Vor 50 Jahren drehte sich die erste Floppy-Disk in einem Computer. Die Plastikscheiben prägten die PC-Kinderjahre und waren in den 80ern allgegenwärtig. Dieser Beitrag ruft Meilensteine der Datenspeicherung in Erinnerung.
Ihren Ursprung hatte die Diskette in einer Fabrik von IBM in San Jose, Kalifornien. 1967 begann dort ein Ingenieur-Team um den Amerikaner David L. Noble, ein zuverlässiges und kostengünstiges Systems zum Laden von Anweisungen und Installieren von Software-Updates zu entwickeln. Du wirst es vermutet haben: Damals ging es nicht um PCs, sondern um Grossrechner. Und die waren wirklich gross!
1971 lieferte IBM dann zusammen mit einem Computer namens System/370 ein neuartiges Lesegerät mit der Bezeichnung 23FD an die ersten Kunden aus. Dieses Gerät verarbeitete weder Lochkarten noch Magnetbänder, sondern schluckte mit Eisenoxid überzogene Plastikscheiben.
Die ersten Disketten waren mit 8-Zoll fast so gross wie ein A4-Blatt und speicherten 242'944 Bytes beziehungsweise Buchstaben. Dennoch waren die biegsamen Scheiben eine Revolution, weil sie die Datenmenge von 3000 der damals üblichen Lochkarten speichern konnten. Erstmals wurden so Daten einfach transportierbar.
Die Grösse der Disketten schrumpfte schnell, wobei sie gleichzeitig immer mehr Daten speichern konnten. Die 5-Zoll-Variante speicherte bereits fünfmal mehr als ihr Vorgänger. Wobei es genau genommen 5¼ Zoll waren beim C64, dem 1982 lancierten Heimcomputer von Commodore, der Kult wurde.
Am verbreitetsten war in den 1980er-Jahren schliesslich die 3,5-Zoll Floppy. Sie fasste immerhin 1,44 Millionen Bytes (1,44 MB). Ein komplettes Office-Paket von Microsoft brauchte aber dennoch einen Stapel von 32 Disketten.
Eine Speicherrevolution brachte die CD. Diese konnte bereits 650 MB Daten speichern, ab 1992 liessen sich CD-R am PC selber brennen. So konnten Private einfach ihre Daten sichern. Nebenbei liessen sich auf CD-R auch einfach Musik-CDs kopieren.
Die nächste Revolution kam mit den USB-Speichersticks im Jahr 2000. Diese verzichten vollkommen auf bewegliche Teile und verwenden stattdessen Flash-Speicher.
Die Grundlagen der Flash-Technik werden heute auch in Festplatten (SSD) und Speicherkärtchen (MicroSD) verwendet. Die kleinen MicroSD-Speicher werden in Handys, Kameras und Notebooks verwendet.
Vergleicht man die alten Disketten mit den neuesten MicroSD-Kärtchen, staunt man in 10er-Potenzen. Auf der Grösse eines Daumennagels wird bei der MicroSD ein Terabyte gespeichert. Das sind 1'099'511'627'776 Bytes, und diese Menge entspricht über 4,5 Millionen uralten 8-Zoll-Disketten.
Auf gleicher Fläche speichern wir heute also eine Milliarde Mal mehr Daten als vor 50 Jahren. Die Daten werden dabei rund 50’000 Mal schneller geschrieben als bei den ersten Floppy-Disketten.
Speichermedien sind während ihrer Entwicklung immer robuster geworden. Die magnetischen Folien der Floppy-Disketten mussten staubfrei und sorgfältig gelagert werden. Bei häufiger Nutzung wurden sie durch den Lese-/Schreibkopf regelrecht zerschlissen. Magnete waren für sie tödlich.
Die MicroSD-Kärtchen überleben dagegen notfalls auch eine 60-Grad-Wäsche. Dafür können elektrostatische Entladungen MicroSD-Speicher zerstören.
Für die Ewigkeit speichert kein heutiger Datenträger. In MicroSD-Kärtchen und USB-Sticks gibt es zwar keine mechanischen Teile, die verschleissen können. Dennoch rechnet man damit, dass sich die Daten darauf in wenigen Jahrzehnten «verflüchtigen».
Die Geschichte der Floppy-Disk zeigt, dass digitale Speicher auch nutzlos werden können, weil schlicht niemand mehr ein Gerät besitzt, um das Gespeicherte wieder zu lesen.
Wer also seine in den 80 Jahren auf Floppys getippten Memoiren der Nachwelt erhalten will, muss sie schleunigst auf ein jeweils aktuelles Medium umkopieren. Alle archivierten Daten müssen fortwährend mit der technischen Entwicklung Schritt halten.
Da hatte es die analoge Welt doch einiges einfacher: Das älteste Buch der Welt, die Diamant Sutra, ist über 1300 Jahre alt – und lässt sich noch heute lesen. Dank Digitalisierung sogar an jedem PC, wie ein Besuch bei bl.uk/virtual-books zeigt.
(dsc/sda)
DANKE, VIELEN LIEBEN DANK WATSON!!! 😉
WEHE.... WENN IHR NÄCHSTE WOCHE ÜBER KASSETTEN ODER WALKMEN BERICHTET!
Mein erster Rechner überhaupt hatte noch eine Kassettenspeicherung.