Der Chef des israelischen Technologieunternehmens NSO, das die umstrittene Spionagesoftware Pegasus herstellt, tritt zurück. NSO-Mitbegründer Shalev Hulio verlasse im Rahmen einer Umstrukturierung seinen Posten, teilte ein Unternehmenssprecher am Sonntag mit.
An seine Stelle rücke der bisherige Vorstand für das operative Geschäft, Yaron Shohat, der auch den Reorganisationsprozess leiten werde. Das verschuldete Unternehmen will sich demnach künftig auf die Nato-Mitgliedsstaaten als Kunden konzentrieren.
Laut NSO-Mitbegründer Hulio soll die Umstrukturierung die «nächste Wachstumsphase» des Unternehmens vorbereiten. Er versicherte, die Technologien von NSO würden «weiterhin helfen, weltweit Leben zu retten». Sein Nachfolger Shohat erklärte, NSO werde sicherstellen, dass die Technologien des Unternehmens «für rechtmässige und angemessene Zwecke eingesetzt werden».
Die israelische Firma hat nach Ansicht des US-Handelsministeriums ausländische Regierungen beliefert, die die mächtige Spähsoftware missbräuchlich einsetzten. Die USA setzten NSO Ende 2021 auf die Sanktionsliste. Das Unternehmen kämpft deshalb mit finanziellen Problemen. Die Eigner der NSO Group sollen zunächst auch mit möglichen Investoren über einen Verkauf verhandelt haben.
Die Pegasus-Software des israelischen Herstellers NSO ist in der Lage, sämtliche Daten von damit angegriffenen Mobiltelefonen auszulesen. Ausserdem kann Pegasus unbemerkt Kamera und Mikrofon des jeweiligen Gerätes anschalten. Nach Unternehmensangaben wird die Software nur an Regierungsbehörden verkauft, um Verbrecher und Terroristen aufzuspüren, und der Verkauf muss von der israelischen Regierung genehmigt werden.
Eine Recherche von 17 internationalen Medien hatte jedoch im vergangenen Jahr ergeben, dass mit Hilfe von Pegasus die Telefone von hunderten Journalisten, Politikern und Menschenrechtsaktivisten in verschiedenen Ländern überwacht worden waren, darunter auch in autoritär regierten Ländern wie etwa Saudi-Arabien. Als Reaktion auf den Pegasus-Skandal setzte die US-Regierung die NSO Group im vergangenen Jahr auf eine schwarze Liste.
Der US-Technologiekonzern Apple hat bereits Ende vergangen Jahres Klage gegen die israelische NSO Group eingereicht. Dadurch wollte der Konzern dem israelischen Spionagesoftwarehersteller jegliche Nutzung von Apples Software, Hardware und Dienstleistungen juristisch unterbinden lassen.
Bereits Ende 2019 hat WhatsApp, der Chatdienst des Meta-Konzerns (ehemals Facebook), die NSO Group aus ähnlichen Gründen verklagt. Dieser hat NSO vorgeworfen, die eigenen Systeme ausgenutzt zu haben, um Nutzerinnen und Nutzer des Chatprogramms zu überwachen.
(AFP/ARG)