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Schweizer Firmen testen E-Autos als Speicher für das Stromnetz

Elektroautos können als Stromspeicher genutzt werden und so Tagesspitzen in der Stromproduktion glätten.
Elektroautos können als Stromspeicher genutzt werden und so Tagesspitzen in der Stromproduktion glätten. bild: shutterstock

Schweizer Firmen testen E-Autos als Speicher für das Stromnetz

In Zug testen mehrere Firmen die Eignung von E-Autos als dezentrale Speicher für das Stromnetz. Bereits frühere Feldversuche zeigten, dass E-Autos die Netzbelastungen reduzieren können.
10.10.2025, 11:2010.10.2025, 11:20

In der Stadt Zug untersucht ein Firmenkonsortium die Eignung von Elektroautos als dezentrale Speicher für das Stromnetz. Bei einem Stromüberschuss sollen die rund 20 Elektroautos Strom beziehen, bei Mangel Energie ins Netz zurückspeisen können (Vehicle-to-Grid), wie die Amag als beteiligtes Unternehmen am Freitag mitteilte.

Seit September testet Amag am Standort in Cham Fahrzeuge von Volkswagen, die über spezielle Ladestationen Strom in beide Richtungen austauschen können. Die Batterien der Autos dienen dabei als mobile Speicher, die Lastspitzen abfedern und das Stromnetz stabilisieren sollen. Simulationen deuteten darauf hin, dass das sogenannte bidirektionale Laden die Integration erneuerbarer Energien wie Solar- und Windstrom erleichtern könne, hiess es in der Mitteilung.

Gesteuert wird das System über das Energiemanagement Helion One, das Solaranlage, Wärmepumpe und Ladeinfrastruktur vernetzt und den Energieverbrauch optimiert. Die Erkenntnisse aus dem Praxistest sollen laut den Initianten zeigen, wie sich Elektroautos künftig als Bestandteil der Energieversorgung einsetzen lassen.

Elektroauto

Technologie breiter zugänglich machen

Die Amag-Tochter Helion plant, ab Januar 2026 ein marktfähiges bidirektionales Ladeangebot für Privat- und Firmenkunden einzuführen. Damit würde die Technologie erstmals breiter zugänglich.

Diese Organisationen sind am Test beteiligt
Hinter dem Pilotprojekt steckt die Zug Alliance. In dem im Juli 2024 gegründeten Verein arbeiten Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik an Lösungen für eine nachhaltigere Zukunft. Ihr Ziel ist es, die Dekarbonisierung von Energie und Mobilität zu beschleunigen. Zu den Gründungsmitgliedern gehören neben der Amag auch Tech Cluster Zug, Siemens Schweiz, Cham Group, Zug Estates, Zugerland Verkehrsbetriebe und Wasserwerke Zug.

Feldversuche mit positivem Ergebnis

Eine Anfang Monat publizierte Untersuchung der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) und der Ostschweizer Fachhochschule (OST) hatte gezeigt, dass Carsharing-Elektroautos zur Stabilisierung des Stromnetzes beitragen können. In mehreren Feldversuchen mit Fahrzeugen der Mobility-Genossenschaft gelang es Forschenden, durch gezielte Steuerung der Lade- und Entladezeiten Netzbelastungen in bis zu 60 Prozent der Fälle zu verringern.

Pro Auto standen im Schnitt 9 bis 12 Kilowattstunden nutzbare Flexibilität zur Verfügung – genug, um bei grösseren Fahrzeugflotten relevante Lasten abzufedern oder Solarstrom zwischenzuspeichern.

Bidirektionales Laden schädigt Akku kaum

Das bidirektionale Laden (Vehicle-to-Grid, V2G) kann prinzipiell eine zusätzliche Alterung der Batterie verursachen, da es zusätzliche Ladezyklen bedeutet. Allerdings zeigen neue Studien, dass dieser zusätzliche Verschleiss oft minimal ist und durch intelligentes Lademanagement sogar kompensiert wird. Im Vergleich zu ungünstigen Ladestrategien ohne Vehicle-to-Grid könne intelligentes, bidirektionales Laden gar zu einer insgesamt geringeren Alterung führen.

Bei einem gut gesteuerten Vehicle-to-Grid-System, das auf die Schonung der Batterie ausgelegt ist, sei die Sorge vor einer starken Schädigung unbegründet. Der Mehrwert für das Stromnetz und die finanziellen Anreize für die Nutzer würden den geringen zusätzlichen Batterieverschleiss überwiegen.

Generell zeigen aktuelle Studien mit Praxisdaten, dass E-Auto-Akkus viel länger halten, als noch vor wenigen Jahren angenommen wurde. Nach 100'000 Kilometern haben E-Auto-Batterien im Schnitt eine Kapazität von 90 Prozent. Danach nimmt die Kapazität nur noch sehr langsam ab.

(sda/awp/oli)

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50 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Swaghetti Yolonese
10.10.2025 11:36registriert Januar 2016
DAS ist die Zukunft!

Es entkräftigt auch das Argument der Ewiggestrigen, dass die E-Autos unser Stromnetz überlasten werden.
Das Gegenteil ist der Fall. Durch die E-Autos können die Spitzen in der PV-Produktion zwischengespeichert und das Netz ausgeglichen werden. Bitte mehr davon und endlich richtig dezentral denken 😊
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