Sie gehörten zum dreiköpfigen Gründungsteam von Twitter, doch nun setzen sie auf freie und unabhängige Social-Media-Dienste: Evan Williams und Biz Stone haben in den letzten Wochen Profile bei Mastodon eingerichtet, wie Bloomberg berichtet. Die beiden Tech-Unternehmer hatten 2007 mit Jack Dorsey die Twitter Inc. gegründet, zeigten sich nun jedoch unzufrieden mit der Entwicklung der Plattform.
Der 48-jährige Biz Stone sagte:
Und Evan Williams doppelte mit einer wohlwollenden Äusserung zu Mastodon und dem Fediverse nach:
Die Tatsache, dass zwei aus dem Gründerteam von Twitter sich bei Mastodon angemeldet hätten, sage etwas über die Lebensfähigkeit beider Netzwerke aus, kommentiert der für Bloomberg schreibende US-Journalist Kurt Wagner, der als ausgewiesener Twitter-Kenner gilt.
Einer der Gründe, warum Williams und Stone zu Mastodon gekommen seien, liege an Medium, dem bekannten Blogging-Unternehmen, das Williams vor einem Jahrzehnt gegründet hat und in dem die beiden im Vorstand sitzen.
Am Donnerstag gab Medium bekannt, dass es eine Online-Community auf Mastodon eingerichtet habe. Der entsprechende Server ist unter me.dm zu finden und soll später für alle Autorinnen und Autoren geöffnet werden.
Tony Stubblebine, der Geschäftsführer von Medium, ist ein weiterer früherer Twitter-Mann, der bei der Gründung dabei war. Er sei überzeugt, dass die Open-Source-Struktur von Mastodon die Zukunft der sozialen Netzwerke sei, schreibt er in einem aktuellen Blogbeitrag. Und:
Ab Freitag sollten ausgewählte Autorinnen und Autoren sowie auf der Plattform aktive Publikationen angeschrieben und auf die Instanz eingeladen werden, wie es heisst. Wenig später könnten dann alle Schreibenden sowie Abonnentinnen und Abonnenten an Bord kommen, geplant sei ein zusätzliches Angebot zum an sich kostenpflichtigen Medium-Abo.
Grossen Anteil an der Entscheidung, mit Medium eine Mastodon-Instanz zu betreiben, hat offenbar Mozilla. Die für den Browser Firefox und den E-Mail-Client Thunderbird verantwortliche US-Organisation kündigte Ende 2022 an, eine öffentlich zugängliche Mastodon-Instanz zu testen.
Mit Vivaldi betreibt ein weiterer Browser-Anbieter bereits eine eigene Mastodon-Instanz, so heise.de.
Wie Bloomberg schreibt, wächst der zum Fediverse gehörende Mastodon-Dienst, weil viele Menschen mit dem neuen Eigentümer von Twitter unzufrieden seien: Elon Musk hatte Ende Oktober 44 Milliarden Dollar für die Social-Media-Plattform bezahlt und wichtige Interessengruppen, darunter Medienschaffende und Werbekunden, verprellt.
Gegenüber Bloomberg erklärte der Medium-Geschäftsführer, dass er das Engagement bei Mastodon nicht als ein Experiment sehe: «Wir denken, dass alle Autoren und Autorinnen dabei sein sollten.» Begründung: Der Social-Media-Dienst habe die kritische Mindestgrösse überschritten.
Und Jack Dorsey? Der hatte letztes Jahr grosse Hoffnungen in Elon Musk gesetzt und sich öffentlich dafür ausgesprochen, Twitter an den Multimilliardär zu verkaufen.
Im Dezember plädierte Dorsey in einem Blog-Beitrag dann für ein freies und offenes Social-Media-Protokoll, das nicht im Besitz eines einzelnen Unternehmens sei und das gegen staatliche Kontrolle widerstandsfähig bleiben könne.
Allerdings scheint er sich dabei nicht auf Mastodon zu konzentrieren, sondern auf ein unbekanntes Protokoll namens Nostr, das auf der Blockchain-Technologie basiert.