Der watson-Redaktor hat die AirPods Pro von Apple über Wochen täglich genutzt, auf Reisen und beim Sport. Im Folgenden erfährst du auch, was gar nicht gut ist.
Ich habe mir fest vorgenommen, nicht mehr zu fliegen.
Wenn immer möglich nehm' ich das Velo und den Zug. Nur wenn es nicht anders geht, das Auto.
Dann kam die Einladung von Apple. Nach Berlin. Für «ein spannendes neues Produkt». Welches, wollte man mir im Vorfeld nicht verraten.
Die zweimal zwölfstündige Reise per SBB, bzw. Deutscher Bahn, kam für mich nicht infrage. Zu wenig Zeit.
Also 1300 Kilometer auf dem Luftweg.
Hin- und Rückflug in der Economy Class. Macht 337 Kilogramm CO2, wie mir myclimate.org vorrechnete.
Die Flugreise hatte (unverhofft) ihr Gutes. So konnte ich die neuen Ohrstöpsel, die mir Apple am Kurfürstendamm in Berlin aushändigte, in der Luft testen. An Bord einer sehr gut gefüllten Maschine zurück nach Zürich.
Ein Airbus der Swiss. Ehrlich gesagt hörte es sich eher nach einem Doppeldecker der Gebrüder Wright an ... bis ich bei den AirPods die Geräuschunterdrückung aktivierte.
Ich würde nicht sagen, dass eine paradiesische Stille wie im Wald einkehrte. Aber unglaublich ruhig war es alleweil. Kein stetes Dröhnen mehr. Kein Rauschen. Nur noch das gelegentliche Schnattern und Plappern der beiden Damen, die angesäuselt in der gleichen Sitzreihe wie ich flogen.
Unter dem Begriff Antischall versteht man das Auslöschen von vorhandenem Schall durch zusätzlichen, künstlich erzeugten Schall, wie welt.de 2016 erklärte.
Wichtiges Learning für Kopfhörer-Noobs: «Active Noise Canceling» bedeutet nicht, dass man sich komplett von der lärmigen Aussenwelt abkapseln kann. Kreischen und laute Stimmen (ob unter Alkoholeinfluss oder nicht) dringen zu einem durch. Alles hört sich aber angenehm gedämpft an, so dass man sich deswegen überhaupt fast nicht nervt.
Nein, Apple hat die automatische Geräuschunterdrückung bei Kopfhörern nicht erfunden. Aber die Kalifornier bieten mit den AirPods Pro eine technisch überzeugende Lösung, die wohl alle anderen Hersteller ins Schwitzen bringt.
Auch die dritte Generation von Apples kabellosen Ohrstöpseln erinnert an die Aufsätze für eine elektrische Zahnbürste. Aber die Stiele sind zum Glück sehr viel kürzer. Das heisst, man fällt damit viel weniger auf in der Öffentlichkeit.
Na endlich! Man sieht damit nicht mehr so bescheuert aus wie mit den bisherigen AirPods. Die Stiele sind viel kürzer und ragen dadurch weniger aus dem Ohr. Von hinten ist nicht mal mehr zu erkennen, ob sie drin sind oder nicht.
Kinderleicht.
Die AirPods integrieren sich perfekt ins Apple-Universum des Users. Wenn man sie aus der Ladebox nimmt und ins Ohr steckt, erkennen dies die Sensoren und die Stöpsel verbinden sich automatisch mit dem iPhone.
Auch Android-User können ihr Gerät über Bluetooth 5.0 mit den neuen Apple-Ohrstöpseln verbinden. Wobei es Einschränkungen bezüglich einfacher Bedienbarkeit gibt.
Was Knigge freut: Sobald man einen Stöpsel aus dem Ohr nimmt, stoppt die Wiedergabe, so dass man bei Gesprächen nicht wie ein asoziales, äh, Astloch rüberkommt.
Die wichtigste Neuerung der «Pros» ist die aktive Geräuschunterdrückung, auf Englisch «Active Noise Canceling» (ANC). Sie reduziert die Geräuschkulisse durch einen elektro-akustischen Trick, wie oben beschrieben.
Damit das funktioniert, müssen die AirPods den Gehörkanal quasi versiegeln, bzw. hermetisch abriegeln. Das geschieht durch einen Aufsatz aus Silikon. Die drei gummiartigen Aufsätze lassen sich einfach wechseln. Über die Bluetooth-Einstellungen am iPhone testet man, ob die richtige Grösse verwendet wird, um einen optimalen Sitz zu gewährleisten.
Die AirPods Pro sind im Vergleich mit den Vorgängern und anderen Ohrstöpseln bequem zu tragen. Sie machen sich kaum bemerkbar. Und dank integriertem Lüftungskanal gibt's auch nicht dieses unangenehme Verschlussgefühl. Die Pro-AirPods stellen automatisch einen Druckausgleich zwischen Gehörgang und Aussenwelt her – ein praktisches Feature, das die meisten Konkurrenz-Ohrstöpsel nicht bieten.
Die Pro-Version hält sehr gut in den Ohren, man kann damit problemlos Sport treiben, drinnen und draussen. Ich habe sie auf dem Vitaparcours getestet, beim Joggen und auf dem Crosstrainer. Schwitzen? Kein Problem.
Auch nach wortwörtlicher Berieselung mit ziemlich viel Wasser funktionierten die Test-Stöpsel problemlos. Ich war damit zehn Minuten unter der Dusche. Wobei bei der Duschbrause natürlich die «Regen»-Funktion eingestellt war.
Wer schon AirPods der ersten oder zweiten Generation verwendet hat, muss sich ein bisschen umgewöhnen. Die indirekte Steuerung erfolgt übers iPhone oder die Apple Watch, oder man fasst sich ans Ohr.
Das Handling ist etwas anders als bei den bisherigen AirPods, zumindest was die direkte Bedienung betrifft. Statt wie bisher mit dem Finger aufs Gehäuse des AirPods zu tippen, gilt es bei den neuen Ohrstöpseln, eine gewisse Stelle am Stiel zu drücken. Das ist gewöhnungsbedürftig und gelang mir am besten mit Pinzettengriff (Daumen und Zeigefinger).
Der Transparenz-Modus ist perfekt für Situationen, in denen man relativ leise Musik hört oder etwas streamt und gleichzeitig nicht verpassen will, was rund herum passiert.
Man kann die Geräuschunterdrückung einfach deaktivieren, dann stellt sich allerdings sofort dieses leicht unangenehme Gefühl ein, weil die Gehörgänge ja durch die beiden Silikon-Häubchen hermetisch abgeschlossen sind.
Im Transparenz-Modus bekommt man mit, was um einen herum in der Welt passiert, gleichzeitig werden erstmals auch die eigenen dumpfen Körpergeräusche unterdrückt, bringts der Reviewer von heise.de auf den Punkt.
Wenn die Ohrstöpsel drin sind, bei aktiviertem Transparenz-Modus, lässt sich perfekt mit anderen reden. Dann klingt die eigene Stimme nicht hohl im eigenen Kopf nach.
Fantastisch.
Der Bass klingt satt, die Töne hell und klar. Wobei mir Angus Young von ACDC als Massstab diente.
Audiophile greifen selbstverständlich zu «richtigen» Kopfhörern, wo kämen wir denn sonst hin ...
Nerds bitte anschnallen!
Oh ja! Apple hat bereits ein Firmware-Update veröffentlicht. Ob die automatische Aktualisierung auf Version «2B588» erfolgt ist, sieht man in den System-Einstellungen.
Wie man die Firmware-Version der AirPods überprüft und wie Updates ablaufen, erfährst du hier bei imore.com.
Im Alltag reicht es eigentlich immer. Weil man praktisch nie mehr als vier Stunden die gleiche Tätigkeit ausübt, während die Ohrstöpsel in Betrieb sind.
Bei aktivierter Geräuschunterdrückung, beziehungsweise im Transparenz-Modus kann man mit einer Ladung über viereinhalb Stunden Musik hören, Filme gucken oder Telefonieren. Das übertrifft die Herstellerangaben.
Der in die Transportbox integrierte Akku lädt die AirPods bis zu fünfmal auf, Dann muss er selbst über den Lightning-Anschluss (oder auf einer Qi-Ladematte) erneut geladen werden. Sehr positiv auf Reisen: Eine 5-Minuten-Schnellladung reicht für rund weitere 60 Minuten Wiedergabe.
Leider haben die Airpods einen grossen Haken – und ich meine nicht den «Premium»-Preis. Und auch nicht die Tatsache, dass Apple die «weltweit meistverkauften Kopfhörer» immer noch nur in Weiss anbietet. (Das hat vermutlich mit Marketing-Überlegungen zu tun: Die ursprünglichen Earpods erlangten gerade wegen des weissen Kabels Kultstatus).
279 Franken verlangt Apple für die AirPods Pro. Das wäre fast zu rechtfertigen mit der High-Tech, die drin steckt. Kein anderer Hersteller bietet ein vergleichbares Gesamtpaket an, da sind sich eigentlich alle Profi-Reviewer einig.
Doch leider sind die AirPods Pro kein nachhaltiges Produkt, sondern ein teurer Wegwerfartikel. Wenn man sie intensiv verwendet, machen die Mini-Akkus nach wenigen Jahren schlapp. Wie bei anderen Lithium-Ionen-Batterien sinkt die Kapazität nach einer gewissen Anzahl Ladezyklen. Und dann sollte man die Akkus am besten ersetzen.
Beim iPhone lohnt sich das – aber nicht bei den AirPods. Die Reparaturspezialisten von iFixit haben die Stöpsel auseinandergenommen und analysiert und halten fest, dass sie fast nicht reparierbar seien. Oder nur mit viel Aufwand.
Diesen Aufwand scheut der Hersteller. Apple nimmt die AirPods zwar zurück, die Kunden erhalten dafür aber in jedem Fall ein neues Paar. Die Alten gehen ins Recycling.
Das ist schade. Apple macht bekanntlich einiges, um die Umwelt zu schonen. Und definitiv mehr als andere Hersteller. Sei das bei dennRohstoffen, sei dies bei der Produktion in Asien, sei dies bei den eigenen Rechenzentren, die mit Strom aus erneuerbarer Energie betrieben werden.
Es liegt an den Usern, ob sie das gut finden und honorieren wollen. Entschieden wird mit dem Portemonnaie.
Apple verlangt 279 Franken für die AirPods Pro.
Mit der Zusatzversicherung Apple+ sind bis zu zwei unabsichtliche Beschädigungen abgedeckt, Selbstbehalt: 29 Franken.
Im Sortiment verblieben sind die klassischen AirPods mit Drahtlos-Ladecase für 229 Franken und die mit dem ursprünglichen Gehäuse zum Aufladen per Kabel für 179 Franken.
Von Apple gibt's Stöpsel und Ladebox nur in Weiss.
Wer es bunt mag, kann sich die AirPods Pro (mit oder ohne Ladebox) in der Lieblingsfarbe professionell spritzen lassen. Zum Beispiel bei colorware.com: Das US-Unternehmen liefert laut eigenen Angaben in die Schweiz. Preis: 389 US-Dollar, Lieferung allerdings erst um Mitte Januar 2019.
Die AirPods Pro sind perfekte Reisebegleiter, äusserst angenehm zu tragen, brauchen wenig Platz und liefern einen sehr akzeptablen Sound. Egal, wo Frau oder Mann unterwegs ist: Die wasserdichten Ohrstöpsel garantieren entspanntes Musikhören und Filmegucken in der überfüllten S-Bahn und im lärmigen Flugzeug. Dank Transparenz-Modus werden auch körpereigene Geräusche unterdrückt, so dass man mit den Dingern im Ohr gut sprechen kann. Eine Kaufempfehlung gebe ich aus ökologischen Gründen nicht ab. Es handelt sich um einen Wegwerfartikel, wie Apple bestätigt hat.
Wenn ich ANC anmache und Wiedergabe drücke #AirPodsPro pic.twitter.com/tU7PHhE6lc
— Ben Miller (@bensen) November 15, 2019
Bei heise.de war man restlos begeistert, erwähnt aber, wie in anderen Reviews, die Sony WF-1000XM3:
Laut aktuellen Medienberichten schneiden die vergleichsweise günstigen Amazon Echo Buds besser ab als die AirPods Pro von Apple. Zumindest im Sound-Check von Consumer Reports, der amerikanischen Konsumentenschutz-Organisation. Der grosse Haken: Die Samsung-Stöspel bieten keine automatische Geräuschunterdrückung. Und genau diese Funktion ist das Killerfeature der neusten Apple-Stöpsel.