Die Idee ist einfach: Auf anonymen Chat-Apps wie Yik Yak, Secret oder Whisper können Nutzer Klatsch und Tratsch, Nonsens, aber auch intimste Gedanken und dunkelste Geheimnisse austauschen. Die Nachrichten werden allen Nutzern in der Umgebung auf dem Smartphone angezeigt. Im Unterschied zu Facebook, WhatsApp oder Twitter bleibt die Identität aller Beteiligten im Dunkeln.
In den USA, wo die Apps herkommen, geniessen sie einen zweifelhaften Ruf. Yik Yak kam Ende 2013 auf den Markt und geriet bald in die Schlagzeilen, als eine anonyme Bombendrohung über die App abgesetzt wurde. Eine High School in Kalifornien wurde daraufhin abgeriegelt.
Inzwischen hat Yik Yak den Sprung zu uns geschafft und beschäftigt nun die Schweizer Schulen. Die «Wiler Nachrichten» und «20 Minuten» berichteten über «wüste Beleidigungen», die Wiler Kantischüler über die App verschickt haben sollen. Ein kurzer Test zeigt, dass Yik Yak auch in Zürich und vermutlich weiteren Schweizer Städten angekommen ist. Die bislang kaum bekannte App dürfte sich in den nächsten Tagen wie ein Buschfeuer von Schule zu Schule verbreiten.
Natürlich wäre es wünschenswert, allein mit Aufklärung und der Vermittlung von Medienkompetenz Mobbing mittels Yik Yak an Schulen zu verhindern. «Davon lassen sich aber meist nicht alle Cyberbullies überzeugen und ein direktes Vorgehen gegen einzelne Täter ist aufgrund der Anonymität von Yik Yak häufig schwierig», schreibt der auf IT-Fragen spezialisierte Rechtsanwalt Martin Steiger. Er sagt, dass sich bislang vier Schulen bei ihm gemeldet haben. Die Schulleiter wollten wissen, wie sie Yik Yak, das offenbar für Mobbing missbraucht wird, sperren können.
«Schulen, die Yik Yak blockieren wollen, können beantragen, dass die App an ihrem Standort und in der näheren Umgebung nicht mehr funktioniert», schreibt Rechtsanwalt Steiger in einem Blogpost. Dazu müsse auf der Support-Seite von Yik Yak eine ‹Geofencing-Anfrage› eingereicht werden. Ob und wie viele Schulen bislang einen Blockierungs-Antrag gestellt haben, weiss Steiger nicht. «In den USA sah sich Yik Yak nach zahlreichen Vorfällen sogar gezwungen, die Standorte aller Schulen von sich aus mittels Geofencing zu sperren», schreibt Steiger.
Unabhängig davon besteht in der Schweiz die Möglichkeit, Strafanzeige wegen Cyberbullying zu erstatten: «Die Ermittlung von Tätern ist bei einer App wie Yik Yak zwar aufwändig, aber nicht unmöglich», schreibt Steiger. Für eine Strafanzeige bei der Polizei sei es notwendig, dass das Mobbing nachweisbar ist, beispielsweise mit Screenshots.
Anonym ist man übrigens auch mit Yik Yak nicht. Die App kann jeden Nutzer via GPS ausfindig machen. «So wurden auch die zwei Urheber der Bombendrohung an der San Clemente High School identifiziert», schreiben die «Wiler Nachrichten».