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Russland soll geheime Waffe gegen Starlink-Satelliten einsetzen

epa10251070 A specialist restores a fiber optic communication near destroyed in shelling an administrative building in Kharkiv, northeastern Ukraine, 18 October 2022. The Ukrainian army pushed Russian ...
Ein Techniker stellt eine Glasfaserverbindung wieder her, die beim russischen Beschuss eines Verwaltungsgebäudes in Charkiw im Nordosten der Ukraine zerstört wurde.archivBild: keystone

Russland soll geheime Waffe gegen Starlink-Satelliten einsetzen

Laut geleakten Dokumenten hat die russische Armee gezielt Elon Musks Satelliten-Internetdienst attackiert. Das wissen wir über die Waffe.
20.04.2023, 14:5220.04.2023, 15:47
Ein Artikel von
t-online

Im Ukraine-Krieg ist das Satelliten-Internet Starlink eine grosse Hilfe für die ukrainischen Truppen. Wie nun aus kürzlich geleakten Geheimdokumenten des Pentagon hervorgeht, soll Russland das System deshalb gezielt mit technischen Abwehrmethoden angegriffen haben, mit dem Ziel, es – zumindest zeitweise – zu stören. Das berichtet die «Washington Post».

Konkret soll dabei ein russisches System zur elektronischen Kriegsführung namens «Tobol» zum Einsatz gekommen sein. Viel ist darüber nicht bekannt. Die notwendigen Vorrichtungen sind aber offenbar an Bodenstationen zur Satellitenverfolgung angeschlossen.

Welchen Zweck genau sie verfolgen, ist nicht klar. Es scheint sich allerdings um Schutzmassnahmen für das russische Satellitennetz zu handeln.

Was wissen wir?

Die Geheiminformationen des Pentagon legen nun nahe, dass sich das System auch zur Störung feindlicher Satelliten eignet. Laut «Washington Post» soll Russland im September und Oktober 2022 mit dessen Hilfe für insgesamt 25 Tage das Starlink-Netz über der Ukraine angegriffen haben.

Die russische Armee soll unter anderem bei der schwerumkämpften ostukrainischen Stadt Bachmut versucht haben, Starlink-Verbindungen zu stören.
Die russische Armee soll unter anderem bei der schwerumkämpften ostukrainischen Stadt Bachmut versucht haben, Starlink-Verbindungen zu stören.screenshot: twitter
Wie stört man Satelliten-Kommunikation?
Datenübertragungen per Satellit können an zwei Orten gestört werden: 1. im Weltraum, bzw. Orbit, indem die Satelliten direkt anvisiert werden, und 2. am Boden, wo die Empfänger stehen. Dies schreibt die «Washington Post» und bezieht sich dabei auf die Secure World Foundation, eine Stiftung, die Weltraumsicherheit fördern will.

Bei den Uplink-Störungen vermischt sich ein Störsignal mit der ursprünglichen Datenübertragung, wodurch die Informationen verzerrt werden, die alle User dieses Satelliten empfangen. Laut Bart Hendrickx, einem Forscher, der das russische Programm analysiert hat, funktioniert Tobol mit ziemlicher Sicherheit auf diese Weise. Starlink-Satelliten würden so tief um die Erde fliegen, dass man wahrscheinlich Interferenzsignale auf sie strahlen könne.

Bei der bodengestützten Stör-Methode, Downlink-Jamming genannt, werde ein Signal auf derselben Frequenz wie der Satellit gesendet. Das verhindere, dass angeschlossene Geräte das legitime Signal empfangen können. Diese Methode habe einen kleineren Wirkungsbereich – der Störsender müsse in der Nähe des Ziels sein.

Öfter Netzwerkausfälle

Ob die Störversuche erfolgreich waren oder nicht, dazu gibt es in den Pentagon-Unterlagen keine Angaben. Auch die Starlink-Herausgeberin SpaceX äusserte sich auf Anfrage der «Washington Post» nicht zu den Angriffen.

Der ukrainische Minister für digitale Transformation, Mykhailo Fedorov, vor einer Starlink-Lieferung aus Polen.
Der ukrainische Digitalminister, Mykhailo Fedorov, vor einer Starlink-Lieferung aus Polen.Bild: Telegram

Allerdings berichtete die Ukraine in den letzten Monaten wiederholt von Ausfällen des Netzwerks, insbesondere im Frontverlauf. Schon damals hatten sich Starlink und Elon Musk nur ausweichend dazu geäussert, ob es sich um eine gezielte Abschaltung in den Kampfgebieten handelte.

Möglich wäre auch, dass die russischen Störmassnahmen zumindest teilweise für die Ausfälle mitverantwortlich waren. Belegt ist das bislang aber nicht.

Die von den US-Journalisten ausgewerteten Geheimdokumente stammen aus den sogenannten «Discord Leaks». Jack Teixeira, ein 21-jähriger junger Mann, der bei der US-Nationalgarde beschäftigt war, hatte Hunderte geheime Militärdokumente in einem Chat-Kanal veröffentlicht.

Unter den Informationen befanden sich auch aktuelle Einschätzungen zur militärischen Lage in der Ukraine.

Quellen

(t-online/dsc)

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6 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Bernhard Kuenzi
20.04.2023 16:40registriert Januar 2014
Wenn diese geheimen Waffen so gut funktionieren, wie der Rest, verdoppeln die die Satleistung eher. Am gefährlichsten ist wohl Musk, ein kindlicher Selbstdarsteller...
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