Digital
Online-Sicherheit

Hersteller der Spyware Pegasus ist verschuldet – der Chef tritt ab

NSO-Mitbegründer Shalev Hulio tritt ab. Seine Spyware-Pegasus wird auch von vielen EU-Staaten genutzt.
NSO-Mitbegründer Shalev Hulio tritt ab. Seine Spyware-Pegasus wird auch von vielen EU-Staaten genutzt.bild: @omerbenj

Hersteller der Spyware Pegasus ist verschuldet – der Chef tritt ab

Der Spähskandal um die israelische Spionagesoftware Pegasus sorgte vergangenes Jahr für Aufsehen. Jetzt hat der Unternehmenschef seinen Rücktritt angekündigt.
22.08.2022, 14:4922.08.2022, 15:31
Mehr «Digital»
Ein Artikel von
t-online

Der Chef des israelischen Technologieunternehmens NSO, das die umstrittene Spionagesoftware Pegasus herstellt, tritt zurück. NSO-Mitbegründer Shalev Hulio verlasse im Rahmen einer Umstrukturierung seinen Posten, teilte ein Unternehmenssprecher am Sonntag mit.

An seine Stelle rücke der bisherige Vorstand für das operative Geschäft, Yaron Shohat, der auch den Reorganisationsprozess leiten werde. Das verschuldete Unternehmen will sich demnach künftig auf die Nato-Mitgliedsstaaten als Kunden konzentrieren.

Laut NSO-Mitbegründer Hulio soll die Umstrukturierung die «nächste Wachstumsphase» des Unternehmens vorbereiten. Er versicherte, die Technologien von NSO würden «weiterhin helfen, weltweit Leben zu retten». Sein Nachfolger Shohat erklärte, NSO werde sicherstellen, dass die Technologien des Unternehmens «für rechtmässige und angemessene Zwecke eingesetzt werden».

Die israelische Firma hat nach Ansicht des US-Handelsministeriums ausländische Regierungen beliefert, die die mächtige Spähsoftware missbräuchlich einsetzten. Die USA setzten NSO Ende 2021 auf die Sanktionsliste. Das Unternehmen kämpft deshalb mit finanziellen Problemen. Die Eigner der NSO Group sollen zunächst auch mit möglichen Investoren über einen Verkauf verhandelt haben.

Spähsoftware «Pegasus»

Die Pegasus-Software des israelischen Herstellers NSO ist in der Lage, sämtliche Daten von damit angegriffenen Mobiltelefonen auszulesen. Ausserdem kann Pegasus unbemerkt Kamera und Mikrofon des jeweiligen Gerätes anschalten. Nach Unternehmensangaben wird die Software nur an Regierungsbehörden verkauft, um Verbrecher und Terroristen aufzuspüren, und der Verkauf muss von der israelischen Regierung genehmigt werden.

Eine Recherche von 17 internationalen Medien hatte jedoch im vergangenen Jahr ergeben, dass mit Hilfe von Pegasus die Telefone von hunderten Journalisten, Politikern und Menschenrechtsaktivisten in verschiedenen Ländern überwacht worden waren, darunter auch in autoritär regierten Ländern wie etwa Saudi-Arabien. Als Reaktion auf den Pegasus-Skandal setzte die US-Regierung die NSO Group im vergangenen Jahr auf eine schwarze Liste.​

NSO wurde bereits von mehreren Unternehmen verklagt

Der US-Technologiekonzern Apple hat bereits Ende vergangen Jahres Klage gegen die israelische NSO Group eingereicht. Dadurch wollte der Konzern dem israelischen Spionagesoftwarehersteller jegliche Nutzung von Apples Software, Hardware und Dienstleistungen juristisch unterbinden lassen.

Bereits Ende 2019 hat WhatsApp, der Chatdienst des Meta-Konzerns (ehemals Facebook), die NSO Group aus ähnlichen Gründen verklagt. Dieser hat NSO vorgeworfen, die eigenen Systeme ausgenutzt zu haben, um Nutzerinnen und Nutzer des Chatprogramms zu überwachen.

(AFP/ARG)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
So hörte die CIA über eine Schweizer Firma 100 Staaten ab
1 / 12
So hörte die CIA über eine Schweizer Firma 100 Staaten ab
Mai 1952: Der Schwede Boris Hagelin gründet in Steinhausen (Zug) eine Firma für Chiffriergeräte. Die Crypto AG bietet Sicherheitslösungen für Militärs, Unternehmen, Privatpersonen, Banken und Regierungen.
quelle: wikicommons/gemeinfrei
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
7 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
7
Deutsches Kartellamt knöpft sich Microsoft vor – und geht dabei weiter als die EU
Das Bundeskartellamt hat sich den nächsten Tech-Riesen aus den USA vorgenommen. Der Schritt der Behörde klingt wie eine Formalie, könnte für den Konzern aber weitreichende Folgen haben.

Nach Amazon, Google und Meta hat das Bundeskartellamt in Deutschland auch für Microsoft eine «überragende marktübergreifende Bedeutung für den Wettbewerb» festgestellt.

Zur Story