
Wladimir Krasnov und Alexej Stoljarow (rechts).screenshot: ard
Die russischen Komiker hinter den Klitschko-Fakes werden von einem russischen Staatsunternehmen bezahlt. Experten sprechen von «Informationskrieg».
07.07.2022, 16:0807.07.2022, 16:18
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Das russische Comedy-Duo, das Politiker wie Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey mit gefälschten Videotelefonaten reingelegt haben soll, hat Verbindungen zum russischen Staatskonzern Gazprom.
Die Komiker Wowan und Lexus sagten gegenüber dem ARD-Magazin «Kontraste», dass sie sich durch Gelder der Videoplattform Rutube finanzieren. Rutube ist ein Tochterunternehmen von Gazprom Media.
«Wir arbeiten für Rutube und sind Rutube-Botschafter. Also bekommen wir unser Geld von dort»
Alexej Stoljarow alias Lexus gegenüber deutschen Reportern des ARD-Magazins «Kontraste».
Warum ist das problematisch?
Wowan und Lexus hatten sich zu einer Reihe an Fake-Anrufen bekannt, bei denen sich angeblich der Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko mit Spitzenpolitikern unterhielt. Laut der Berliner Senatskanzlei war das Gespräch mit dem Klitschko-Fake vorzeitig abgebrochen worden. Das LKA Berlin ermittelt. Neben Giffey sollen auch die Bürgermeister von Wien und Madrid auf die Komiker reingefallen sein.
Noch mehr Opfer
Ziel gefälschter Klitschko-Anrufe wurden die Stadtoberhäupter von Berlin, Budapest, Madrid, Warschau und Wien, wie inzwischen laut ARD-Recherchen bekannt ist. Verantwortlich für die Attacken seien nach eigenen Angaben Wladimir Krasnov (auch bekannt unter dem Nachnamen Kuznetsov) und Alexej Stoljarow, in Russland bekannt unter ihren Künstlernamen «Wowan» und «Lexus».
Um ihre Gesprächspartner zu täuschen, hätten sie sich gut vorbereitet und sogenanntes Social Engineering betrieben. Dabei werden vorhandene Informationen über Personen und deren Umfeld gesammelt und etwa E-Mail-Absender gefälscht, um die Adressaten so zu überzeugen.
Das Comedy-Duo wolle Aufzeichnungen aller «Scherze» beim russischen YouTube-Klon Rutube veröffentlichen. Ein erstes Video sei für Donnerstag geplant.
(dsc)
«Die schärfste Waffe in diesem Informationskrieg ist der Humor.»
Experten sehen in der Aktion eine Taktik im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Gegenüber «Kontraste» sagte der ehemalige Präsident des Bundesnachrichtendienstes (BND) Gerhard Schindler, dass mit einem «gigantischen Informationskrieg» versucht werde, den Gegner unglaubwürdig zu machen. Dafür setzte man etwa Fake News, Desinformation oder Manipulation ein.
«Aber die schärfste Waffe in diesem Informationskrieg ist der Humor, ist der Witz, der Spott, um den Gegner lächerlich zu machen und zu delegitimieren», sagte Schindler.
Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey hatte den Anruf des Fake-Klitschkos scharf verurteilt – und sah dahinter Interessen des Kremls. Sie twitterte Ende Juni:
«Ungeachtet dessen, wer sich zur Manipulation bekennt, wie diese genau durchgeführt wurde und welche Motivation dahintersteht: Es bleibt ein Identitätsdiebstahl. Diese Aktionen decken sich mit den Narrativen und den Zielen des Kremls.»
quelle: t-online.de
Und weiter: Die Angreifer wollten «die Partnerinnen und Partner der Ukraine vorführen und das Vertrauen in die Ukraine und auch in uns schwächen. Das werden sie nicht schaffen.»
Quellen
(dsc/t-online)
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