
Der Nachfolger von Windows Vista kam 2009 in den Handel.Bild: AP
In der Bundesverwaltung sind noch PCs mit Windows 7 in Betrieb, wie aus einem Bericht zur Informationssicherheit hervorgeht.
04.09.2025, 18:3405.09.2025, 07:33
Windows 7, das mehr als angestaubte Microsoft-Betriebssystem, das 2009 als Nachfolger von Windows Vista herausgekommen war, läuft noch auf Rechnern der Bundesverwaltung in Bern.
watson hat nachgehakt.
Wo ist das Problem?
Die Bundesverwaltung betreibt weiter Rechner mit einem uralten Betriebssystem, das gemäss den eigenen IT-Sicherheitsfachleuten ein Sicherheitsrisiko darstellt.
Den Beleg dafür gibt es im «Bericht Informationssicherheit 2024», den der Bundesrat am Mittwoch zur Kenntnis genommen hat. Eine Passage auf Seite 9 des Berichts lässt aufhorchen. Der Abschnitt dreht sich um die «Ablösung von veralteten Systemen und Netzwerk-Protokollen» und dort steht schwarz auf weiss:
«Auch bei den Betriebssystemen gibt es in Teilen der Bundesverwaltung noch ältere Windows-Versionen wie frühere Windows-10-Editionen oder Windows 7. Diese werden nach und nach ersetzt oder sind teilweise schon abgeschaltet.»
quelle: admin.ch
«Tickende Zeitbombe»
Vor fünf Jahren berichteten Medien weltweit über das nahe Ende des Microsoft-Betriebssystems Windows 7 und warnten die User vor drohender Gefahr.
SRF titelte damals: «Windows 7 wird zum Sicherheitsrisiko.» Der Grund: Per 14. Januar 2020 stellte der Softwarekonzern aus Redmond die Sicherheits-Updates für das PC-System ein. Auch watson und sein Mutterhaus CH Media berichteten über die sich abzeichnende Gefahr für Millionen Nutzerinnen und Nutzer. Der Titel des entsprechenden Beitrags sprach – zugegeben etwas dramatisch formuliert – von einer tickenden Zeitbombe.
Etwas früher, im Dezember 2019, hatten die IT-Sicherheitsfachleute des Bundes die Öffentlichkeit auf das Problem hingewiesen. Die Melde- und Analysestelle Informationssicherung (Melani), die heute zum Bundesamt für Cybersicherheit (BACS) gehört, warnte eindringlich vor der weiteren Verwendung von Windows 7. Es sei davon auszugehen, dass die nicht mehr länger durch Sicherheits-Updates des Herstellers geschützten Produkte verstärkt im Fokus von Angreifern stehen.
Die gute Nachricht damals: Für Unternehmen und andere Organisationen gab es zumindest einen Aufschub. Denn diese Microsoft-Firmenkunden konnten noch bis 2023 Support und Sicherheits-Updates erwarten.
Das war vor zwei Jahren.
Aber aktuell läuft das uralte Windows-Betriebssystem, das im Oktober 2009 als Nachfolger von Windows Vista herausgekommen war, immer noch auf Rechnern der Bundesverwaltung. Wo genau, ist nicht bekannt.
Insider-Informationen?
watson-Redaktor Daniel Schurter ist über die verschlüsselte Messenger-App Threema auch anonym zu erreichen. Seine «Threema ID» lautet: ACYMFHZX. Oder du schreibst an daniel.schurter [at] protonmail.com. Wer sich beim Schweizer Secure-Mail-Anbieter (kostenlos) registriert, kann verschlüsselte E-Mails verschicken.
Wie ist das möglich?
Die Begründung folgt in einem weiteren Satz des oben erwähnten Berichts zur Informationssicherheit:
«Oft liegt das daran, dass bestimmte spezielle Programme nur auf diesen alten Systemen funktionieren und ein Umstieg auf neue Versionen sehr aufwendig wäre.»
quelle: admin.ch
watson hat bei den Verantwortlichen nachgefragt. Die Antwort kommt von der Kommunikationsleiterin des Staatssekretariats für Sicherheitspolitik SEPOS:
«Konkrete Informationen darüber, in welchen Teilen der Bundesverwaltung bestimmte Windows-Versionen weiterhin im Einsatz sind oder welche Fachanwendungen deren Nutzung erforderlich machen, könnten gegebenenfalls sicherheitsrelevante Schwachstellen offenlegen. Eine Veröffentlichung solcher Details könnte die Verwundbarkeit gegenüber gezielten Cyberangriffen auf die Bundesverwaltung erhöhen.»
Ursina Bentele, SEPOS
Wichtig zu wissen: Das SEPOS koordiniert die Cyber-Sicherheitspolitik des Bundes und hat den weiter oben zitierten Bericht «Informationssicherheit Bund 2024» herausgegeben. Die Behörde gehört zum Eidgenössischen Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) und dort ist auch das neu geschaffene Bundesamt für Cybersicherheit angesiedelt.
«Security through obscurity»
In der IT-Branche wird das Vorgehen, Detailinformationen zu Systemen und deren Funktionsweise geheimzuhalten, um sich nicht angreifbar zu machen, als «Security through obscurity» bezeichnet. Das ist verpönt, denn Geheimhaltung oder Verschleierung von Informationen haben sich bezüglich Sicherheit «oft als ungenügend herausgestellt», wie bei Wikipedia nachzulesen ist.
Die Sprecherin des Bundes betont, sicherheitskritische Informationen über interne IT-Infrastrukturen würden grundsätzlich nicht veröffentlicht. Und weiter:
«Es wird kontinuierlich daran gearbeitet, die eingesetzten Systeme zu modernisieren, zu migrieren und damit das Schutzniveau gegen Bedrohungen laufend zu erhöhen.»
Die Öffentlichkeit erfährt also nicht, welche Bundesämter oder anderen Institutionen des Bundes mit spezialisierten Fachanwendungen arbeiten, die zwingend auf Windows 7 angewiesen sind, um zu laufen.
In der Stellungnahme heisst es beruhigend: Die Bundesverwaltung begegne «der Bedrohungslage im Bereich Cybersicherheit mit hoher Priorität und grossem Verantwortungsbewusstsein». Dazu gehöre insbesondere, «sicherheitsrelevante Schwachstellen systematisch zu identifizieren und wirksam zu beheben».
Interessantes Detail zum Schluss: 2020 berichtete inside-it.ch unter dem Titel «Deutsche Ämter verschlafen das Aus von Windows 7» über den Umgang der Bundesverwaltung mit der bekannten Problematik. Damals liess das zuständige Bundesamt für Informatik (BIT) noch verlauten, dass die Migration im Laufe desselben Jahres «komplett abgeschlossen» sein werde. Anmerkung: Kommentatoren weisen zu Recht darauf hin, dass das BIT nicht der alleinige IT-Leistungserbringer sei.
Schlamassel mit Ansage
Als die Bundesverwaltung 2009 das Microsoft-Betriebssystem Windows 7 einführte, meldeten sich kritische Stimmen aus der Politik. Die
Parlamentarische Gruppe Digitale Nachhaltigkeit, kurz Parldigi,
rief in Erinnerung, dass schon die Vorgängerversion Windows Vista unter dem Vorsatz beschafft worden sei, «Doppelspurigkeiten zu vermeiden». Doch das Gegenteil sei eingetreten: Nun würden mindestens vier Windows-Versionen in der Bundesverwaltung im Gebrauch sein: Windows 2000, Windows XP, Windows Vista und Windows 7. Dies entspreche «dem Geschäftsmodell von Herstellern proprietärer Software», denn diese brächten regelmässig neue Versionen heraus, um sie den Kunden als Update zu verkaufen.
«Eine nachhaltige Alternative wäre der verstärkte Einsatz von Open-Source-Software», erklärte Parldigi. Deren Upgrade-Zyklen seien von Natur aus stärker auf die Bedürfnisse der Anwender ausgerichtet. Diese Empfehlung verhallte aber offensichtlich.
Und jetzt du!
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Quellen
1985 erschien Windows 1.0: Vom Urwindows bis Windows 11
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1985 erschien Windows 1.0: Vom Urwindows bis Windows 11
1985 stellte Bill Gates ein neues Betriebssystem für 95 Dollar vor. Andere Unternehmen, allen voran Apple, spotteten über die Billig-Konkurrenz.
Baroni macht Popcorn-Salat
Video: watson
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Solange die dazugehörige Maschine existiert und funktioniert, wird da auch nichts mehr dran gemacht.
Seitens der Hardware stehen auch noch zwei PCs in Reserve.
Never change a running system...
Ich kenne auch Kunden, welche noch mit DOS arbeiten. Absolut sicher, weil keine Internetanbindung oder USB-Anschlüsse. Heruntergefahren werden muss da auch nichts.
Und jetzt alles noch schnell auf Linux umzustellen ist sicher auch nicht so einfach und kostet auch, vor allem wenn man dafür dann noch Spezial Lösungen entwickeln muss.
Viele User rasten ja schon aus wenn sie ihr geliebtes Outlook nicht mehr haben, wenn es nur noch Open Office gibt. Wenn Sie dann aber feststellen, dass die Formeln in Ihren Excel-Tabellen nicht zu 100 % kompatibel sind, gibt es hoffentlich einen sicheren Panikraum im Gebäude. 😅