Mit dem Macbook Air lehrte Apple die PC-Konkurrenz ab 2008 das Fürchten. Steve Jobs zauberte es aus einem Couvert und pries es als das dünnste Notebook der Welt an.
Das war ein schlauer Marketing-Trick und die perfekte Ablenkung von der grössten Schwäche des «Ultrabooks»: Es war nicht nur dünn, sondern hatte auch kaum «Ausdauer».
Die Kundinnen und Kunden kümmerte die Akkuleistung wenig und der damals günstigste tragbare Mac wurde zum Verkaufsschlager, ja zu Apples meistverkauftem Laptop.
Umso gespannter durfte man nun auf das Redesign sein, das die Kalifornier ihrem neusten Air verpasst haben. Es ist bereits die zweite Generation, die von «Apple Silicon» angetrieben wird – nach dem Modell mit M1-Chip (Ende 2020).
Das ist ein Express-Review – für richtig ausgiebiges Testen hat die Zeit (noch) nicht gereicht. Am letzten Dienstag brachte mir der Kurier das neue Macbook Air mit M2-Chip. Diesen Freitag (15. Juli) kommt es offiziell in den Verkauf.
Im Folgenden fasse ich meine ersten Eindrücke zusammen und vergleiche das neue «Leichtgewicht» hauptsächlich mit seinem direkten Vorgänger. Denn auch das Macbook Air mit M1-Chip führt Apple weiterhin im Sortiment. Zu einem deutlich günstigeren Preis (etwas mehr als 1000 Fr.).
Wir müssen aber auch über das aktualisierte Macbook Pro (mit M2-Chip) sprechen. Denn auch da gibt es ziemlich grosse Ähnlichkeiten, ja eine enge Verwandtschaft, wie die Nachfolgerin von Chefdesigner Jony Ive erklärt.
Spoiler: 14 Jahre nach der Lancierung des allerersten Macbook Air muss sich die Apple-Konkurrenz erneut auf etwas gefasst machen: Es gibt aus meiner Sicht (fast) keinen praktischen Grund mehr, das neue Air nicht zu kaufen.
Das Macbook Air mit M2-Chip (2022) ist nach persönlicher Einschätzung des watson-Redaktors ein aussichtsreicher Kandidat für den Titel «Consumer-Laptop des Jahres».
Der von Apple angesetzte Einstiegspreis ist mit knapp 1390 Franken relativ hoch, doch bietet das 13,6-Zoll-Gerät ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis. Es deckt die Bedürfnisse der allermeisten Nutzerinnen und Nutzer ab, sei dies in Beruf, Privatleben oder während der Ausbildung, und ist wegen der Chip-Eigenentwicklung zukunftssicher.
Das Macbook Air mit M2-Chip eignet sich für alle Nutzerinnen und Nutzer, die ein höchst portables Notebook suchen und dabei Wert auf ein Rundum-sorglos-Paket legen. Das weniger als 1,3 Kilogramm schwere leichte Mobilgerät bietet interessierten PC-Usern eine hervorragende Gelegenheit, sich über den Windows-Tellerrand hinaus zu wagen. Und falls es gar nicht anders geht, läuft darauf sogar Windows 11.
Wer das neue Air zum ersten Mal in die Hand nimmt, wird unweigerlich überrascht sein. Es ist ein sehr dünnes und leichtes Notebook, das trotz des kantigen Designs angenehm in der Hand liegt. Es wirkt in etwa wie ein (grosses) iPad Pro, natürlich ohne Touch-Screen! Ein haptisches Vergnügen der Extraklasse bietet dafür das Trackpad mit seiner Gestensteuerung. Hier kann man nach Herzenslust streiche(l)n, wischen und drücken und damit schnell und präzise navigieren.
Das Unibody-Gehäuse aus 100 Prozent rezykliertem Aluminium wirkt gerade bei sommerlich heissen Temperaturen angenehm kühl, wenn man es auf dem Schoss liegen hat.
Damit sind wir bei der Gehäusefarbe. Und da bietet der Hersteller neben den langweiligen herkömmlichen Farben Silber und Spacegrau neu auch «Mitternacht» – ein dunkler Blauton – sowie «Polarstern» – eine Art Beige – zur Wahl an.
Das Macbook Air M2 setzt im Gegensatz zum aktualisierten 13-Zoll-Macbook-Pro (mit M2) die moderne Designsprache von Apple um. Diese kannten wir bislang von den 14- und 16-Zoll-Macbook-Pro-Modellen. Die Display-Ränder sind viel dünner, dafür steckt die Frontkamera in einer auf den ersten Blick gewöhnungsbedürftigen Einkerbung (Notch). Wie schon beim iPhone stellt sich aber relativ schnell ein Gewöhnungseffekt ein und man achtet nicht mehr darauf.
Wie die «New York Times» diese Woche berichtete, trennt sich Apple endgültig vom langjährigen Chefdesigner Jony Ive. Der Brite prägte jahrzehntelang das Produkte-Design. Doch seit 2019 führt eine Frau das «Industrial Design»-Team.
Ives Nachfolgerin heisst Evans Hankey und ist genau so medienscheu wie ihr berühmter Vorgänger mit dem «Sir»-Titel. Es existieren nur wenig Fotografien von Hankey – ihr Arbeitgeber Apple stellt im «Newsroom» leider keins zur Verfügung.
Nachdem Ive das Unternehmen 2019 verlassen hatte, übernahm Hankey die Verantwortung für das Produktdesign und ist seitdem für das Erscheinungsbild aller seiner Geräte verantwortlich – vom iPhone bis zu den AirPods.
Ihr jüngstes «Kind»: das neue Macbook Air.
Diesen Mittwoch hat GQ, «das Männermagazin für Mode, Technik und Unterhaltung» einen Beitrag zu den starken Frauen in Apples Produkte-Design-Team publiziert. Dabei geht es selbstverständlich auch um PR für das neue Gerät.
Im lesenswerten Artikel (siehe Quellen) lässt uns Hankey auch ein wenig hinter die Kulissen blicken. Sie verrät:
Der unfallsichere MagSafe-Ladeanschluss, den Apple während vielen Jahren bei Macbooks verbaut hat, ist zurück. Das heisst, auch übervorsichtige User müssen nicht mehr befürchten, dass jemand Schusseliges ins eingesteckte Ladekabel läuft und dabei gleich das Gerät vom Tisch reisst.
Erfreulich ist auch die Verbesserung bei der in den oberen Bereich des Displays integrierten Webcam. Sie löst nun endlich mit 1080p auf und genügt damit den in Pandemie-Zeiten gestiegenen Ansprüchen bezüglich Videokonferenzen. Und sie vermag auch bei schlechteren Lichtverhältnissen zu überzeugen, wie die ersten praktischen Versuche ergaben.
In meinem Review zum Vorgängermodell, dem Macbook Air mit M1-Chip, schrieb ich Ende 2020:
An dieser Einschätzung hat sich nichts geändert. Im Gegenteil. Mit jeder neuen Chip-Generation – aktuell nun der M2 – zeigt sich der technische Vorsprung des Unternehmens. Es geht nicht nur um rohe «Rechen-Power», sondern um intelligenten, energieeffizienten Ressourcen-Einsatz.
Daraus resultiert ein ausdauernder und gleichzeitig leistungsfähiger Laptop, bei dem sich die allermeisten Nutzerinnen und Nutzer keine Gedanken zur Konfiguration machen müssen. Selbst das Basismodell deckt ihre Bedürfnisse ab. Und Profi-Anwender mit hohen oder höchsten Ansprüchen werden sich ohnehin den «Pro»-Geräten zuwenden.
Das MacBook Air ist weiterhin passiv gekühlt, während beim MacBook Pro (M2) ein aktiver Lüfter verbaut ist.
Wenn man das Air über mehrere Minuten hinweg rechnerisch stark belastet, zum Beispiel durch Video-Schnitt-Software, dann kann die Leistung automatisch etwas gedrosselt werden, damit sich das Gerät nicht überhitzt. In meinen ersten Versuchen machte sich dies allerdings nicht bemerkbar. Hier gilt es die bestimmt folgenden Tests durch Dritte abzuwarten.
Leidenschaftliche Fotografen und Videofilmer dürften den fehlenden SD-Karten-Slot vermissen. Den behält Apple den kostspieligeren Macbook-Pro-Modellen vor.
Leider unterstützt das neue MacBook Air auch nicht mehr als einen externen Monitor gleichzeitig. Aber auch dies dürften 99 Prozent der Käuferinnen und Käufer problemlos verschmerzen respektive in Kauf nehmen. Das wichtigste Kriterium bei Apples Einsteiger-Laptop war immer die Portabilität. Und da legen die Kalifornier erneut die Latte höher.
Das oben Geschriebene gilt auch für HDMI.
Was ich in den ersten Tagen mit dem neuen Macbook Air überhaupt nicht vermisst habe, ist die «Touch Bar», also das berührungsempfindliche Bedienelement, das Apple bei Pro-Modellen im obersten Tastatur-Bereich anbietet. Beim M2-Air prangen dort traditionelle Funktionstasten, die im Vergleich mit dem Vorgängermodell deutlich grösser sind.
Am Donnerstagnachmittag, kurz vor dem offiziellen Verkaufsstart (am 15. Juli 2022), endete die von Apple verfügte Sperrfrist für die ausgewählten Medienleute und Blogger, die das Macbook Air bereits ausprobieren konnten. Nachfolgend verlinken wir auf interessante Reviews und Videos.