Bei dem von watson am 23. Mai publik gemachten Hackerangriff auf die Schweizer IT-Firma Xplain könnten die Täter auch operative Daten des Bundes erbeutet haben. Entsprechende Abklärungen laufen.
Das Eidgenössische Finanzdepartement teilte am Donnerstag mit, entgegen erster Erkenntnisse müsse nach vertieften Abklärungen davon ausgegangen werden, dass auch operative Daten betroffen sein könnten. «Nach aktuellem Erkenntnisstand geht die Bundesverwaltung nicht von einem Direktzugriff der Xplain-Systeme auf die Systeme des Bundes aus», hiess es.
Das Nationale Zentrum für Cybersicherheit (NCSC) koordiniert laut Mitteilung die weiteren Abklärungen und Massnahmen innerhalb der Bundesverwaltung. Es stehe «in ständigem Austausch mit der Firma Xplain sowie den Strafverfolgungsbehörden und den betroffenen Verwaltungseinheiten der Bundesverwaltung» und werde die Öffentlichkeit «zu gegebener Zeit über weitere Erkenntnisse informieren».
Xplain ist eine Anbieterin von Behörden-Software. Vergangene Woche wurde bekannt, dass Hacker eine Schwachstelle auf den Servern dieser Deutschschweizer Firma ausnutzten, um zu Daten des Bundesamts für Polizei (Fedpol) und des Bundesamts für Zoll und Grenzsicherheit zu kommen. Diese Daten befanden sich auf Xplain-Servern.
Nach dem Angriff tauchten entsprechende Daten im Darknet auf – einem nur mit spezieller Software zugänglichen Teil des Internets. Denn die Hacker verlangen Lösegeld von Xplain. Es handelt sich um einen sogenannten Ransomware-Angriff, bei dem mutmasslich eine grössere Datenmenge gestohlen wurde. Damit wird die Firma nun erpresst.
Vergangene Woche hiess es, Xplain habe keinen Zugriff auf die produktiven Daten des Fedpol, sondern verfüge nur über anonymisierte Simulationsdaten zu Testzwecken. Auch das Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit sagte, die Daten dieses Amts selbst seien nicht betroffen.
Die Verantwortlichen der Firma Xplain AG haben bei der Kantonspolizei Bern Strafanzeige erstattet.
Auf Anfrage sagte eine Sprecherin des NCSC am Donnerstag, der Hackerangriff auf Xplain habe keinen Zusammenhang mit dem am Mittwoch bekanntgewordenen böswilligen Angriff auf die Webseite des Schweizer Parlaments.
(dsc/sda)