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Irgendwie eine tröstliche Einsicht. :-)
2'500'000'000'000'000'000 Bytes Daten werden täglich produziert. Dies berechnete vor einem Jahr das Magazin «Forbes». Lesbarer sind dies: 2,5 Trillionen. Kaum ein Feld, in welchem Big Data unser Leben nicht beeinflusst – obwohl nur 0,5% der weltweit zugänglichen Daten analysiert und genutzt werden.
Das ist ja alles schön und gut, aber irgendwie zu wenig greifbar. Darum schauen wir uns doch mal anhand einer fiktiven Person an, wie Big Data unseren Alltag verändert hat – und dies teilweise so selbstverständlich, dass wir uns kaum noch erinnern, dass dies alles vor Big Data gar nicht möglich war:
Seit Wochen schlafe ich besser. Eine Sleep App hat meinen Schlaf analysiert, ich weiss jetzt, welche Matratze passt, welche Temperatur ideal ist, und werde vom Schlafphasenwecker morgens nicht mit dem Vorschlaghammer aus der Tiefschlafphase geprügelt, sondern wache sanft auf. Zumindest soweit das halt geht.
Bevor ich aus dem Haus gehe, blicke ich kurz auf meine Wetter-App auf dem Smartphone. Klar: Wetterberichte gab es schon vor Big Data, aber dank unzähliger Daten, welche über Sensoren und Satelliten gesammelt werden, werden diese immer genauer. Im grossen Kontext hilft dies bei Frühwarnungen in Sachen Klima oder Unwettern, im kleinen bedeutet dies: Heute lasse ich den Regenschirm zu Hause und ziehe eine kurze Hose an – egal, was mein Chef davon hält.
Gleich geht's weiter mit den Dingen, die vor Big Data unmöglich waren, vorher ein kurzer Werbe-Hinweis:
Und nun zurück in den Alltag mit Big Data ...
Tatsächlich kündigt sich ein schöner Tag an. Fröhlich sitze ich im Zug und höre auf meinem Streamingdienst Musik. Ich muss diese nicht die ganze Zeit wieder neu aussuchen und neue Songs finden – aufgrund meiner Daten und bisherigen Vorlieben werden mir neue Playlists aus dem Musikuniversum immer wieder vorgeschlagen. An dieser Stelle ein romanisch/englischer Musiktipp aus Graubünden (ohne Big Data, sondern nach Gefühl):
Im Büro angekommen wird natürlich erst mal richtig gearbeitet. In einer kurzen Pause bleibt gerade Zeit, um online Kleider einzukaufen. Weil ich dies fast wöchentlich mache, kennt der Anbieter meine Vorlieben und schlägt mir ähnliche Stücke vor. Weil er alle Kunden analysiert, hat er auch sein Sortiment so angepasst, dass das angeboten wird und erhältlich ist, was gefällt. Ein paar Klicks und die Bestellung ist abgeschickt.
Nach der Arbeit und einem weiteren guten Song auf meiner vom Streamingdienst ausgesuchten Playlist – dieses Mal ist's unter anderem der hier – komme ich zu Hause an.
Ich telefoniere mit meinem Bruder, der in Manchester lebt, und sage, dass ich gerade dabei bin, den Abfall vor die Tür zu tragen. Da erzählt er, wie das in Manchester läuft: Dank Sensoren an den Mülleimern hat die Stadt die Daten genauer ausgewertet und der Müll wird besser koordiniert und effizienter abgeholt, was schliesslich zu einer ökologischeren Entsorgung führt. Übervolle Container – das war gestern.
Am Abend sind meine Frau und ich an irgendein Wein- und Turnfest im schönen Döttingen eingeladen. Aus dem Zürcher Oberland während der Stosszeit kann die Anreise eine Herausforderung sein. Durch den Gubrist? Bei Regensdorf raus und übers Land oder doch am Flughafen vorbei? Zum Glück werden mir bei der Routensuche Verkehr, Stau und Unfälle angezeigt – der beste Weg ist so schnell gefunden. Nur eine Frage bleibt: Wie komme ich eigentlich vom Brüttiseller Kreuz um den Stau Richtung Zürich?
Wie auch immer. Unterwegs erhalte ich eine Meldung meiner Bank. Meine Kreditkarte wurde vorsorglich gesperrt, weil es auffällige Buchungen gab – dank Big Data werden solche möglichen Betrügereien schnell ausgemacht und unrechtmässige Nutzungen eingedämmt.
Die Freude über den verhinderten Raub ist gross. Kaum in Döttingen angekommen gönnen wir uns daher ein Bier. Während wir trinken, erklärt ein Sitznachbar von diesem neuen System, das in Israel gerade in den Startlöchern steht. Es ist praktisch ein «Self-Service-Zapfhahn» für Kunden.
Ich kann ihm nicht ganz folgen. Aber sicher ist: Integriert ist auch ein «Flow Meter», welcher dem jeweiligen Barbesitzer eine bessere Übersicht über seine Verkäufe gibt und auch im Vergleich mit umliegenden Bars zeigt, wann welches Getränk am meisten verkauft wird. So können die Barbesitzer beispielsweise Aktionen gezielter einsetzen.
Das Bier allerdings kann auch nicht helfen. Die Party ist völlig überraschend doch nicht so grandios. Zum Glück kennen wir noch einen Kollegen in der Nähe. Er lädt spontan zum Gamen ein. Schon krass, wie die Spiele sich immer weiterentwickeln. Und auch hier ist Big Data mitentscheidend. Die Hersteller analysieren die Ausstiegspunkte oder Schwierigkeiten der Gamer und können so ihre Spiele mit jeder Version noch besser machen. Und nebenbei sehe ich selbst bei meinen Statistiken, wo ich mich verbessern muss, um noch mehr Spielspass zu haben.
Irgendwann abends verlassen wir den Aargau doch wieder und fahren heim. Wir hören Musik via Streamingdienst. Unter anderem wird mir dieser Song vorgeschlagen. Er soll Karibik-Feeling bescheren:
Während ich mich als Beifahrer ans Meer träume, merke ich kaum mehr, dass die Gesichtserkennung meines Smartphones ja auch dank Big Data so präzise wurde. Die Funktion ist schon so sehr in meinem Alltag drin, dass frühere Fails längst vergessen sind. Und in Zukunft wird die Gesichtserkennung auch beispielsweise beim Aufklären von Verbrechen helfen.
Zu Hause fallen wir beide ins Bett. Während ich noch meine sportlichen Betätigungen mit einer entsprechenden App checke und feststelle, dass ich wieder mal zu wenig Schritte gemacht habe, prüft meine Frau ihren Zykluscomputer. Sie sagt, dieser sei dank Big Data viel zuverlässiger als alle anderen davor, weil er die Zyklen von Millionen von Frauen kennt. Ich glaube ihr. Das Resultat ist: Heute müssen wir verhüten. Und bald weckt mich der Schlafphasenwecker wieder sanft.