Eine App-Bank.
Auch Smartphone-Bank genannt.
Oder Mobile-Only-Bank.
Diese und weitere Bezeichnungen klingen modern und innovativ, tragen aber nicht zum Verständnis des Phänomens bei. Denn Revolut ist keine Bank im engeren Sinn, sondern will die gesamte Finanzbranche auf den Kopf stellen.
Es handelt sich um ein britisches Fintech-Start-up, das eine Reihe digitaler Bankdienstleistungen bietet in einer mobilen App für junge, technisch versierte Nutzer.
So zum Beispiel:
Revolut sorgt allerdings auch für negative Schlagzeilen. In Medienberichten ist von einer toxischen Firmenkultur die Rede, und von Fehlern beim Kampf gegen Geldwäscherei. Und auch zum Datenschutz gibt es offene Fragen.
Gemäss neusten Angaben hat Revolut bereits 110'000 Schweizer Kunden. Wobei das Unternehmen nicht verrät, wie viele davon die Revolut-App auch tatsächlich regelmässig verwenden. Die Zahl der sogenannten «Active User» würden nicht für einzelne Länder ausgewiesen, teilt Kiran Wylie von der PR- und Kommunikationsabteilung mit.
Das Durchschnittsalter der Schweizer Revolut-Nutzer liege bei 36 Jahren. Die meisten Schweizer Kunden hätten ihren Wohnsitz in Zürich, gefolgt von Genf, Lausanne, Basel und Bern.
Revolut habe nun ingesamt 4,6 Millionen Nutzer, davon 1,3 Millionen wöchentlich aktive Nutzer und 2 Millionen monatlich aktive Nutzer (Stand: 8. April 2019).
Das kommt auf die Perspektive an.
Laut einer neueren Erhebung (siehe Bericht vom Januar 2019) spielen Revolut und Co. in der Schweiz de facto noch keine Rolle. Demnach haben Fintech-Unternehmen hierzulande einen Marktanteil von weniger als 0,1 Prozent.
Aus Konsumentensicht ist natürlich alles zu begrüssen, das den traditionellen Finanzinstituten Feuer unter dem Hintern macht. Zu lange haben die hiesigen Banken abgewartet, wie das Gewürge um den Bezahldienst Twint zeigte. Auch in Sachen Smartphone-Banking hinken sie hinterher.
Zu begrüssen ist auch die Gebührenpolitik: Die meisten Schweizer Kreditkartenanbieter verwenden bei Zahlungen im Ausland deutlich schlechtere Umrechnungskurse und kassieren zusätzliche Bearbeitungsgebühren. «Nie mehr Kreditkartengebühren im Ausland», titelte «Beobachter».
International ist es N26. Das Fintech-Start-up aus Deutschland ist ebenfalls auf europäischem Expansionskurs und hat angekündigt, dieses Jahr in der Schweiz zu starten.
Der «Tages-Anzeiger» bringt's auf den Punkt:
Und schweizweit? Da sind mittlerweile die ersten ernsthaften Herausforderer Neon und Zak am Fuss fassen.
Laut Beobachter eignet sich Revolut für Personen, die ein iPhone oder Android-Smartphone besitzen, mit Apps umgehen können und eine Zweit-Kreditkarte für die Ferien oder das Online-Shopping in Fremdwährungen brauchen.
Die Firma hinter der Smartphone-App ist britisch und arbeitet mit einer litauischen Bank-Lizenz für Europa. Entsprechend schlecht sei Revolut in den Schweizer Zahlungsverkehr integriert, urteilte handelszeitung.ch in ihrem Test. Einzahlungsscheine zu scannen, sei nicht möglich.
Nein. Noch nicht.
Wann die mobilen Bezahldienste integriert werden, kann oder will das Unternehmen nicht verraten. «Bald», heisst es.
Es gibt beim kostenlosen Basis-Angebot relativ tiefe monatliche Limiten für Bargeldbezüge und Ausland-Überweisungen. Wer höhere Beträge «bewegen» will, muss ein kostenpflichtiges Monatsabo abschliessen.
Die Abwicklung von Kartenzahlungen hat in den letzten Jahren wegen technischer Probleme nicht immer funktioniert. Wobei die Ursache bei einem externen Partner liegen soll.
Update: The issue is with our third-party processor. We are actively working with them on a fix. If your payment has been declined and shows as pending, your funds will be automatically reverted shortly.
— Revolut (@RevolutApp) 1. Juli 2018
Nach dem Einzahlen grosser Beträge kann es wegen interner Kontrollen zu Verzögerungen kommen, so dass die überwiesenen Summen längere Zeit nicht verfügbar sind.
Es gibt Berichte von Revolut-Usern über willkürlich erscheinende Änderungen bei den Gebühren.
Der Online-Support ist manchmal überlastet.
And your live agent support waiting time is 20 hours... pic.twitter.com/ZWjv4FiDjp
— Gabriel Chita (@gaby_chitza) 4. Juli 2018
Nein. Davon ist aus Schweizer Sicht abzuraten.
Revolut hat zwar selbst ein Korrespondenz-Konto bei der Credit Suisse, damit hiesige User ihr Guthaben per gebührenfreier Inland-Überweisung aufstocken können.
Wer sich von der Schweiz aus bei Revolut registriert, erhält jedoch keine Schweizer Kontonummer. Denn dazu müsste die britische Firma ihrerseits ein Konto bei der Schweizerischen Nationalbank haben. Und das gibt es laut «Handelszeitung» nur für Banken, die in der Schweiz registriert sind.
Im Dezember 2018 gab das Unternehmen bekannt, dass es in Litauen eine EU-Banklizenz erhalten habe und damit Zugang zum europäischen Markt.
Die Banklizenz schützt Einlagen von Nutzern unter der «European Deposit Insurance Scheme (EDIT)» mit bis zu 100’000 Euro, wie die Handelszeitung berichtete. Allerdings gilt dies nicht für Schweizer User, sondern vorläufig nur für User in Grossbritannien und wenigen weiteren Ländern.
In heimischen Gefilden, sprich Grossbritannien, verfügt Revolut nach wie vor nicht über eine volle Banklizenz.
Streng genommen ist das Revolut-Konto eine Prepaid-Kreditkarte, die man per Inland-Banküberweisung gebührenfrei mit Franken aufladen kann.
Auch beim Aufladen mit einer Schweizer Kreditkarte fallen laut Schilderungen von watson-Usern keine Gebühren mehr an. Und das Guthaben werde bei beiden Transaktionsarten relativ schnell, nicht erst nach Tagen angezeigt.
Ja, das kann man sagen.
Die britische Finanzaufsicht FCA untersucht, ob Revolut eines seiner automatischen Überwachungs-Tools 2018 während mehreren Monate deaktiviert hatte. Der CEO hat entsprechende Medienberichte als unwahr zurückgewiesen.
Fakt ist: Von rund 800 Angestellten ist weniger als ein Viertel für die Compliance zuständig, prüfen also die Einhaltung von Gesetzen und Richtlinien. Sie seien mit einer Millionenklientel konfrontiert, die rasch wachse, kommentierte finews.ch. Um die Finanzkriminalität zu bekämpfen, werde auf Algorithmen gesetzt. Die Überwachung durch Experten aus Fleisch und Blut werde früher oder später abgehängt.
Hilfe gibt es online. Über die App kann man mit einem Revolut-Support-Mitarbeiter chatten.
Beim Bewertungsportal trustpilot.com fallen die Urteile der Internet-User mehrheitlich positiv aus. Eine Minderheit schreibt, sie habe Haarsträubendes erlebt.
Da Revolut rasant wächst und bald 5 Millionen User weltweit zählt, kann man sich mit brennenden Fragen auch an andere User wenden, unter community.revolut.com.
Gegründet wurde das Fintech-Start-up 2015 in London (Canary Wharf). Von Nikolay Storonsky und Vlad Yatsenko.
Zu ihren Beweggründen heisst es, sie seien frustriert gewesen darüber, dass die traditionellen Banken so lange brauchen, um digitale Bankdienstleistungen einzuführen. Gerade die jüngeren Kunden würden es vorziehen, die meisten Dienstleistungen über ihre Smartphones zu nutzen.
Storonsky wird dieses Jahr 35. Der gebürtige Russe hat in Moska Physik studiert, lebt seit 15 Jahren in Grossbritannien und hat die britische Staatsbürgerschaft. Vorher war er als Trader für Credit Suisse und Lehman Brothers tätig.
Sein Geschäftspartner, Vlad Yatsenko, auch 35 und Brite, hat ukrainische und polnische Wurzeln und ist in Deutschland aufgewachsen. Der studierte Informatiker war früher Software-Entwickler bei Credit Suisse und Deutsche Bank.
Ihr gemeinsames Unternehmen hat längst den «Einhorn»-Status erreicht, gehört also zum Klub der milliardenschweren Tech-Start-ups, die noch nicht an der Börse sind. Laut neusten Schätzungen soll Revolut 1,7 Milliarden Dollar wert sein. Und die Investoren stehen angeblich weiter Schlange.
Gewisse beunruhigende Parallelen sind tatsächlich da. Das Geschäftsmodell sieht Wachstum auf Teufel komm raus vor, Mitarbeiter sollen unter ungeheurem Erfolgsdruck stehen, mit entsprechenden Nebenwirkungen.
Yatsenko hat 2018 bei Uber einen Annäherungsversuch via Twitter unternommen. Ohne zählbares Resultat.
Und Storonsky hat öffentlich Vergleiche zwischen Revolut und dem umstrittenen US-Fahrdienst gezogen und er bloggt bewundernd über Airbnb. Beide Tech-Firmen sind berüchtigt für ihr Durchsetzungsvermögen und die Bereitschaft, unbequeme Vorschriften zu beugen oder zu ignorieren.
Laut «Wired» hat Revolut intern massive Probleme, ehemalige Mitarbeiter erzählten, dass das rasante Wachstum mit hohen Personalkosten verbunden sei – mit unbezahlter Arbeit, unerreichbaren Zielen und vielen Job-Wechseln.
Der Geschäftsführer hat über den Firmenblog Besserung versprochen hat. Ob man von einer toxischen Unternehmenskultur wie bei Uber reden kann, ist fraglich.
Die Dienstleistungen von Revolut sind derzeit nur in Europa verfügbar. Die App gibts neu in 24 Sprachen.
🌎 We strive to be inclusive, and that starts with making sure that our app speaks your language. From today, we've translated our app into 24 languages. https://t.co/J0vQg2Uufy
— Revolut (@RevolutApp) 11. April 2019
Das Unternehmen plant, möglichst rasch nach Nordamerika, Asien und Australien zu expandieren.
Gute Frage. Auf der Revolut-Website findet sich keine «Privacy Policy» für die Schweiz. Eine entsprechende Frage lässt die Medienstelle des Unternehmens unbeantwortet.
Zur Datensicherheit erklärt Revolut:
Um zusätzliche Dienstleitungen nutzen zu können, die über das kostenlose Grundangebot hinausgehen, muss man ein Monatsabo «Premium» (8 Euro) oder «Metal» (14 Euro) abschliessen. Dann kann man über die Revolut-App:
Eine Zusammenstellung aller in kostenpflichtigen Abos enthaltenen Dienstleistungen gibts auf der Revolut-Website.
Der Artikel basiert auf verschiedenen online verfügbaren Beiträgen von Medien aus dem In- und Ausland. Aktuelle Firmen-Angaben zu den Nutzerzahlen, zur Datensicherheit und neuen Features stammen von Revolut selbst.
Wenns die hiesigen Banken zum Wandel animiert, ists ein gute Sache.
Wir werden abgezockt und mit all diesen Gebühren zahlen sich Bankmanager und CEOs tolle Boni. Das muss aufhören. Und dieser Wettbewerb wird mehr als jedes Gesetz dazu beitragen.
Aber schlussendlich will ich auch, dass eine seriöse Geschäftsbank dahinter steht. Wenn das irgend eine brit. Unternehmung mit litauischer Banklizenz ist, kommt bei mir nicht gerade Vertrauen auf.
Beim Geld hört der Spass auf...
Keine Gebühren in Fremdwährungen und guter Wechselkurs.
Wenn man öfters in Fremdwährungen zahlt lohnt es sich die Karte einzusetzen.