Digital
Wirtschaft

EU will Apple mit Riesenbusse strafen – darum geht es

Die EU will Apple mit einer rekordverdächtigen Strafe büssen und verschärft die Regeln gegen Techriesen.
Die EU will Apple mit einer rekordverdächtigen Strafe büssen und verschärft die Regeln gegen Techriesen.Bild: Shutterstock

EU will Apple mit Riesenbusse strafen – darum geht es

500 Millionen Euro soll Apple zahlen, weil der Konzern in der Europäischen Union gegen Wettbewerbsregeln verstossen habe. Die EU geht generell härter gegen Techriesen vor.
20.02.2024, 09:5720.02.2024, 21:03
Ann-Kathrin Amstutz / ch media
Mehr «Digital»

Es wäre eine Strafe von historischer Bedeutung. Dem Techgiganten Apple droht die erste Busse überhaupt durch die Europäische Union (EU), und zwar gleich eine in schmerzhafter Höhe. 500 Millionen Euro soll der Techgigant Apple an die EU zahlen müssen, wie die «Financial Times» berichtete. Die Zeitung beruft sich dabei auf fünf anonyme Personen.

Offenbar ergaben Untersuchungen der EU-Kommission, dass Apple gegen Wettbewerbsregeln verstossen habe. Konkret soll der Techgigant seine dominante Marktposition mit dem App Store ausgenutzt haben. Die Regeln des Store würden iPhone-Nutzerinnen und -Nutzer dazu zwingen, den Abrechnungsdienst des Store zu nutzen. App-Entwickler würden daran gehindert, die Nutzer über günstigere Angebote zu informieren. Dadurch komme es zu «unfairen Handelsbedingungen».

Nervosität macht sich breit

Der milliardenschwere Markt für Musikstreaming wächst immer weiter und ist entsprechend hart umkämpft. Fast ein Drittel des globalen Marktes entfällt auf den schwedischen Branchenprimus Spotify. Und dem gefallen die genannten Praktiken von Apple gar nicht. Am Ursprung des EU-Verfahrens steht denn auch eine formelle Beschwerde von Spotify aus dem Jahr 2019.

Der Streamingriese hat jüngst den Ton gegenüber seinem Konkurrenten Apple verschärft. Unter den Techfirmen macht sich eine gewisse Nervosität breit, weil die EU mit dem «Digital Markets Act» härter gegen die Marktmacht von grossen Technologiekonzernen vorgehen will. Die neuen Regeln treten per Anfang März in Kraft.

Ende Januar kritisierte Spotify-Chef Daniel Ek Apples Pläne zur Neuordnung des App-Stores scharf. Neu sollen Entwickler, deren Apps mehr als eine Million mal pro Jahr installiert werden, für jede weitere App-Installation 50 Cents an Apple zahlen müssen, auch wenn ihre App ausserhalb des Apple App-Stores heruntergeladen wird. Das sei «eine totale Farce» und «Erpressung», erklärte Ek, da es sich so für App-Entwickler nicht lohne, ihre Apps in anderen App-Stores anzubieten, die tiefere Gebühren verlangen.

Der Spotify-Chef dürfte sich also über die erwartete Strafe aus der EU freuen. Die genaue Höhe der Busse soll laut der «Financial Times» Anfang März bekannt gegeben werden. Sowohl Apple als auch die EU-Kommission lehnten eine Stellungnahme gegenüber der Zeitung ab.

Apple verwies jedoch auf eine Erklärung von vor einem Jahr. Darin teilte der Techkonzern mit, man werde auf Bedenken eingehen und gleichzeitig den Wettbewerb fördern. Die Beschwerde von Spotify bezeichnete Apple aber als «unbegründet». Der App Store habe dazu beigetragen, dass Spotify zum führenden Musik-Streaming-Dienst in ganz Europa geworden sei.

Zwar wäre die 500-Millionen-Geldstrafe für Apple eine der höchsten in der Konzerngeschichte. Doch angesichts der Milliardengewinne dürfte sie noch verkraftbar sein: Im Geschäftsjahr 2023 meldete der Techriese einen Gewinn von rund 97 Milliarden Dollar. Zudem hat der Konzern die Möglichkeit, den Befund anzufechten.

Dies tat er auch schon in der Vergangenheit mit Erfolg. Im Jahr 2020 wurde Apple in Frankreich mit einer Geldstrafe von 1,1 Milliarden Euro gebüsst - ebenfalls wegen angeblich wettbewerbswidrigen Verhaltens belegt. Nach einer Berufung wurde die Strafe jedoch auf 372 Millionen Euro gesenkt.

Hinweis: Ursprünglich hiess es im Artikel, App-Anbieter müssten neu 50 Cents pro App-Installation an Apple zahlen, «wenn ihre App über den Apple Store heruntergeladen wird». Korrekt ist: Diese neue Gebühr fällt auch an, wenn sie ihre Apps künftig in anderen App-Stores anbieten. Apple will so mitverdienen, wenn nicht der Apple App Store genutzt wird.

Die neue Gebühr «gilt auch für Entwickler und App-Anbieter, die ihre iOS-Software weiterhin über Apples App Store vertreiben, sich aber für die neue Gebührenregelung entscheiden», schreibt heise.de. Diese soll als Alternative zu Apples bestehendem Provisionsmodell zur Auswahl stehen.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Zweideutige Logos
1 / 28
Zweideutige Logos
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Die «Vision Pro» in freier Wildbahn
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
29 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Gantii
20.02.2024 10:39registriert Februar 2015
eine 500 Millionenstrafe bei 97 Mia gewinn ist wie wenn ich eine 20.- Parkbusse bekomme. Können wir bitte aufhören so zu tun, als wäre das eine grosse Busse für Apple?!
474
Melden
Zum Kommentar
avatar
Pachyderm
20.02.2024 10:42registriert Dezember 2015
"Neu sollen Entwickler, deren Apps mehr als eine Million mal pro Jahr installiert werden, für jede weitere App-Installation 50 Cents an Apple zahlen müssen, wenn ihre App über den Apple-Store heruntergeladen wird."

Das ist nicht ganz korrekt, die Gebühr soll auch anfallen, wenn die App NICHT über den Apple App Store (sondern einen alternativen Store) heruntergeladen wird. Was es natürlich nicht weniger absurd macht.
252
Melden
Zum Kommentar
avatar
mrmikech
20.02.2024 10:19registriert Juni 2016
Apple stellt jetzt PWAs, also Web-Apps, ein. Dies geschieht aufgrund der Anforderungen der EU, die besagen, dass mehrere Browser mit eigenen Engines zugelassen werden sollen, obwohl Android dies schon seit Jahren hat, und Android sehr gut mit PWAs umgeht, und die Funktionalitäten ständig verbessert. Apple nutzt die Situation mal wieder aus, um Menschen in ihren Appstore zu zwingen.
307
Melden
Zum Kommentar
29
Wohl keine sinkenden Mieten: UBS erwartet unveränderten Referenzzinssatz
Auf die Mieterinnen und Mieter in der Schweiz kommen in den nächsten Wochen weder Mietzinserhöhungen noch Mietzinssenkungen zu. Denn der hypothekarische Referenzzinssatz dürfte im September auf dem bisherigen Stand von 1,75 Prozent bleiben.

Zumindest lautet so die Prognose der Experten der UBS. Der vom Bundesamt für Wohnungswesen (BWO) vierteljährlich erhobene Durchschnittszinssatz der Hypotheken in der Schweiz dürfte zwar erstmals seit zwei Jahren leicht gesunken sein, heisst es in einer Einschätzung der Bank vom Montag. Für eine Anpassung des Referenzzinssatzes, der jeweils auf das nächste Viertelprozent auf- oder abgerundet wird, reicht dies jedoch nicht. Publiziert wird der Referenzzinssatz am kommenden Montag.

Zur Story