Russland soll geheime Waffe gegen Starlink-Satelliten einsetzen
Im Ukraine-Krieg ist das Satelliten-Internet Starlink eine grosse Hilfe für die ukrainischen Truppen. Wie nun aus kürzlich geleakten Geheimdokumenten des Pentagon hervorgeht, soll Russland das System deshalb gezielt mit technischen Abwehrmethoden angegriffen haben, mit dem Ziel, es – zumindest zeitweise – zu stören. Das berichtet die «Washington Post».
Konkret soll dabei ein russisches System zur elektronischen Kriegsführung namens «Tobol» zum Einsatz gekommen sein. Viel ist darüber nicht bekannt. Die notwendigen Vorrichtungen sind aber offenbar an Bodenstationen zur Satellitenverfolgung angeschlossen.
Welchen Zweck genau sie verfolgen, ist nicht klar. Es scheint sich allerdings um Schutzmassnahmen für das russische Satellitennetz zu handeln.
Was wissen wir?
Die Geheiminformationen des Pentagon legen nun nahe, dass sich das System auch zur Störung feindlicher Satelliten eignet. Laut «Washington Post» soll Russland im September und Oktober 2022 mit dessen Hilfe für insgesamt 25 Tage das Starlink-Netz über der Ukraine angegriffen haben.
Bei den Uplink-Störungen vermischt sich ein Störsignal mit der ursprünglichen Datenübertragung, wodurch die Informationen verzerrt werden, die alle User dieses Satelliten empfangen. Laut Bart Hendrickx, einem Forscher, der das russische Programm analysiert hat, funktioniert Tobol mit ziemlicher Sicherheit auf diese Weise. Starlink-Satelliten würden so tief um die Erde fliegen, dass man wahrscheinlich Interferenzsignale auf sie strahlen könne.
Bei der bodengestützten Stör-Methode, Downlink-Jamming genannt, werde ein Signal auf derselben Frequenz wie der Satellit gesendet. Das verhindere, dass angeschlossene Geräte das legitime Signal empfangen können. Diese Methode habe einen kleineren Wirkungsbereich – der Störsender müsse in der Nähe des Ziels sein.
Öfter Netzwerkausfälle
Ob die Störversuche erfolgreich waren oder nicht, dazu gibt es in den Pentagon-Unterlagen keine Angaben. Auch die Starlink-Herausgeberin SpaceX äusserte sich auf Anfrage der «Washington Post» nicht zu den Angriffen.
Allerdings berichtete die Ukraine in den letzten Monaten wiederholt von Ausfällen des Netzwerks, insbesondere im Frontverlauf. Schon damals hatten sich Starlink und Elon Musk nur ausweichend dazu geäussert, ob es sich um eine gezielte Abschaltung in den Kampfgebieten handelte.
Möglich wäre auch, dass die russischen Störmassnahmen zumindest teilweise für die Ausfälle mitverantwortlich waren. Belegt ist das bislang aber nicht.
Die von den US-Journalisten ausgewerteten Geheimdokumente stammen aus den sogenannten «Discord Leaks». Jack Teixeira, ein 21-jähriger junger Mann, der bei der US-Nationalgarde beschäftigt war, hatte Hunderte geheime Militärdokumente in einem Chat-Kanal veröffentlicht.
Unter den Informationen befanden sich auch aktuelle Einschätzungen zur militärischen Lage in der Ukraine.
Quellen
- washingtonpost.com: Russia tests secretive weapon to target SpaceX’s Starlink in Ukraine
(t-online/dsc)

