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Mobilfunk-Provider wollen YouTube, Netflix und Co. zur Kasse bitten

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Christel Heydemann, Chefin von Orange, meldete sich am Montag aus Barcelona zu Wort, wo diese Woche das wichtigste Branchentreffen der «Mobilfunker» stattfindet.Bild: keystone

Europas Handynetz-Betreiber wollen YouTube, Netflix und Co. zur Kasse bitten

Die Mobilfunk-Branche fordert seit Jahren, dass sich amerikanische Streaming-Giganten und Techkonzerne wie Meta an den Kosten der europäischen Netze beteiligen müssten.
27.02.2023, 14:0627.02.2023, 14:06
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YouTube, Facebook und Streaming-Dienste wie Netflix: Einige wenige grosse Tech-Unternehmen verursachen in den Telekommunikationsnetzen viel Datenverkehr. Die Mobilfunk-Provider wollen sie nun an den Kosten beteiligen.

Mobilfunk-Anbieter fordern mit mehr Nachdruck, grosse Online-Dienste für die Nutzung ihrer Netze zur Kasse zu bitten. Täglich würden 55 Prozent des Datenverkehrs von nur fünf Unternehmen verursacht, sagte die Chefin des Telekomkonzerns Orange, Christel Heydemann, am Montag. Das koste europäische Telekommunikationsfirmen rund 15 Milliarden Euro im Jahr.

In den vergangenen Jahren seien allein in Europa 600 Milliarden Euro in Netze investiert worden, sagte Heydemann zum Beginn des Branchentreffens Mobile World Congress in Barcelona. Aber vielen Mobilfunk-Firmen falle es schwer, damit Geld zu verdienen.

Die Konsumentinnen und Konsumenten erwarteten, immer weniger zu bezahlen, und zum Teil habe man es mit veralteten Regulierungsmassnahmen zu tun. Regulierern und der Politik falle eine zentrale Rolle dabei zu, diese «nicht nachhaltige» Situation auszubalancieren, sagte Heydemann.

epa10493638 Commissioner for Internal Market of the European Union, Thierry Breton, takes part in the Mobile World Congress (MWC) held at Fira Barcelona in Barcelona, Spain, 27 February 2023. MWC Barc ...
Auch der Kommissar für den Binnenmarkt der Europäischen Union, Thierry Breton, nimmt am Mobile World Congress in Barcelona teil. Der MWC findet vom 27. Februar bis 2. März statt.Bild: keystone

Die Netzbetreiber fordern seit Jahren, dass Unternehmen wie Google, Netflix oder der Facebook-Konzern Meta sich an den Kosten der Netze beteiligen müssten, weil diese viel Datenverkehr verursachten. Die Online-Schwergewichte kontern, dass ihre Dienste erst die schnellen Datennetze für die Nutzerinnen und Nutzer attraktiv machten.

EU-Kommission sucht ein «faires» Finanzierungsmodell

Die Mobilfunk-Branche findet inzwischen mehr Gehör in der Politik als früher. Die EU-Kommission startete in der vergangenen Woche eine öffentliche Konsultation, in der es unter anderem darum geht, wer für die Kosten für den Netzausbau aufkommen soll.

EU-Kommissar Thierry Breton sagte in Barcelona, man müsse ein faires Modell für die Finanzierung der riesigen Ausbaukosten finden. Es gehe um mehr als einen Konflikt zwischen den Interessen von Netzbetreibern und Online-Diensten.

Ziel müsse sein, Europa für den nächsten Schub der Vernetzung vorzubereiten und das Potenzial des gemeinsamen EU-Marktes besser zu nutzen.

Zugleich wollen Mobilfunk-Anbieter über ihr bisheriges Geschäft als Netzbetreiber hinauswachsen. «Es ist nicht mehr ein Telefon-Netzwerk. Es ist ein dezentralisierter und verteilter Supercomputer», gab Telefónica-Chef José María Álvarez-Pallete als Ziel aus. Dafür wollten die Mobilfunk-Konzerne einen gemeinsamen neuen Standard schaffen – wie einst mit den GSM-Netzen, die die schnelle Ausbreitung von Handys ermöglichten.

(dsc/sda/awp/dpa)

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26 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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International anerkannter Experte für ALLES
27.02.2023 14:28registriert Juli 2021
Den Ausbau der Netze bezahlt schon der Endkunde. Aber man kann ja versuchen, beide Seiten zu melken…
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ELMatador
27.02.2023 14:43registriert Februar 2020
Also verstehe ich es richtig, Firmen die Millionen Gewinne einfahren wollen andere Firmen, die ihnen dazu verhelfen Kunden zu haben, dazu zwingen, Geld zu geben.

Seien wir ehrlich, die wenigsten Menschen bräuchten All-inklusive Abos, wenn sie Netflix und Co. nicht hätten.
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Cmdr_Zod
27.02.2023 15:23registriert Januar 2021
Ich brauche keinen "dezentralisierten und verteilten Supercomputer", ich brauche eine Internet-Anbindung und Telefonie. Und ich will auch nicht, dass der Mobilfunkprovider meine Identitätsdaten zusammen mit den Betreibern grosser Webseiten für zielgerichtete Onlinewerbung weiterverkauft.
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