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Avatar von Mädchen wird vergewaltigt – auch in der Schweiz möglich

Young woman in glasses virtual reality goggles and headphones. VR headset and technology augmented reality concept.
In Grossbritannien wird der Avatar eines Mädchens von einer Gruppe vergewaltigt. Die britische Polizei leitet die erste Untersuchung dieser Art ein.Bild: Shutterstock

Avatar von britischem Mädchen wird vergewaltigt – auch in der Schweiz möglich

Grausames in der virtuellen Welt: Der Avatar einer Minderjährigen wurde vergewaltigt – die britische Polizei ermittelt. Das ist die Lage in der Schweiz.
22.01.2024, 20:0022.01.2024, 20:14
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Der Fall lässt aufhorchen: Der Avatar eines Mädchens unter 16 Jahren wird in einem Videospiel von einer Gruppe erwachsener Männer sexuell angegriffen. Und gruppenvergewaltigt.

Die britische Polizei leitet die erste Untersuchung dieser Art ein.

Das Mädchen habe die männliche Täterschaft nicht gekannt, berichtet die britische Daily Mail. Das Opfer hat sich demnach in einem Online-«Raum» mit zahlreichen anderen Nutzern befunden, als der virtuelle sexuelle Übergriff durch mehrere erwachsene Männer stattfand.

Physisch geschah dem Mädchen, das Kopfhörer trug, kein Leid, da sich der Übergriff in der virtuellen Welt abgespielt hat. Es soll indes das gleiche psychische und mentale Trauma erlitten haben wie nach einer Vergewaltigung in der echten Welt. Dies, weil die virtuelle Welt des Spiels so designt sei, dass die Spiel-Erfahrung als komplett immersiv wahrgenommen werde.

Laut Studien lösen Erfahrungen in der virtuellen Realität starke emotionale Reaktionen aus, weil Avatare wie eine Erweiterung des eigenen Körpers wirken können.

Weitere Details zum Fall werden aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes für das Mädchen keine bekannt gegeben.

Ausschnitt aus dem VR-Onlinespiel «Horizon Worlds».
Ausschnitt aus dem VR-Onlinespiel «Horizon Worlds». bild: screenshot Meta
Sexuelle Belästigung in der virtuellen Welt
Berichte über sexuelle Belästigung und Übergriffe gibt es zum Beispiel über «Horizon Worlds», ein kostenloses VR-Onlinespiel vom Konzern Meta. Nutzer, die sich ungefragt weiblichen Avataren nähern, ihnen ins Ohr flüstern, sie begrapschen und anstössige Handbewegungen machen.
Bei «Horizon Worlds» können alle ihren Avatar schützen – mit einer Sicherheitszone per Knopfdruck, einer Blase um den eigenen Avatar, in der niemand mit diesem interagieren kann.

In der Schweiz kein Fall bekannt

Es stellen sich Fragen: Wie sollen Eltern, Lehrpersonen, aber auch die Justiz umgehen mit virtuellen Sexualdelikten an Minderjährigen? Inwieweit gelten die aktuellen Gesetze in der Online-Welt überhaupt? Und wie kann man Kinder schützen?

«Mit der Zunahme von Virtual Reality kann davon ausgegangen werden, dass solche Fälle auch in der Schweiz auftreten könnten.»

In der Schweiz sind bisher keine Fälle wie derjenige der virtuellen Gruppenvergewaltigung in Grossbritannien bekannt. Das sagen das Bundesamt für Polizei Fedpol und die Stiftung Kinderschutz Schweiz übereinstimmend zu watson.

Jedoch: «Mit der Zunahme von Virtual Reality kann davon ausgegangen werden, dass solche Fälle auch in der Schweiz auftreten könnten», sagt Tamara Parham von der Geschäftsleitung Kinderschutz Schweiz.

Auch Fedpol stellt klar: «Grundsätzlich wäre ein solcher Fall denkbar.» Die Strafverfolgungskompetenz in diesen Fällen läge bei den Kantonen.

Auch der Kantonspolizei Zürich sei «kein vergleichbarer Fall in Kanton und Stadt Zürich bekannt», so ein Sprecher der Kapo Zürich zu watson.

Sexualisierte Gewalt online weit verbreitet

Die Vergewaltigung des Avatars ist, so Parham vom Kinderschutz, eine Extremform. «Die sexuelle Belästigung durch explizite Fragen, Kommentare und Bilder online ist hingegen sehr häufig und für Jugendliche leider fast eine Normalität.»

«Fast 50 Prozent der Jugendlichen wurden mit ungewollten, sexuell konnotierten Inhalten konfrontiert.»

Zahlen zu sexualisierter Gewalt gegen Kinder im Internet zeigen: «Aus der James-Studie wissen wir, dass fast 50 Prozent der Jugendlichen schon mal mit ungewollten, sexuell konnotierten Inhalten konfrontiert worden sind», sagt Parham.

Gesetze gelten auch virtuell

Und wie sieht es rechtlich aus? «Die geltenden Gesetze haben auch online ihre Gültigkeit», sagt Fedpol-Sprecher Patrick Jean. Die strafrechtliche Relevanz werde jeweils im Einzelfall unter Berücksichtigung aller Sachverhaltselemente geprüft.

«Die Polizei setzt sich mit möglicherweise in Online-Welten auftretenden Straftatbeständen auseinander.»

«Die Polizei verfolgt gesellschaftliche Entwicklungen eng und setzt sich entsprechend auch schon länger mit möglicherweise in Online-Welten auftretenden Straftatbeständen auseinander.» Sexuelle Übergriffe in virtuellen Welten würden in Fachkreisen ebenfalls diskutiert. Die Polizei wende dabei stets geltendes Recht an.

Konkret: «Als Straftatbestand müssten Art. 197 StGB (Pornografie) und allfällige weitere Tatbestände geprüft werden», sagt Kapo-Sprecher Florian Frei.

Wie kann Betroffenen geholfen werden? «Sie können sich bei clickandstop.ch beraten lassen, eine Meldung beim Plattformbetreiber machen oder eine Anzeige bei der Polizei einreichen», heisst es dazu bei Kinderschutz Schweiz.

Tipps für Medienkompetenz, um Kinder zu schützen, gibt es etwa bei der Schweizerischen Kriminalprävention.

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268 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Citizen321
22.01.2024 20:11registriert Juli 2018
Zitat: Und wie sieht es rechtlich aus? «Die geltenden Gesetze haben auch online ihre Gültigkeit», sagt Fedpol-Sprecher Patrick Jean.

D.h. wenn ich im CounterStrike einen Kollegen abschiesse, kann ich wegen Mordes belangt werden?!
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Swen Goldpreis
22.01.2024 20:13registriert April 2019
"Es soll indes das gleiche psychische und mentale Trauma erlitten haben wie nach einer Vergewaltigung in der echten Welt."

Das scheint mir nun aber doch eine starke Verharmlosung einer echten Vergewaltigungzu sein. Bei einem Computerspiel kann man einfach "Spiel beenden" klicken und gut ist. Leute, die einen verbal belästigen, kann man in jedem VR-Spiel, das ich kenne, einfach muten. Ich glaube nicht, dass es da mehr Gesetz braucht, sondern Eltern, die ein bisschen aufpassen, dass Kinder auch wirklich kindergerechte Sachen spielen.
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Der_Kommentator
22.01.2024 20:17registriert Januar 2019
Weshalb wurde das Game so designet, dass Vergewaltigungen überhaupt möglich sind? Könnte der Game-Entwickler dies nicht relativ einfach verhindern?
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