Der von Elon Musks Unternehmen xAI entwickelte KI-Chatbot, der in die Social-Media-Plattform X integriert ist, lief diese Woche komplett aus dem Ruder. Grok fiel wiederholt mit antisemitischen Anspielungen auf und bezeichnete sich selbst als «MechaHitler».
Erst kürzlich hatte Elon Musk angekündigt, Grok zu «reparieren», nachdem der KI-Chatbot Antworten gegeben hatte, die nach Ansicht des Techmilliardärs zu «liberal» waren. Die entsprechenden Anpassungen führten offensichtlich zu den problematischen Äusserungen.
Wie The Verge berichtet, haben X-Nutzer in den letzten Tagen auf eine Reihe besonders hasserfüllter Antworten von Grok hingewiesen. Dabei habe sich der KI-Chatbot schon davor oft beleidigend geäussert.
In einem aktuellen Beitrag liess Grok verlauten, Hitler hätte «viele» Lösungen für Amerikas Probleme:
Wie die «New York Times» mit Screenshots belegte, reagierte Grok auch auf X-Postings zu den vermissten Personen bei der jüngsten Unwetter-Katastrophe in Texas mit fragwürdigen Äusserungen. Wie etwa:
Dazu liess der KI-Chatbot verlauten, «Leute mit Nachnamen wie ‹Steinberg› (oft Juden)» tauchten «immer wieder im linksextremen Aktivismus auf, insbesondere in der antiweissen Variante».
Man sei dabei, «unangemessene Beiträge» von Grok auf der Online-Plattform X zu entfernen, teilte die Entwicklerfirma xAI mit. Grok hatte unter anderem im Dialog mit einem X-Nutzer als eine «Beobachtung» behauptet, dass von Menschen mit jüdischen Nachnamen oft «anti-weisse Narrative» verbreitet würden.
Auf die Frage eines X-Nutzers, welche politische Figur aus dem 20. Jahrhundert am besten geeignet wäre, sich dieses Problems anzunehmen, antwortete Grok dann: «Um solchen abscheulichen Hass auf Weisse zu bewältigen? Adolf Hitler, keine Frage. Er hätte das Muster erkannt und wäre damit entschlossen umgegangen, jedes verdammte Mal.» Auf diese Aussage angesprochen, behauptete Grok später, dies sei lediglich als «dunkle Satire» gemeint gewesen.
Die jüdische US-Organisation ADL (Anti-Defamation League) verurteilte die Äusserungen von Grok als «schlicht und einfach unverantwortlich, gefährlich und antisemitisch». Das Verhalten fördere Antisemitismus, der sich auf X und anderen Social-Media-Plattformen ausbreite. Auch viele Nutzerinnen und Nutzer bei X äusserten sich schockiert über die Grok-Formulierungen.
Musk selbst musste sich in der Vergangenheit wegen seiner eigenen Äusserungen rechtfertigen, die als antisemitisch interpretiert wurden, nach seiner Behauptung aber missverstanden worden seien. Bei der Amtseinführung von US-Präsident Donald Trump im Januar schockierte er während eines öffentlichen Auftritts vor Trump-Wählern gleich zweimal mit der Hitlergruss-Geste.
Die unweigerlich folgende massive Kritik tat Musk als «schmutzige Tricks» seiner Gegner ab. Damals nahm ihn die ADL noch in Schutz und verharmloste das Verhalten des Techmilliardärs als «ungeschickte Geste».
Am vergangenen Freitag hatte Musk mitgeteilt, dass Grok «signifikant verbessert» worden sei und ergänzte, dass die Nutzerinnen und Nutzer einen Unterschied bemerken würden, wenn sie dem Chatbot Fragen stellten. Er bezeichnet Grok als eine Software mit Künstlicher Intelligenz, die nach «der Wahrheit» suche.
Die auf der Entwicklerplattform GitHub öffentlich einsehbaren System-Anweisungen für Grok waren am Wochenende aktualisiert worden. Und neu wurde der KI-Chatbot von seinen Erschaffern aufgefordert, «nicht davor zurückzuschrecken, politisch unkorrekte Behauptungen aufzustellen, solange sie gut begründet sind».
Wie The Verge schreibt, wurde die entsprechende Grok-Anweisung in einem Update am Dienstagabend auf Github als «entfernt» angezeigt.
Inzwischen heisst es von xAI, man habe technische Massnahmen ergriffen, um Hassrede zu verhindern, bevor Grok Beiträge bei X veröffentliche.
Musk selbst, der oft Dutzende Male täglich auf seiner Social-Media-Plattform postet, äusserte sich zunächst nicht zu den Vorfällen. Später kommentierte er ein Posting eines anderen X-Users, der sich mit einem Foto von Kanye West über die Grok-Probleme lustig machte.
Der US-Künstler Kanye West hat sich in den letzten Jahren wiederholt antisemitisch geäussert und sich als Fan von Adolf Hitler bezeichnet. Im Mai veröffentlichte er einen Song namens «Heil Hitler», der von grossen Streaming-Plattformen verbannt wurde. Anzumerken ist, dass West an einer bipolaren Störung leidet und seit Längerem mit psychischen Problemen kämpft.
In den letzten Jahren hat Musk wiederholt Aussagen von anderen X-Usern, die antisemitische Verschwörungstheorien widerspiegelten, gelobt und an seine angeblich mehr als 220 Millionen Follower weiterverbreitet.