er:

«Die leere Suchleiste wird durch ein grosses Textfeld mit einer Aufforderung ersetzt, die Sie auffordert, etwas zu fragen. Sie haben 1000 Zeichen, um Ihre Frage zu schreiben, was eine gute Menge an Details in Ihrer Anfrage ermöglicht. Sie können Kontext bereitstellen, spezifische Anweisungen geben oder Beispiele auflisten.»
quelle: medium.com
Bings zitierte Quellen stehen am Ende der Antwort. Hier ein Beispiel aus einer fitnessbezogenen Frage.
Bings zitierte Quellen stehen am Ende der Antwort. Hier ein Beispiel aus einer fitnessbezogenen Frage.screenshot: microsoft bing via medium.com
KI-Suchmaschine ausprobieren
Unter der Bezeichnung Perplexity AI ist bereits eine KI-Suchmaschine verfügbar, die auf ChatGPT 3.5 von OpenAI und Microsoft Bing basiert. Unter perplexity.ai kann man das Suchen in natürlicher Sprache testen. Das funktioniert auch auf Deutsch und es werden unterhalb der eigentlichen Antwort die verwendeten Quellen angezeigt. (dsc)

Was hat Microsoft vor?

Das Unternehmen OpenAI, das für die Entwicklung von GPT verantwortlich ist, wurde unter anderem von Elon Musk gegründet. Microsoft unterstützte das Start-up bereits früh finanziell und investierte erst vor kurzem weitere Milliarden.

Microsofts CEO, Satya Nadella, kündigte bereits an, dass man das Sprachmodell in zahlreiche Softwareprodukte des Unternehmens integrieren werde – dazu gehört offensichtlich auch Bing.

Schon Anfang Januar hatte das Rechercheportal «The Information» berichtet, dass Microsoft plane, noch im März eine neue Bing-Version mit GPT-Unterstützung zu starten.

Wie reagiert Google?

Bislang liegt die Suchmaschine Bing mit einem geringen einstelligen Marktanteil weit abgeschlagen hinter dem Marktführer Google. Doch die neue Variante könnte dieses Kräfteverhältnis grundlegend ändern.

Ob Google zeitnah mit einer wenigstens gleichwertigen KI-Unterstützung dagegenhalten kann, ist bislang noch nicht bekannt. Traditionell ist Google allerdings im Bereich der KI-Forschung extrem stark. Zudem hat das Unternehmen für die zweite Februarwoche ein Event angekündigt, auf dem man künftige neue Funktionen der Suchmaschine vorstellen möchte.

Vielleicht wird Googles Gegenentwurf zu Microsofts neuem Bing bereits am Mittwoch präsentiert.

Quellen

(t-online/dsc)

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97 Kommentare
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Peter Vogel
06.02.2023 13:44registriert Juni 2020
Die Google Suche ist ja auch wirklich schlecht geworden. Die Resultate sind voll mit Shopping Angeboten und Lifestyle Kram.
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Hans der Dampfer
06.02.2023 14:02registriert März 2014
"Versehentlich"...
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BG1984
06.02.2023 13:27registriert August 2021
Wäre ja nicht schlecht, wenn die Dominanz von Google etwas gebrochen würde. Das würde den Markt sicher beleben.
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