EU will Apple mit Riesenbusse strafen – darum geht es
Es wäre eine Strafe von historischer Bedeutung. Dem Techgiganten Apple droht die erste Busse überhaupt durch die Europäische Union (EU), und zwar gleich eine in schmerzhafter Höhe. 500 Millionen Euro soll der Techgigant Apple an die EU zahlen müssen, wie die «Financial Times» berichtete. Die Zeitung beruft sich dabei auf fünf anonyme Personen.
Offenbar ergaben Untersuchungen der EU-Kommission, dass Apple gegen Wettbewerbsregeln verstossen habe. Konkret soll der Techgigant seine dominante Marktposition mit dem App Store ausgenutzt haben. Die Regeln des Store würden iPhone-Nutzerinnen und -Nutzer dazu zwingen, den Abrechnungsdienst des Store zu nutzen. App-Entwickler würden daran gehindert, die Nutzer über günstigere Angebote zu informieren. Dadurch komme es zu «unfairen Handelsbedingungen».
Nervosität macht sich breit
Der milliardenschwere Markt für Musikstreaming wächst immer weiter und ist entsprechend hart umkämpft. Fast ein Drittel des globalen Marktes entfällt auf den schwedischen Branchenprimus Spotify. Und dem gefallen die genannten Praktiken von Apple gar nicht. Am Ursprung des EU-Verfahrens steht denn auch eine formelle Beschwerde von Spotify aus dem Jahr 2019.
Der Streamingriese hat jüngst den Ton gegenüber seinem Konkurrenten Apple verschärft. Unter den Techfirmen macht sich eine gewisse Nervosität breit, weil die EU mit dem «Digital Markets Act» härter gegen die Marktmacht von grossen Technologiekonzernen vorgehen will. Die neuen Regeln treten per Anfang März in Kraft.
Ende Januar kritisierte Spotify-Chef Daniel Ek Apples Pläne zur Neuordnung des App-Stores scharf. Neu sollen Entwickler, deren Apps mehr als eine Million mal pro Jahr installiert werden, für jede weitere App-Installation 50 Cents an Apple zahlen müssen, auch wenn ihre App ausserhalb des Apple App-Stores heruntergeladen wird. Das sei «eine totale Farce» und «Erpressung», erklärte Ek, da es sich so für App-Entwickler nicht lohne, ihre Apps in anderen App-Stores anzubieten, die tiefere Gebühren verlangen.
Der Spotify-Chef dürfte sich also über die erwartete Strafe aus der EU freuen. Die genaue Höhe der Busse soll laut der «Financial Times» Anfang März bekannt gegeben werden. Sowohl Apple als auch die EU-Kommission lehnten eine Stellungnahme gegenüber der Zeitung ab.
Apple verwies jedoch auf eine Erklärung von vor einem Jahr. Darin teilte der Techkonzern mit, man werde auf Bedenken eingehen und gleichzeitig den Wettbewerb fördern. Die Beschwerde von Spotify bezeichnete Apple aber als «unbegründet». Der App Store habe dazu beigetragen, dass Spotify zum führenden Musik-Streaming-Dienst in ganz Europa geworden sei.
Zwar wäre die 500-Millionen-Geldstrafe für Apple eine der höchsten in der Konzerngeschichte. Doch angesichts der Milliardengewinne dürfte sie noch verkraftbar sein: Im Geschäftsjahr 2023 meldete der Techriese einen Gewinn von rund 97 Milliarden Dollar. Zudem hat der Konzern die Möglichkeit, den Befund anzufechten.
Dies tat er auch schon in der Vergangenheit mit Erfolg. Im Jahr 2020 wurde Apple in Frankreich mit einer Geldstrafe von 1,1 Milliarden Euro gebüsst - ebenfalls wegen angeblich wettbewerbswidrigen Verhaltens belegt. Nach einer Berufung wurde die Strafe jedoch auf 372 Millionen Euro gesenkt.
Hinweis: Ursprünglich hiess es im Artikel, App-Anbieter müssten neu 50 Cents pro App-Installation an Apple zahlen, «wenn ihre App über den Apple Store heruntergeladen wird». Korrekt ist: Diese neue Gebühr fällt auch an, wenn sie ihre Apps künftig in anderen App-Stores anbieten. Apple will so mitverdienen, wenn nicht der Apple App Store genutzt wird.
Die neue Gebühr «gilt auch für Entwickler und App-Anbieter, die ihre iOS-Software weiterhin über Apples App Store vertreiben, sich aber für die neue Gebührenregelung entscheiden», schreibt heise.de. Diese soll als Alternative zu Apples bestehendem Provisionsmodell zur Auswahl stehen.