Die Bundesverwaltung hat im Nachgang zum Besuch des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in der Schweiz einen Cyberangriff registriert. Dazu bekannt hat sich nach Angaben des Bundesamtes für Cybersicherheit (Bacs) die russische Gruppierung «NoName».
Tatsächlich bezeichnen sich die selbsternannten Hacktivisten in ihren Telegram-Kanälen als «NoName057(16)». Wie watson-Recherchen weiter zeigen, wurden am Mittwoch auch willkürlich Schweizer Firmen attackiert, darunter Hotels in Graubünden und Betriebe des öffentlichen Verkehrs.
Auf der Website des Flughafens Genf prangte am Donnerstagmorgen ein Hinweis für Besucherinnen und Besucher, man solle stattdessen die App verwenden.
Es handelte sich demnach um sogenannte DDoS-Angriffe, bei denen auf Opferseite keine Daten abflossen, sondern lediglich die Server mit automatisierten Anfragen bombardiert wurden, um sie vorübergehend lahmzulegen.
Die Gruppierung begründete den Angriff vom Mittwoch nach Angaben des Bacs mit Selenskyjs Besuch am Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos GR. Ein Angriff sei erwartet und rasch bemerkt worden, schrieb das Bundesamt.
Mehrere Internet-Auftritte der Verwaltung seien vorübergehend nicht erreichbar gewesen, hiess es am Mittwoch. Betroffen waren die Webseiten der Departemente und mehrerer Ämter, aber nicht das Portal des Bundesrates.
Der Angriff habe vor 8 Uhr begonnen, sagte eine Sprecherin des Bacs auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Die verschiedenen Seiten seien unterschiedlich lange Zeit nicht erreichbar gewesen. Seit dem Nachmittag funktioniere aber alles wieder.
Im House of Switzerland am WEF konnte trotz des Angriffs normal gearbeitet werden, wie es auf Anfrage hiess. Einen DDoS-Angriff gab es am Mittwoch zudem bei der Rhätischen Bahn (RhB). Eine Sprecherin bestätigte entsprechende Informationen. Die RhB sei vom Bund vorgewarnt worden.
Die Gruppe «NoName057(16)» hatte bereits im Juni 2023 die Bundesverwaltung im Visier. Damals hatte Selenskyj im Schweizer Parlament eine Ansprache gehalten, allerdings über Video. Am Montag hatte er in Bern persönlich Mitglieder von Bundesrat und Parlament getroffen, und am Dienstag trat der ukrainische Präsident am WEF auf.
Das Bacs hatte nach eigenen Angaben mit einem Angriff gerechnet und vergangene Woche die Betreiber von kritischen Infrastrukturen gewarnt und zu Schutzmassnahmen aufgefordert. Ebenso hält das neu geschaffene Bundesamt Kontakt mit nationalen und internationalen Partnern und mit Betreibern von kritischen Infrastrukturen.
Die Täterschaft wolle mit derartigen Angriffen «mediale Aufmerksamkeit erreichen, um ihre Ideologie zu verbreiten», hält das Bacs in seiner Einschätzung fest.
(dsc/sda)
(hah/sda)