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Zwei Twitter-Gründer wechseln zu Mastodon – das steckt dahinter

(FILE PHOTO) Jack Dorsey Confirmed As Twitter CEO. Dorsey is currently the company's interim CEO, co-founded Twitter in 2007 and was its first CEO. NEW YORK, NY - NOVEMBER 07: (L-R) Twitter co-fo ...
Da standen sie noch alle hinter Twitter: das Gründungstrio, bestehend aus Jack Dorsey, Biz Stone und Evan Williams, posierend beim Börsengang 2013.Bild: Getty Images

Zwei Twitter-Gründer wechseln zu Mastodon – das steckt dahinter

Die populäre Publishing-Plattform Medium wendet sich dem freien Social-Media-Dienst zu. Und mit ihr mehrere Twitter-Urgesteine.
16.01.2023, 15:4110.02.2023, 07:37
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Sie gehörten zum dreiköpfigen Gründungsteam von Twitter, doch nun setzen sie auf freie und unabhängige Social-Media-Dienste: Evan Williams und Biz Stone haben in den letzten Wochen Profile bei Mastodon eingerichtet, wie Bloomberg berichtet. Die beiden Tech-Unternehmer hatten 2007 mit Jack Dorsey die Twitter Inc. gegründet, zeigten sich nun jedoch unzufrieden mit der Entwicklung der Plattform.

Der 48-jährige Biz Stone sagte:

«Ich weiss nicht, ob ich etwas falsch mache, aber mein Twitter-Erlebnis ist [in letzter Zeit] nicht so toll. Ich weiss nicht, ob es daran liegt, dass die Leute, denen ich folge, nicht mehr twittern, oder woran das liegt.»

Und Evan Williams doppelte mit einer wohlwollenden Äusserung zu Mastodon und dem Fediverse nach:

«Ich liebe die Idee eines offenen und verteilten – und dennoch verbundenen – Netzwerks.»
quelle: bloomberg.com

Die Tatsache, dass zwei aus dem Gründerteam von Twitter sich bei Mastodon angemeldet hätten, sage etwas über die Lebensfähigkeit beider Netzwerke aus, kommentiert der für Bloomberg schreibende US-Journalist Kurt Wagner, der als ausgewiesener Twitter-Kenner gilt.

«Für Twitter ist dies ein potenzieller Grund zur Sorge. Die Jungs, die Twitter gebaut haben, fragen sich plötzlich, ob es woanders eine bessere Version des Dienstes gibt.»
quelle: bloomberg.com

Medium kündigt Mastodon-Offensive an

Einer der Gründe, warum Williams und Stone zu Mastodon gekommen seien, liege an Medium, dem bekannten Blogging-Unternehmen, das Williams vor einem Jahrzehnt gegründet hat und in dem die beiden im Vorstand sitzen.

Am Donnerstag gab Medium bekannt, dass es eine Online-Community auf Mastodon eingerichtet habe. Der entsprechende Server ist unter me.dm zu finden und soll später für alle Autorinnen und Autoren geöffnet werden.

Tony Stubblebine, der Geschäftsführer von Medium, ist ein weiterer früherer Twitter-Mann, der bei der Gründung dabei war. Er sei überzeugt, dass die Open-Source-Struktur von Mastodon die Zukunft der sozialen Netzwerke sei, schreibt er in einem aktuellen Blogbeitrag. Und:

«Wie bei allen neuen Plattformen gibt es eine Lernkurve. Wir sind uns besonders bewusst, dass wir uns einem bestehenden Mastodon-Ökosystem anschliessen, das bereits 9 Millionen Menschen zählt. Dieses Ökosystem verfügt über bestehende Gemeinschaftsnormen, die sich besonders darauf konzentrieren, die Toxizität zu vermeiden, die andere Social-Media-Plattformen geplagt hat.»
quelle: medium.com

Ab Freitag sollten ausgewählte Autorinnen und Autoren sowie auf der Plattform aktive Publikationen angeschrieben und auf die Instanz eingeladen werden, wie es heisst. Wenig später könnten dann alle Schreibenden sowie Abonnentinnen und Abonnenten an Bord kommen, geplant sei ein zusätzliches Angebot zum an sich kostenpflichtigen Medium-Abo.

Wie läuft's?

Grossen Anteil an der Entscheidung, mit Medium eine Mastodon-Instanz zu betreiben, hat offenbar Mozilla. Die für den Browser Firefox und den E-Mail-Client Thunderbird verantwortliche US-Organisation kündigte Ende 2022 an, eine öffentlich zugängliche Mastodon-Instanz zu testen.

Mit Vivaldi betreibt ein weiterer Browser-Anbieter bereits eine eigene Mastodon-Instanz, so heise.de.

Vivaldi und Opera
Vivaldi und Opera sind zwei verschiedene Web-Browser und Unternehmen. Vivaldi ist ein Browser des norwegischen Unternehmens Vivaldi Technologies, dessen Chef Jon von Tetzchner Mitgründer und langjähriger Leiter von Opera Software war. Opera ist seit 2016 im Besitz eines chinesischen Konsortiums. (Quelle: wikipedia.org)

Wie Bloomberg schreibt, wächst der zum Fediverse gehörende Mastodon-Dienst, weil viele Menschen mit dem neuen Eigentümer von Twitter unzufrieden seien: Elon Musk hatte Ende Oktober 44 Milliarden Dollar für die Social-Media-Plattform bezahlt und wichtige Interessengruppen, darunter Medienschaffende und Werbekunden, verprellt.

Gegenüber Bloomberg erklärte der Medium-Geschäftsführer, dass er das Engagement bei Mastodon nicht als ein Experiment sehe: «Wir denken, dass alle Autoren und Autorinnen dabei sein sollten.» Begründung: Der Social-Media-Dienst habe die kritische Mindestgrösse überschritten.

Und Jack Dorsey? Der hatte letztes Jahr grosse Hoffnungen in Elon Musk gesetzt und sich öffentlich dafür ausgesprochen, Twitter an den Multimilliardär zu verkaufen.

Im Dezember plädierte Dorsey in einem Blog-Beitrag dann für ein freies und offenes Social-Media-Protokoll, das nicht im Besitz eines einzelnen Unternehmens sei und das gegen staatliche Kontrolle widerstandsfähig bleiben könne.

Allerdings scheint er sich dabei nicht auf Mastodon zu konzentrieren, sondern auf ein unbekanntes Protokoll namens Nostr, das auf der Blockchain-Technologie basiert.

Quellen

Mehr zu Mastodon und dem Fediverse

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15 Kommentare
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LisaSimpson
15.01.2023 13:42registriert Juli 2015
Wenn eine Plattform in einer klaren Leader Position ist, wird es sehr schwer sie zu verdrängen. Sogar wenn der Besitzer unbeliebt ist, wie bei WhatsApp, bleiben die bequemen User auf der Plattform. Fast wie bei der Krankenkasse. Es ist die Frage wie hoch die Pain bzw. der Vorteil ist. Erfahrungsgemäss ist es verdammt schwierig die Mehrheit der User zu bewegen…..
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